Phantasialand Stadt Brühl für Erweiterung des Freizeitparks um 30 Hektar

Brühl · Wenn es nach der Stadt Brühl geht, dann darf das Phantasialand seine Pläne verwirklichen und seine Fläche verdoppeln. Eine entsprechende Stellungnahme zur Änderung des Regionalplans hat die Stadt jetzt der Bezirksregierung übermittelt. Grundlage ist ein Beschluss, den der städtische Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen der Grünen gefasst hat.

 Platz für weitere neue Attraktionen wie die Achterbahn "Black Mamba" im Themenbereich "Africa" soll durch die Erweiterung entstehen.

Platz für weitere neue Attraktionen wie die Achterbahn "Black Mamba" im Themenbereich "Africa" soll durch die Erweiterung entstehen.

Foto: Henry

In dem Schreiben befürwortet die Stadt die Änderung des Regionalplans und die Ausweisung einer Erweiterungsfläche für das Phantasialand von 30 Hektar, was 45 Fußballfeldern entspricht. Dies sei zur Standortsicherung des Freizeitparks und zur Sicherung und Bereitstellung von Arbeitsplätzen notwendig. Bislang hat das Phantasialand eine Größe von rund 28 Hektar.

Schon seit Jahren bemühen sich die Betreiber des Freizeitparks, ihr bestehendes Gebiet zu erweitern, um den Besuchern neue Attraktionen anbieten zu können und so gegenüber anderen Parks konkurrenzfähig zu bleiben.

Das Problem ist dabei die Umgebung: die Autobahn im Süden und die Wohnbebauung im Osten, die eine Ausdehnung nahezu unmöglich machen. Auch die geplante Erweiterungsfläche im Westen ist problematisch, denn das Gelände wurde vor Jahrzehnten rekultiviert, gehört dem Land Nordrhein-Westfalen und ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Daher bedarf es einer Regionalplanänderung, die zurzeit der Regionalrat der Bezirksregierung Köln erörtert. Kommendes Jahr soll die Entscheidung fallen.

In seiner Sitzung Mitte 2006 hatte der Regionalrat bereits grundsätzlich die Notwendigkeit einer Erweiterung um 30 Hektar anerkannt, allerdings zeichnerisch im Plan nur 16 Hektar im Westen ausgewiesen. Im danach eingeleiteten Beteiligungsverfahren versucht die Stadt Brühl nun, doch noch eine Ausweisung von 30 Hektar in den Plan aufzunehmen. Dazu hat das Phantasialand in Abstimmung mit der Stadt das Kölner Büro für Faunistik beauftragt, eine natur- und artenschutzrechtliche Untersuchung der Erweiterungsfläche vorzunehmen.

Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass "eine entsprechende Änderung des Regionalplans möglich ist", da natur- oder artenschutzrechtliche Konflikte nicht zu erwarten seien oder durch entsprechende Maßnahmen und Festlegungen gelöst werden könnten.

Neben der naturschutzrechtlichen Bewertung der Erweiterungsfläche begründet die Stadt Brühl in ihrer Stellungnahme ausführlich die Notwendigkeit der Erweiterung des Phantasialandes. "Wir können nachvollziehen, dass die Betreiber ohne eine Ausweitung ihre Existenz bedroht sehen", sagt Gerd Schiffer, Pressesprecher der Stadt Brühl. Knackpunkt dabei ist die Besucherzahl; rund zwei Millionen Gäste kommen jährlich in das Phantasialand. 90 Prozent davon sind laut der Stellungnahme der Stadt Brühl allerdings wiederkehrende Besucher, denen der Park Neues bieten muss.

Bei den gegenwärtigen Betriebskosten und dem aktuellen Pro-Kopf-Umsatz erreicht der Park bei 1,65 Millionen Besuchern pro Jahr die Kostendeckung, den so genannten Break-even-point. Weitere 550.000 Besucher sind notwendig, um Investitionen im bisherigen Umfang finanzieren zu können. Doch hier liegt das Problem: Die sich aus diesen Berechnungen ergebenden 2,2 Millionen Gäste sorgen dafür, dass sich an einer "größeren Anzahl von Öffnungstagen" Schlangen vor den Attraktionen bilden.

Die Besucher seien dann unzufrieden und kämen nicht wieder. Das sei auch der Grund für den Besucherrückgang zwischen 1999 und 2004. Bei einer Erweiterung müsste der Park natürlich weitere Investitionen tätigen, bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten. Dafür seien höhere Einnahmen nötig. Daher ist die Planung auf 2,6 Millionen Besucher im Jahr ausgerichtet.

Bei der Personalplanung geht das Unternehmen davon aus, dass sich durch die Erweiterung die Zahl der Beschäftigten um insgesamt 500 Mitarbeiter (400 Saisonkräfte, 100 unbefristete Beschäftigte) auf 1620 (1200/420) erhöhen würde. Das Phantasialand ist bereits der größte Arbeitgeber im Dienstleistungssektor der Stadt Brühl. Die Zahl der Arbeitsplätze, die indirekt durch den Freizeitpark entstanden sind oder erhalten werden, soll von 3000 auf 4500 steigen.

Sollte der Regionalrat der Erweiterung um 30 Hektar zustimmen, möchte die Geschäftsführung das Phantasialand zu einem Kurzurlaubsziel ausbauen und zumindest Teile des Parks ganzjährig öffnen. Dafür müsste sich aber für Besucher ein mehrtägiger Aufenthalt lohnen, weil das gesamte Angebot nicht mehr an einem Tag genutzt werden kann. Bei dem Erweiterungsplan sollen daher unter anderem 4,5 Hektar für Fahr-, drei Hektar für Wasserattraktionen, vier Hektar für Sport- und neue Unterhaltungangebote sowie drei Hektar für Hotel- und Übernachtungsangebote genutzt werden.

"Im allergünstigsten Fall könnte in drei Jahren mit neuen Baumaßnahmen in dem Erweiterungsgebiet begonnen werden. Allerdings gibt es natürlich widerstrebende Ansichten, die das Ganze verzögern könnten. Dem Phantasialand geht es aber in erster Linie einmal um Planungssicherheit", sagt Brühls Pressesprecher Schiffer.

Europa-Park

Im Vergleich zum Phantasialand hat der Europa-Park Rust in der Nähe von Freiburg nach eigenen Angaben seine Fläche von 1975 bis 2005 von 18 auf 70 Hektar vergrößert. Im selben Zeitraum wuchs die Mitarbeiterzahl von 50 auf 2800, die Besucherzahl von 250.000 auf 3,7 Millionen. Einen Anstieg gab es durch drei Themenhotels bei den Betten - von anfangs null auf 4129 - und bei den Öffnungstagen pro Jahr (von 93 auf 275).

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