Sinziger Turmbläser spielen für die Flutopfer

Erlös geht an Pfarrer Gerhard Hensel für eine Krankenstation in Südindien

  In den Dienst der guten Sache  haben sich die Sinziger Turmbläser mit ihrem Konzert in Sankt Apollinaris gestellt.

In den Dienst der guten Sache haben sich die Sinziger Turmbläser mit ihrem Konzert in Sankt Apollinaris gestellt.

Foto: Vollrath

Remagen. (sim) Die Bilder der Flutkatastrophe rund um den Indischen Ozean machten auch die Sinziger Turmbläser betroffen. Und so beschloss das Blechblasensemble für Alte Musik, sein Neujahrskonzert zugunsten derer zu spielen, die vielfach nichts mehr haben.

Mit einem leicht modifizierten Programm ihres Weihnachtskonzerts waren die Musiker einmal mehr Gast in der Remagener Apollinariskirche. Und in der Kirche der Franziskaner gelang es dem Ensemble gemeinsam mit Sopranistin Kerstin Hövel den Zauber der Weihnacht ins neue Jahr zu übertragen, aber auch den Spagat zu Besinnlichkeit und Nachdenklichkeit hin zu vollführen. Dabei blieb Raum für Gedanken an das Schicksal der in Asien so hart getroffenen Einheimischen wie Urlauber.

Gleich zu Beginn breitete sich Festlichkeit aus in dem Gotteshaus zu einer doppelchörigen Motette für Orgel und Bläser von Jakobus Gallus. Zurückgezogen auf die Empore ließen Kerstin Hövel, Lars Heller und Ensemble-Leiter Stephan Pauly ihre Zuhörer sich dann ebenfalls ganz auf das Gehörte konzentrieren: Sopranstimme, Hoch-B-Trompete und Orgel erklangen zu einer anspruchsvollen Arie von Alessandro Scarlatti.

Überhaupt sorgte Hövel mit einer durchaus festen Stimme zu einfühlsam-zarten Bachschen Kompositionen aus "Schemellis Musicalischem Gesang-Buch" für innige Momente: "Ermuntere dich, mein schwacher Geist" und "O Jesulein süß" rührten an, während etwa die Turmbläser mit Georg Friedrich Händels "Hallelujah" aus dem "Messias" tiefere und stolzere Töne anschlugen, zu der die Stimme Hövels ein schöner Kontrast war.

Ernst und tragend, voll klingend, mit hervorragenden Trompeten und Tuba realisierte das Ensemble Hans Leo Hasslers sechsstimmigen Satz "Verbum caro factum est" (Das Wort hat Fleisch angenommen) in Anspielung auf die Schilderung der Geburt Jesu Christi im Johannes-Evangelium. Stets im dynamischen Fluss und nie zu monumentalisiert spielten die Bläser.

Besonders gefällig für das Ohr erklang eine Suite aus "Dansereye" des Renaissance-Meisters Tilman Susato: Geistvoll und abwechslungsreich interpretiert vom leisen Schreiten bis zum raschen Vorwärtsdrängen. Erst würdevoll und erhaben, dann lebhaft und fröhlich kam eine zweisätzige Suite von Johann Hermann Schein daher.

Und nicht minder reizvoll umgesetzt war die Bachsche Kantate "Schafe mögen sicher weiden", auf die Stephan Pauly an der Orgel eine aufwühlende Toccata von Dietrich Buxtehude folgen ließ. Dann bewältigte das Publikum gemeinsam mit den Turmbläsern einen Zeitsprung von rund 200 Jahren zu einem ausgelassenen zeitgenössischen Stück von Leroy Anderson.

Und die Zuhörer schienen genauso wie die Akteure Spaß zu haben an dieser Schlittenfahrt, auch wenn der Schneeaktivitäten draußen noch in weiter Ferne schienen. Ein langer und begeisterter Applaus und zwei Zugaben beendeten das Konzert, nachdem das Publikum zum Spiel der Turmbläser "Tochter Zion" mitgesungen hatte.

So waren alle zum Ende froh gestimmt und vergaßen doch nicht den guten Zweck: 500 Euro spendeten die Musikliebhaber aus dem Rheintal. Das Geld wird Stephan Pauly an den Sinziger Pfarrer Gerhard Hensel übergeben für eine Krankenstation in Südindien, die die Pfarrgemeinde Sankt Peter unterstützt. "Weil Indien sonst Hilfe von außen ablehnt und weil die Summe nicht in Organisations- und Kerosinkosten untergehen, sondern den von der Flut betroffenen Menschen helfen soll", wie Pauly erklärte.

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