Verblüffung an der Baugrube

Der Umbau der "Villa Modersohn" in Bad Honnef zu einer Tagesklinik hat begonnen - Die Verwaltung sucht alte Fotos und Dokumente vom dem 1849 errichtete herrschaftliche Anwesen

  Bagger und Kran  treten an der Villa Modersohn in Aktion. Das herrschaftliche Anwesen wird zu einer Tagesklinik umgebaut.

Bagger und Kran treten an der Villa Modersohn in Aktion. Das herrschaftliche Anwesen wird zu einer Tagesklinik umgebaut.

Foto: Homann

Bad Honnef. Der Kran überragt sämtliche Baumkronen im Park der "Villa Modersohn". Der Koloss fläzt vor der Veranda dieses einstigen Prunkstücks im Honnefer Stadtbild. Denn gerade haben die Bauarbeiten an dem seit vielen Jahren ungenutzten, vom wilden Wein umrankten Gebäude mit den mit Brettern zugenagelten Fensterluken begonnen.

Im März 2006 will die Rheinklinik, die im Besitz der auf der Denkmalliste rangierenden Immobilie an der Luisenstraße ist, darin eine Tagesklinik für Psychotherapeutische Medizin eröffnen. Verwaltungsleiter Wilhelm Strohmeier wird demnächst eine große Baustellentafel anbringen lassen - mit einer graphischen Darstellung darauf, die einen Vorgeschmack auf das Endergebnis der Renovierungsmaßnahme bieten wird.

Knapp 500 Quadratmeter Nutzfläche wird die Villa aufweisen, in der sich später 16 Tagesklinikpatienten ihrer Behandlung unterziehen können. Jetzt wird zunächst die Baugrube für den Anbau, Richtung Rheinklinik gelegen, ausgehoben. Noch vor Weihnachten soll der Keller dieses zusätzlichen Gebäudetraktes fertig sein.

Parallel dazu haben die Abbrucharbeiten im Turm begonnen. Die senkrechte Wand an der Treppe wird abgetragen und wieder hochgezogen; danach folgt die Decke, die neu gegossen wird. "Das ist reine Handarbeit", sagt Wilhelm Strohmeier, "wir gehen sehr sorgfältig vor. An der Sicherheit des Gebäudes ist uns sehr gelegen." Statiker prüfen regelmäßig den Zustand des Hauses, "um unangenehme Überraschungen zu vermeiden".

Verblüffung an der Baugrube, als die Arbeiter Fundamente des Altbaus aus Bruchsteinmauern entdeckten. "Wir wussten nicht, wie tief das Fundament ist und auch nicht, aus welchem Material es ist", so Strohmeier. Viele Lastwagen mit alten Ziegelsteinen mussten demzufolge abtransportiert werden.

"Wir wären froh, hätten wir mehr Unterlagen und Fotos aus den verschiedenen Epochen der Villa", meinte der Verwaltungschef denn auch und appellierte an die Honnefer, die möglicherweise im Besitz von Dokumenten über dieses 1849 errichtete herrschaftliche Anwesen sind, sich bei ihm in der Rheinklinik zu melden. Übrigens keine Sorge: Im Moment täuscht die Optik, was die Veranda anbelangt. Die verschwindet natürlich nicht.

Die Seitenmauer musste lediglich abgetragen werden, um die Stabilität der Baugrube zu erhalten, wird aber wieder errichtet. Und der über sieben Meter lange, verzierte Dachbalken des Vorbaus wurde zum Schutz abgenommen, sorgfältig gelagert und kommt später wieder an seinen angestammten Platz. Dann, wenn die "Villa Modersohn" wieder so schön ist wie einst.

1979 hatte das Evangelische Johanneswerk als Träger der benachbarten Rheinklinik das Haus erworben. Eigentlich sollte mit diesem Ankauf das Krankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erweitert werden. Aber denkmalschützerische Auflagen machten das Projekt zunichte.

Neun Jahre später richtete ein Feuer großen Schaden in dem Gebäude an. Die werden nun beseitigt. Der Stuck wird aber nicht wiederhergestellt. Statt Holzbalken werden Betondecken eingezogen. Die Deckenhöhe, die weit über vier Meter liegt, wird möglicherweise etwas minimiert. Die Hierarchie der 16 großzügigen Räume bleibt.

Mit Blick nach Westen entsteht im Erdgeschoss ein Aufenthaltsraum, dem ein Wintergarten zugefügt wird. Direkt darüber im Obergeschoss wird der Großgruppenraum liegen. Ein Vorbau in Richtung des Hauptgebäudes der Rheinklinik ist geplant. Der Eingangsbereich mit verglaster Veranda als Warteraum wird sich wie früher Richtung Straßenseite befinden. Im Dachgeschoss werden Therapie- und Ruheräume ihren Platz haben. Mit diesem Projekt geht ein Traum der Leitung der Klinik in Erfüllung. Diese Tagesklinik wird eine der ganz wenigen Einrichtungen dieser Art in Deutschland sein.

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