Radio-Observatorium Effelsberg Supernova und Musik aus dem All

REGION · Mit dem größten Radioteleskop Europas können Besucher im Radio-Observatorium Effelsberg bei Bad Münstereifel am Tag der Astronomie sogenannte "Supernova-Überreste" bestaunen.

Wenn ein sehr massereicher Stern sein Dasein beendet, dann mit Wucht: Er explodiert. Supernova wird das kurzzeitige helle Aufleuchten durch die Explosion genannt, mit der die Lebenszeit des Himmelskörpers zu Ende geht. Doch das Ende ist auch ein Anfang. Denn aus dem Material, den chemischen Stoffen, die bei einer Supernova-Explosion mit 10.000 Kilometern pro Sekunde ins Weltall geschleudert werden, entstehen wieder neue Sterne.

Um die Kartierung eines Supernova-Überrestes geht es am Samstag, 21. März, im Radio-Observatorium Effelsberg bei Bad Münstereifel. Zum Tag der Astronomie lädt der Förderverein des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie zu Live-Beobachtungen mit dem größten Radioteleskop Europas ein. Die Überreste, die vermessen werden sollen, stammen von einer gewaltigen Sternexplosion, die der dänische Astronom Tycho Brahe im Jahr 1572 beobachtete.

"Das ist astronomisch gesehen noch gar nicht lange her, wenn man bedenkt, dass unser Universum knapp 14 Milliarden Jahre alt ist", sagt Astrophysiker Norbert Junkes, Beauftragter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn. Was allerdings 1572 auf der Erde zu bemerken war, hat sich in 6000 Lichtjahren Entfernung abgespielt - entsprechend lange war das Licht also unterwegs, ehe es die Menschen auf der Erde beobachten konnten.

Bei der Schaumessung für Besucher misst das Teleskop, das einen Durchmesser von 100 Metern hat, die Radiostrahlung der Explosionswolke. "Es wird auf die entsprechende Position am Himmel gerichtet und rastert die 'Sternleiche' Punkt für Punkt, Zeile für Zeile ab", erklärt Junkes.

Die Radiowellen machen die Astronomen dann mittels Computer sichtbar: In Form von Höhenlinien wie in einem Atlas lässt sich so erkennen, welche Ausmaße die Explosionswolke hat. Interessant: "Wenn man die Kartierungen von meinem Kollegen Ernst Fürst von 2001 und 1996 vergleicht, kann man feststellen, dass die Explosionswolke größer wird", so Junkes.

Doch nicht nur Tychos Supernova-Überrest steht beim Besuchertag im Mittelpunkt. Es geht auch um den "Stoff, aus dem die Sterne sind". Vereinfacht erklärt Norbert Junkes es so, dass zwischen den Sternen Gaswolken existieren, in denen verschiedene Moleküle vorkommen. Mithilfe der Radiowellen des Teleskops können die Wissenschaftler eine Art Fingerabdruck der Moleküle nehmen, der sich in Form von Linien darstellt, die bei jedem chemischen Stoff anders ausfallen. Und sogar Musik aus dem Weltraum präsentieren die Forscher ihren Besuchern. Zugegeben, es sind eher knatternde Töne, und sie kommen auch nicht geradewegs aus dem All. Wer beim Arzt schon mal "in der Röhre" war, wird sich vielleicht daran erinnert fühlen. Die Rede ist von Radiosignalen, die sogenannte Pulsare aussenden und die das Effelsberger Radioteleskop messen kann. Die Astronomen können wiederum die gemessenen Signale in eine Tondatei umwandeln und sie so wahrnehmbar machen.

Was ist ein Pulsar?

Wie der Fachmann erläutert, wird bei der Explosion eines Sterns einerseits Material herausgeschleudert, andererseits bleibt im Innern ein hochverdichteter Stern übrig. Junkes: "Man kann sich das so vorstellen: Ein Stern, der größer war als die Sonne wird zusammengequetscht auf den Durchmesser einer Stadt wie Köln." Da gehe es um eine "horrende Dichte" von 100 Millionen Tonnen pro Kubikmeter Materie.

Ein solch verdichteter Stern sendet - ähnlich wie ein Leuchtturm das Licht - stark gebündelte Radiostrahlen aus. Jedes Mal, wenn ein Strahl auf das Radioteleskop trifft, gibt es ein Signal, das das Teleskop registriert. Und je nachdem, wie schnell sich ein Pulsar um sich selbst dreht, - also etwa einige Sekunden pro Umdrehung bis zu 700 Mal pro Sekunde - unterscheiden sich auch die ausgesendeten Radiosignale und entsprechend die "Pulsarmusik", die die Effelsberger Forscher daraus mit ihren Tondateien erzeugen können.

"Die Pulsare mit ihren genau vermessenen Umlaufzeiten sind für die Wissenschaftler Messmarken zur Erforschung des Universums", sagt Junkes und fügt hinzu: "Unser Labor liegt eben viele Lichtjahre entfernt, wir können nicht mal eben selber hinfliegen." Aber das Teleskop bringt die Forscher - und am 21. März auch ihre Besucher - dem Weltraum ein Stückchen näher.

Programm für Besucher

Zum Tag der Astronomie der Vereinigung der Sternfreunde lädt der Förderverein des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie für Samstag, 21. März, zu Live-Beobachtungen im Besucherpavillon des Radio-Observatoriums Effelsberg ein. Das Programm wird für zwei Gruppen (je bis 40 Teilnehmer) angeboten, 13 bis 15 Uhr oder 15 bis 17 Uhr. Eine Anmeldung ist bis Dienstag, 17. März, erforderlich, per E-Mail an fv@mpifr-bonn.mpg.de

Der Besucherpavillon liegt an der Max-Planck-Straße 28, 53905 Bad Münstereifel (circa zehn Minuten Fußweg vom Besucherparkplatz). Weitere Infos gibt es auch auf der Seite des Max-Planck-Instituts und bei der Vereinigung der Sternfreunde.

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