Integration von Flüchtlingen Unnötiges Pendeln zwischen den Behörden soll ein Ende haben

BONN/Rhein-Sieg-Kreis · Flüchtlinge, die neu in die Region kommen, halten zunehmend auch die Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg sowie die Jobcenter Bonn und Rhein-Sieg in Atem. Neue Strukturen sind nötig. Als erste Anlaufstelle werden jetzt sowohl in Bonn als auch dem Rhein-Sieg-Kreis sogenannte "Integration Points" gegründet.

Dort sollen Beschäftigte des Jobcenters, der Arbeitsagentur und der Ausländerbehörde der Kommune arbeiten, um Flüchtlingen einen Überblick über das deutsche Beschäftigungssystem zu geben. Niemand soll unnötig zwischen Behörden hin und her geschickt werden. Der erste "Integration Point" in der Region soll im Laufe des Januars in Troisdorf seine Arbeit aufnehmen. "Zusätzlich werden dort Fachleute für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse arbeiten", sagt Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Sieg.

Wahrscheinlich zum 1. März wird die Bonner Einrichtung ihre Arbeit aufnehmen. Dort sind Räume im Nachbarhaus des Jobcenters angemietet worden, die zunächst umgebaut werden müssen.

In Bonn hat die Jugendberufsagentur, eine gemeinsame Einrichtung von Agentur für Arbeit, Jobcenter und dem Jugendamt der Stadt Bonn 140 syrische Flüchtlinge im Alter zwischen 18 und 25 Jahren eingeladen. "Die jungen Menschen sind sehr motiviert", sagt Günter Schmidt-Klag, Geschäftsführer des Jobcenters Bonn. Viele von ihnen wollten studieren. Gleichzeitig hätten sie aber kaum Kenntnisse des deutschen Arbeitsmarktes. "Das duale Ausbildungssystem aus Betrieb und Berufsschule ist nahezu unbekannt", sagt Schmidt-Klag.

Im Vergleich zu anderen Flüchtlingen hätten die Syrer eine relativ gute Schulbildung, aber sie reiche oftmals nicht aus, um ein Studium zu beginnen. Bei 25 der 140 habe sich herauskristallisiert, dass sie in Richtung duale Ausbildung gehen wollen. "Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Integration der Flüchtlinge 'mal eben so' zu leisten ist", sagte Marita Schmickler-Herriger, Leiterin der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg. "Das wird dauern."

Wichtig seien zunächst gute Sprachkenntnisse. 1200 Flüchtlinge absolvierten derzeit in Bonn auf Initiative der Arbeitsagentur Sprachkurse, berichtet Manfred Kusserow, Geschäftsführer der Arbeitsagentur. In der Regel umfassen sie 320 Stunden. Die Berater der Arbeitsagentur gehen auch in die Kurse, um dort erste Daten der Flüchtlinge zu erheben und sie über Möglichkeiten von Ausbildung und Arbeit zu informieren.

Nach und nach kommen die Flüchtlinge, die neu in Deutschland sind, in der Zuständigkeit von Arbeitsagentur und Jobcenter an. Das Jobcenter Bonn ist für 2100 Flüchtlinge zuständig, deren Aufenthaltsstatus geklärt ist. Im Rhein-Sieg-Kreis sind es 500. Bei der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg, die für die Flüchtlinge mit ungeklärtem Status zuständig ist, haben sich 300 gemeldet: "Wer nicht weiß, ob er in Deutschland bleiben kann, hat natürlich andere Sorgen als einen Arbeitsplatz", so Schmickler-Herriger. Insgesamt seien dem Rhein-Sieg-Kreis 8000 Flüchtlinge zugewiesen. In Bonn bekämen 3000 Menschen Mittel aus dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Grundsätzlich war für den Arbeitsmarkt der Region 2015 ein gutes Jahr. Das stellten gestern einhellig die Spitzen der Arbeitsagentur sowie der Jobcenter der Region bei ihrer Bilanz fest. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sei gestiegen, die Arbeitslosigkeit gesunken, und bei den Ausbildungen sei ein Rekordergebnis von 5500 Verträgen erzielt worden. Die Jugendarbeitslosigkeit sei in der Region um zehn Prozent zurückgegangen. "Ein wirklich schönes Ergebnis", so Schmickler-Herriger. Besonders Augenmerk soll im kommenden Jahr auf den Langzeitarbeitslosen liegen, die bei den Jobcentern 50 Prozent der Kunden ausmachen.

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