Spezialisten aus Polen befreien Drachenfelsbahn vom Rost

Mit drittem Anstrich kommt der letzte Schliff - Damit ist die 2004 begonnene Restaurierung pünktlich zum 125. Bestehen abgeschlossen - Gesamtkosten: 70 000 Euro

Spezialisten aus Polen befreien Drachenfelsbahn vom Rost
Foto: Homann

Königswinter. Hin und her schwingt Karol Meler den Pinsel, von dem dick silberner Lack trieft. Gerade ist er dabei, auf einer gusseisernen Glocke eine neue Farbschicht aufzutragen. Und es ist eine besondere Glocke, derer er sich da annimmt.

Sie hat von 1927 an bis 1958 zu Beginn jeder Fahrt der "Lokomotive Nr. 2", die den Drachenfels hinauf schnaufte, gebimmelt. Schon lange aus dem Dienst genommen, steht das zehn Tonnen schwere, dampfbetriebene Gefährt seither als Ausstellungsstück an der Talstation der Bergbahn - vor dem so viel jüngeren Tourismusbahnhof.

2004 war Lok 2 - ihren Namen verdankt sie dem Umstand, dass sie die zweite von fünf Lokomotiven war, die die Maschinenfabrik Esslingen in den 20er Jahren für die Königswinterer Bergbahn produzierte - das letzte Mal auf große Fahrt gegangen.

Allerdings nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf dem Rücken eines Schwerlasttransporters. Er schaffte sie ins polnische Pila, wo sie bis März 2005 im Auftrag der Bergbahnen im Siebengebirge AG für rund 60 000 Euro restauriert wurde.

Und jetzt sind die polnischen Restaurierungsspezialisten nach Königswinter gekommen, um dem historischen Gefährt pünktlich zum 125. Geburtstag der Bergbahnen, der am 17. Juli mit geladenen Gästen und dann auch noch mit einem Familientag (20. Juli), einem Seniorentag (26. Juli) und anderen Aktionen gefeiert wird, mit dem dritten Anstrich den letzten Schliff zu verpassen.

"Das ist der Anstrich, den die Lok in Polen nicht mehr bekommen konnte", erklärt Jürgen Limper, Geschäftsführer der Bergbahnen im Siebengebirge AG. Denn damals, vor drei Jahren, wollte man unbedingt, dass die Lok zur Eröffnung des Tourismusbahnhofes wieder zurück ist.

Und zu diesem Zeitpunkt fehlte eben noch der dritte Anstrich - nicht weil bei der Restaurierung gebummelt wurde, sondern weil in der polnischen Werkhalle noch im März Temperaturen von vier Grad minus herrschten und es unmöglich machten, den Lack fachgerecht aufzutragen. Dieser Umstand führte auch dazu, dass Lok 2 schon ein Jahr nach den umfassenden Arbeiten wieder Rost ansetzte - zum Entsetzen der Königswinterer Auftraggeber.

Aber mit dem Flugrost ist es nun vorbei. Denn Karol Meler und seine vier Kollegen polieren seit Montag jede Schraube, schleifen jede Stahlfläche und bürsten jedes Rad ab. Dabei kommen sie neben der "Außenhaut" auf mindestens 300 Einzelteile, zum Beispiel unzählige Messingmuttern, meterweise Kupferleitungen, hunderte von Nieten, einen kleinen Berg Splinte, diverse Dampfhähne, schwere Stößel und natürlich die Glocke. Alle sind sie behutsam auf Filzmatten gebettet worden.

Ein Teil der Männer arbeitet drinnen in der Werkstatt an den abmontierten Teilen - ab und an schaut einer der Bahnfahrer herein und erkundigt sich nach dem Stand der Dinge. In der Luft hängt ein Hauch von Lösungsmittel und Lack. Der andere Teil der Männer werkelt draußen an der eigentlichen Lok.

Die steht übrigens, in Richtung Bergfahrt, auf dem 2005 eigens für sie erbauten Podest - wettergeschützt durch ein Dach und in Sichtweite ihrer "Transport-Konkurrenz", der Esel. Jetzt gerade ist eine große Holzleiter an das historische Gefährt angelehnt, um ihm auch aufs Dach steigen zu können. Ein Poliertuch hängt aus dem Heckfenster.

Wenn die polnischen Mechaniker mit ihrer mühseligen Feinarbeit per Schleifpapier und Drahtbürste fertig sind, kommt Schritt zwei: das Lackieren der Teile in - je nachdem - lindgrün, schwarz, rot oder silbern.

Schritt drei ist dann der endgültige Zusammenbau, wenn, so unkt Limper, "die Männer noch wissen, wo alles hingehört". Und dann kommt, voraussichtlich an diesem Wochenende, auch das wieder komplett zum Vorschein, wovon Limper mit Hingabe schwärmt: "Das unwahrscheinlich schöne Innenleben". Davon können sich dann auch die Zahnradbahnbesucher ab sofort überzeugen.

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