Schon bei 0,3 Promille droht Strafe

Die Polizei kontrolliert im Rhein-Sieg-Kreis verstärkt junge Fahrer auf Alkohol- und Drogenkonsum - 18- bis 24-Jährige besonders häufig in Unfälle verwickelt

  0,0 Promille:  Nichts zu fürchten hat der Autofahrer, den der Polizist zum Alkotest gebeten hatte.

0,0 Promille: Nichts zu fürchten hat der Autofahrer, den der Polizist zum Alkotest gebeten hatte.

Foto: dpa

Rhein-Sieg-Kreis. Wenn Alkohol am Steuer bei einem Unfall im Spiel ist, sind junge Erwachsene häufiger in das Geschehen verwickelt als ältere Fahrer. Heute vor fünf Jahren reagierte die Politik auf die erschreckende Bilanz und setzte am 1. Mai 1998 den Grenzwert auf 0,5 Promille herab. Nachdem 2000 wieder mehr Alkoholunfälle passierten, verschärfte der Gesetzgeber 2001 die Regelung mit schwereren Strafen.

"Bei den Unfällen mit 18 bis 24 Jahre alten Fahrern ist fünf- bis sechsmal häufiger Alkohol als Ursache im Spiel als bei den anderen Altersgruppen", sagt Ralf Madronte vom Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizeibehörde.

Im Rhein-Sieg-Kreis sei die Zahl der Unfälle mit jungen Fahrern allerdings leicht geschrumpft. Auch im Jahr 2002 sei Alkohol einer der Hauptgründe für Unfälle mit Führerscheinanfängern gewesen. "Bei vielen Fahrern ist auch heute noch die Promillegrenze von 0,8 im Hintergrund."

"Wir setzen auf Prävention und informieren die Jugendlichen über Wirkung und Folgen", sagt Madronte. Der Polizeihauptkommissar spricht mit Schülern der Berufskollege und in den Kursen der Kreishandwerkerschaft über die Gefahren. "Den jungen Leuten sind die Schwierigkeiten durchaus bekannt, sie müssen sie sich nur immer wieder vergegenwärtigen."

"Die Feinheiten im Falle eines Unfalls kennen aber nur wenige", sagt Madronte. So verlängert sich die Probezeit bei Führerschein-Neulingen automatisch um zwei Jahre. Außerdem werden kostenpflichtige Nachschulungen fällig. Je nach Schwere des Unfalls kann das 250, 500 oder 750 Euro kosten. Außerdem drohen ein ein- bis dreimonatiges Fahrverbot sowie Punkte in der Flensburger Kartei.

In den Workshops fragten die Jugendlichen häufig, wieviel sie denn trinken dürften, wenn sie noch fahren wollen. "Die Prämisse muss aber lauten: Kein Alkohol am Steuer", sagt der Beamte. Schon geringe Mengen Alkohol schränken Reaktions- und Sehvermögen ein. Übrigens: Auch wer 0,3 Promille Alkohol im Blut hat, muss nach einem Unfall mit Strafanzeige rechnen.

Madronte spielt mit den Schülern verschiedene Situationen durch. Die Jugendlichen sind meistens ahnungslos und verblüfft. Ein Beispiel. Ein junger Mann hat mit Freunden am Abend seinen Geburtstag gefeiert, es ist spät geworden, und er fährt morgens früh zur Arbeit. Er wartet vor einer rot zeigenden Ampel, und ein unaufmerksamer Fahrer fährt auf sein Auto auf. Doch auch er muss den Alkotest machen.

"Der Junge hatte noch 0,35 Promille Restalkohol und damit ein dickes Problem am Hals: Die Polizei nimmt ihn mit, es gibt eine Anzeige und eine Vernehmung. Das ist nicht angenehm."

Alkohol am Steuer ist nur Teil eines Problems. Immer häufiger nehmen Polizisten Unfälle auf, bei denen illegale Drogen wie Marihuana, Haschisch und Ecstasy im Spiel waren. Wer erwischt wird, dem droht neben Bußgeld und Fahrverbot auch noch die Prüfung auf Eignung: Er muss zum so genannten Drogenscreening. Wer das nicht absolviert, dem wird, auch wenn kein weiterer Verstoß vorliegt, der Führerschein entzogen.

"Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. Da wird auch kein Auge zugedrückt"

Die Polizei will dem nun mit Vorbeugung entgegensteuern. "Hits for Kids" und die regelmäßig ausgerichteten Anti-Drogen-Diskos sollen sie vom Drogenkonsum abhalten. Die nächste Disko steigt am Mittwoch, 21. Mai, in Lohmar. Allerdings wollen die Beamten noch stärker kontrollieren und den Konsum von Alkohol und Drogen massiv verfolgen, um abschreckend zu wirken. "Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt. Da wird auch kein Auge zugedrückt", sagt Harald Tams, Sprecher der Kreispolizeibehörde.

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