Tote Leitungen sorgen in Alfter für blanke Nerven

Seit drei Tagen ist die Telefon- und Internetverbindung in Alfter massiv gestört. Unternehmer befürchten bereits Umsatzeinbußen und fordern Schadensersatz von der Telekom.

 Kein Anschluss unter dieser Nummer: Stephanie Weber ist richtig sauer auf die Telekom, die Leitung ist seit drei Tagen tot.

Kein Anschluss unter dieser Nummer: Stephanie Weber ist richtig sauer auf die Telekom, die Leitung ist seit drei Tagen tot.

Foto: Wolfgang Henry

Alfter. Als Willi Weber am Montag den Telefonhörer von der Gabel nahm, war nur Stille zu hören. Die Leitung war tot. "Das kann der geschäftliche Ruin eines jeden Gewerbetreibenden sein", klagte der Heizöl-Lieferant von der Bahnhofstraße: "Alle Computer hatten keine Verbindung ins Internet, die Telefone standen still, und von der Telekom war nur zu hören: 'Wir arbeiten daran.'"

Zwar richtete ihm die Telekom eine Rufumleitung ein, aber eben nur eine einzige: "So hatten wir nach einiger Zeit alle Anrufe, die sonst an drei Arbeitsplätzen entgegen genommen werden, auf einem einzigen Privathandy", schimpfte Weber, der nur rätseln kann, wie viele Kunden sich wegen toter oder besetzter Leitung an Konkurrenten gewandt hatten.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Schwache Leistung"Außerdem musste er auch noch drauflegen: Weil er ohne Internetzugang nicht genau ablesen konnte, wie viel er seinen Zulieferern schuldig war, musste er "Phantasiesummen" überweisen und dabei sicherheitshalber einen Überschuss einplanen - bei gut 200 000 Euro pro Tanklaster-Füllung eine kostspielige Angelegenheit.

"Denn bei Shell in Hamburg glauben die das doch nicht, dass das mit der Telekom hier so ein Saftladen ist und ich deswegen nicht bezahlen kann", so Weber. Im Gegensatz zur Volksbank am Herrenwingert, die von der Störung seit Sonntag nicht betroffen war, standen die Kunden bei der Kreissparkasse an der Holzgasse am Montag vor verschlossenen Türen.

"Am Dienstag hat die Zentrale in Köln alle Gespräche auf Privathandys umgeleitet und uns Aufträge per Mail zugeschickt, das ging eigentlich", sagte Filialdirektorin Sara Olianas. Große Probleme bedeutete die Störung dagegen für den Allgemeinmediziner Jürgen Bremen. Seine Praxis an der Kronenstraße war rappelvoll, weil sich die Kranken keinen Termin geben lassen konnten.

In einem Fall kam sogar jemand in die Praxis gelaufen, um den Doktor persönlich wegen eines Notfalls zur Hilfe zu rufen. In der Sonnenapotheke unter der Praxis rotierte das Personal von Apotheker Ulrich Köhn: "Wir mussten per Handy alle Bestellungen einzeln durchgeben, was bei 60 Einzelpositionen schon einmal zehn Minuten dauern kann", berichtete Köhn.

Die Telekom habe ihn außerdem am Montag noch vertröstet, dass die Störung innerhalb von 24 Stunden behoben sei. "Auf die Möglichkeit, eine Rufumleitung einzurichten, haben sie mich erst am Dienstag hingewiesen, und der versprochene Besuch eines Technikers steht bis heute noch aus", zeigte Köhn sich genervt. "Ich hatte hohe Handykosten an diesen Tagen, die ich bei der Telekom mal in einem netten Brief einfordern werde."

Möbelhaus-Leiter Willi Kurth hat von der Telekom eine Kompensation erhalten: Zehn Euro, mehr nicht, sagte der Landgraben-Anlieger frustriert. Er hatte am Donnerstag immer noch kein Telefon. "Manche Aufträge müssen aber innerhalb von drei Tagen bestätigt werden. "Ob mich diese Störung also noch mehr kostet, weiß ich noch nicht."

"Schön ist anders", kritisierte Provinzial-Vertreter Marco Adolf aus der Holzgasse ebenfalls die Telekom. Er rechne aber nicht mit weiteren Konsequenzen: "In der Versicherungsbranche weiß man eben, dass es auf manche Dinge einfach keinen Einfluss gibt."

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