Notunterkunft für Flüchtlinge in Siegburg Schulhofnähe ist die größte Sorge

SIEGBURG · Ruhig und sachlich, aber zum Teil auch kritisch ging es gestern bei der Infoveranstaltung zur Notunterkunft für Flüchtlinge in Siegburg zu: Gut 200 Bürger waren dazu in die Mensa des Schulzentrums Neuenhof gekommen.

Dort konnten die Besucher ihre Fragen loswerden und auch einen Blick in die nebenliegende Halle werfen, in der bis zu 150 Flüchtlinge untergebracht werden. Sie ist laut Bürgermeister Franz Huhn aufgrund der Brandmeldeanlage die einzige Halle in Siegburg, die infrage kommt. Schulhof und Bolzplatz sollen den Schülern aber weiter zur Verfügung stehen.

Wie berichtet, hat die Bezirksregierung Köln nach Troisdorf und Hennef nun Siegburg um Amtshilfe gebeten. Der Hintergrund: Die regulären Erstaufnahmestellen des Landes sind wegen steigender Flüchtlingszahlen überfüllt. Freitag erhielt die Stadt die Information, schon vergangenen Montag sollten die Flüchtlinge ankommen.

Die Kreisstadt konnte einen Aufschub bis zum kommenden Montag erreichen. Seither habe die Stadt einige logistische Probleme lösen müssen: vom Sicherheitsdienst bis zum Feldbett, so Huhn. Es hätten bereits viele Menschen ihre Hilfe angeboten. Unter gut 90 Anrufen beim Bürgertelefon seien bislang nur vier Beschwerden gewesen. Huhn: "Es ist großartig, die Siegburger kommen mit Koffern angerannt. Da können wir miteinander stolz drauf sein."

Die Nähe der Turnhalle zum Schulhof steht im Vordergrund

Die Fragen drehten sich vor allem um die Nähe der Turnhalle zum Schulhof. Dürfen sich die Flüchtlinge frei bewegen und wie sieht es mit Lärm aus, wollten Besucher wissen. "Es sind freie Menschen", antwortete Huhn. Sie sollten sich aber im Wesentlichen hinter der Halle am Bolzplatz aufhalten.

Sorgen äußerten einige Eltern darüber, dass die Flüchtlinge sich in den Pausen unter die Schulkinder mischen könnten. "Ich möchte nicht, dass jemand auf dem Schulhof ist, der mit der Schule nichts zu tun hat", sagte ein Vater. Huhn: "Wir sind in Troisdorf und Hennef gewesen und die Flüchtlinge sind alle relativ scheu.

Aber wenn sie vernünftig mit auf dem Schulhof sind, wo ist das Problem?" Laut Anna-Maria Steinheuser, Leiterin der Hauptschule, werden die Kinder intensiv vorbereitet. "Wenn Sie etwas beobachten, was Ihnen Sorge macht, wenden Sie sich an mich, wir werden dem nachgehen", wandte sich Gesamtschulleiter Jochen Schütz an die Bürger. Realschulleiterin Ellen Kaufmann lenkte deren Blick auf das Wesentliche, mit dem Zitat eines Siebtklässlers: "Wie unwichtig ist unser Sportunterricht, wenn es um die Sicherheit von Menschen geht?"

Überwiegend verständnisvoll zeigten sich die Vertreter der 30 Sportvereine, die die Halle am Neuenhof normalerweise nutzen. "Der Schulsport hat Vorrang", erklärte Jugendamtsleiter Heinz Walter Pütz, wie Verwaltung und Stadtsportverband bei der Suche nach alternativen Sportstätten vorgehen. Das Anno-Gymnasium und Grundschulen haben ihre Turnhallen angeboten, der Kreis die Halle seines Berufskollegs. Weitere Gespräche laufen. In einem ersten Schritt haben die Planer die Meisterschaftsspiele vom Neuenhof in die Vierfach-Turnhalle des Anno-Gymnasiums verlegt. Nun arbeiten sei am Trainingsplan.

Mehr zum Thema auf: www.ga.de/fluechtlinge

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