Von der Wildnis zum Wohnviertel in Bad Honnef

Am Herz-Jesu-Kloster entstehen Doppelhäuser, Eigentums- und Mietwohnungen - Stadt beschließt die Planauslegung

Von der Wildnis zum Wohnviertel in Bad Honnef
Foto: Frank Homann

Bad Honnef. Es kracht, wummert, scheppert und staubt. Auf dem Areal des früheren Herz-Jesu- Klosters rumoren Bagger und Lastwagen. Wer an der oberen Hauptstraße in Richtung Schmelztal am Kloster mit der Hausnummer 106 stoppt - etwa als Patient den dort praktizierenden Arzt aufsucht - sieht, dass sich auf dem Areal unterhalb eine Menge tut. Mehr als 6 000 Quadratmeter frühere Brachfläche stehen zur Disposition: Sie sollen zum attraktiven innerstädtischen Wohnviertel werden.

Zunächst aber ist der Abrissbagger dran und leistet bereits ganze Arbeit. Der Ständerbau des Klosters aus den siebziger Jahren, an dem die Feuerwehr sich jüngst zu Übungszwecken abseilen und Rauchbomben zünden durfte, wird bald nicht mehr stehen.

Der Bagger nagt Stück für Stück an dem Betonklotz auf Stelzen. "Dieser Ständerbau ist von sehr einfacher Ausstattung und Qualität. Es lohnt sich nicht, ihn in irgendein Konzept einzubinden", sagt Markus Osterbrink, einer der drei Geschäftsführer der Hupperich, Westhoven & Osterbrink Bauträger GmbH (HWO), und verspricht: "Wir schaffen einen Schandfleck weg, nächste Woche sehen Sie davon nichts mehr."

Verwaltung und Politiker sind froh, dass sich auf dem Areal des Herz-Jesu-Klosters die Gelegenheit bietet, "eine innerstädtische Brachfläche mit einer attraktiven Wohnbebauung zu reaktivieren". Und der Bauträger ist optimistisch, sein Projekt problemlos vermarkten zu können. "Die gute Innenstadtlage" - in fünf Minuten ist man zu Fuß in der Honnefer City - sei einfach ein schlagendes Argument für die Neubauten, meint Markus Osterbrink.

25 Eigentumswohnungen sind geplant, dazu acht Mietwohnungen; insgesamt fünf Baukörper sind dafür auf dem Areal vorgesehen. Vier davon sollen auf dem bald freigeräumten Terrain entstehen und sich hofartig um einen begrünten Freiraum gruppieren, der hinter dem Klostergebäude geschaffen wird.

Der fünfte Gebäudekomplex entsteht als Anbau am Kloster zur Hauptstraße hin und ist den Mietwohnungen vorbehalten. Der bisherige Anbau zur Hauptstraße samt der schon lange ungenutzten, teils baufälligen Kapelle soll abgerissen werden.

Für das Vorhaben hat der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt unlängst Auslegung und Behördenbeteiligung einstimmig beschlossen. Osterbrink geht davon aus, "dass wir Ende 2009 Baurecht haben, so dass wir in den Vertrieb gehen können". Im Frühjahr 2010 soll dann Baustart sein für die fünf Häuser, geplant in moderner Architektur zweigeschossig mit Penthouse-Wohnungen obenauf mit großzügigen Dachterrassen. Osterbrink schätzt die Bauzeit auf zwei Jahre; die letzten Käufer werden wohl 2012 einziehen.

Sie gehören nicht zum Bebauungsplan 22, runden das Kloster-Areal aber ab und werden ebenfalls von HWO gebaut: Vier Doppelhaushälften an der Heckenstraße sind weitgehend fertig und teils bezogen, für vier weitere wird zurzeit die Baugrube ausgehoben.

Herz-Jesu-Kloster1918 hatte die Bad Honnefer Gastronomen-Familie Kercher das Haus an der Hauptstraße 106 den Schwestern des Augustinerinnen-Orden aus Neuss vermacht. Zuvor war das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude jahrzehntelang als Gaststätte und "Pensionshaus Friedrich Wilhelm Kercher" geführt worden. 75 Jahre hatten die Augustinerinnen in dem Kloster ihr Domizil.

Zunächst richteten sie ein Ferienheim ein. Später gründeten sie ein Damenstift für alleinstehende Frauen, vor allem pensionierte Beamtinnen, das sich mit den Jahren immer mehr zum Altenheim wandelte. Wegen Nachwuchsmangels sahen sich die Augustinerinnen schließlich gezwungen, das Altenheim aufzulösen. Schweren Herzens verließen am 31. August 1993 die letzten fünf Schwestern das Kloster.

Die Franziskanerinnen vom Heiligen Josef aus Aegidienberg pachteten es. 1994 wurde erheblich in die Erhaltung des Hauptgebäudes investiert. 2004 gaben die Franziskanerinnen die Nutzung als Schwesternerholungs- und Altenheim auf, und 2008 wurde das Gelände von den Neusser Augustinerinnen an die Honnefer "HWO Bauträger GmbH" verkauft. Das Klostergebäude, in dem sich eine Arztpraxis und einige vermietete Kleinwohnungen befinden, soll erhalten bleiben.

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