Islandpferde in Witterschlick Vor über 50 Jahren kamen die ersten Ponys in die Region

ALFTER-WITTERSCHLICK · Sie sind klein und stämmig, tragen im Winter dickes Zottelfell und laufen in ihrer speziellen Gangart Tölt manchem Großpferd davon - Islandpferde gehören auf den Weiden und Reitwegen in der Region mittlerweile zum Alltag. Vor mehr als 50 Jahren holten Pony-Fans aus der Region mit die ersten Tiere von der Insel am Polarkreis nach Deutschland. Zu den Pionieren gehört die Familie Podlech aus Witterschlick.

 Islandpferde-Reiter der ersten Stunde: Darunter die Jugendbuch-Autorin Ursula Bruns (rechts) und Bauer Franz Podlech (Mitte). Repro: GA

Islandpferde-Reiter der ersten Stunde: Darunter die Jugendbuch-Autorin Ursula Bruns (rechts) und Bauer Franz Podlech (Mitte). Repro: GA

"Am Anfang wurden wir ziemlich schräg angeguckt", erinnert sich Robert Podlech, dessen Vater Anfang der 60er Jahre eine kleine Islandpferde-Zucht aufbaute. "Tierschützer waren besorgt, ob die Tiere draußen im Winter nicht frieren." Heute gilt die Haltung im freien auch für viele andere Pferderassen als besonders artgerecht.

In Witterschlick hat damit eine Bewegung ihren Anfang genommen, die die Freizeit-Reiterei in Deutschland deutlich geprägt hat. Die ersten Ponys brachte die Jugendbuch-Autorin Ursula Bruns ins Vorgebirge. Nach ihrer Romanvorlage entstand 1995 der Film "Die Mädels vom Immenhof". Im Mittelpunkt der Handlung: die kleinen Pferde aus Island. Einige der vierbeinigen Hauptdarsteller fanden kurz darauf ihre neue Heimat in Witterschlick.

"Ursula Bruns suchte über ein Inserat einen Platz für ihre Pferde und mein Vater meldete sich", erinnert sich Robert Podlech. Ursula Bruns lebt heute als 90-Jährige in Spanien, die Islandpferde sind geblieben. Den Pensionsgästen folgten schon bald eigene Tiere, die der Landwirt per Schiff aus Island importierte. "Am Anfang haben wir die Ponys auch für die Feldarbeit genutzt, sie waren viel genügsamer als die damals noch verbreiteten Kaltblüter", sagt der heute 67-Jährige.

Bald entdeckten Vater Podlech und seine Söhne Robert und Bruno die Qualitäten der Ponys als Reitpferde. In Bonn und Umgebung entstand eine wachsende Gemeinschaft von Isländer-Freunden, darunter auch Walter Feldmann, der in Aegidienberg (Bad Honnef) heute ein großes Gestüt betreibt.

An die geselligen Anfänge der Islandpferde-Reiterei erinnert sich Podlech gerne: "Wir haben uns fast jedes Wochenende zu langen Ausritten mit Einkehr am Bahnhof Kottenforst oder dem Heimatblick getroffen." Weil es noch keine passenden Sättel in Deutschland für die Tiere gab, hätten die Reiter sich Sitzkissen mit Steigbügeln genäht. "Die Bauern in der Gegend haben uns reihenweise für verrückt erklärt." Bald trafen sich die Ponyreiter zu ersten Turnieren.

"Am Anfang gehörten wilde Galopprennen dazu. Stürze waren an der Tagesordnung." Heute lässt es der Landwirt ruhiger angehen. Podlech fährt mit seinen Isländern Kutsche, seine Tochter Petra führt die reiterliche Tradition der Familie weiter. 19 Islandpferde stehen auf den den Weiden der Podlechs. "Heute wundert sich keiner mehr darüber."

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