ADFC-Umfrage Schlechteres Radeln am Rhein

KÖLN/BONN · Immer mehr Fahrradfahrer in NRW klagen über geparkte Autos auf Radwegen. Auch zunehmende Diebstähle, fehlender Herbst- und Winterdienst für Radwege, ungeeignete Ampelschaltungen und Baustellen nerven die Radler.

Nach dem aktuellen "Fahrradklimatest" des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) bewerten Radfahrer die Bedingungen in NRW wie auch bundesweit als nur "mäßig". Positiv: Die Studentenstadt Münster bleibt die fahrradfreundlichste Großstadt in Deutschland.

Weit vorn unter den deutschen Großstädten (mehr als 200.000 Einwohner) liegen auch Oberhausen (Platz 7) und Bielefeld (11). Im Mittelfeld finden sich Aachen (16), Gelsenkirchen (17), Bonn (18), Essen (23) und Dortmund (25). Schlecht schneiden Duisburg (29), Wuppertal (32) Düsseldorf (34), Köln (36), Mönchengladbach (38) und Bochum (37) unter den 39 befragten Großstädten ab.

Bei den "kleinen Großstädten" (100 000 bis 200 000) liegt Hagen bundesweit auf dem letzten Platz (Note: 4,72). Herne (10), Leverkusen (18), Bottrop (19), Mülheim (20), Neuss (21) und Recklinghausen (25) schneiden besser ab. Bei den kleineren Städten bis 100.000 Einwohner liegen Menden, Siegen und Lüdenscheid auf den letzten Plätzen in NRW. Insgesamt sind laut Fahrradclub viele kleine Städte fahrradfreundlicher als Großstädte.

Das gilt auch für die Region um Köln und Bonn. Gerade die Millionenstadt am Rhein schnitt bei der aktuellen Umfrage unterdurchschnittlich schlecht ab. Die Abstimmenden kritisierten allen voran die fehlenden Falschparkerkontrollen und die schlechte Beschaffenheit der Wege. In beiden Kategorien vergaben die Abstimmenden durchschnittlich eine glatte Fünf. Über deutlich bessere Werte durfte sich die 25 000-Einwohner-Stadt Meckenheim freuen. Sie belegt unter den kleinen Städten einen Platz unter den besten Zehn. "Wir bieten die passende Infrastruktur für angenehmes Radfahren", sagte der technische Beigeordnete der Stadt, Heinz-Peter Witt. Auf dem zweiten guten Ergebnis in Folge möchte er sich nicht ausruhen: "Unser Arbeitskreis für Radwege beschäftigt sich aktuell damit, Barrieren auf den Radwegen zu beseitigen. Auch die Beschilderung müssen wir in einigen Teilen ersetzen."

Bonn hielt unterdessen seine Position im Mittelfeld, verlor aber vier Plätze im Vergleich zur letzten Umfrage von vor zwei Jahren und belegt nur den 18. Platz - ein Rückschritt für das selbstgesteckte Ziel, bis 2020 Fahrradhauptstadt zu werden. Kritisiert wurden viele Diebstähle, zugeparkte Fahrradstreifen und die Breite der Radwege. Annette Quaedvlieg, Vorsitzende des ADFC Bonn/Rhein-Sieg: "Die Note von nur 3,9 ist eine Ohrfeige für die Mutlosigkeit, die sich in der Stadt breit macht."

Bei der Stadtverwaltung wehrt man den Vorwurf ab. Gerade erst habe man 1200 Bonner Radfahrer für einen eigenen Test befragt, die Rückmeldungen werden aktuell ausgewertet. "Wir legen großen Wert auf die Offenlegung von Schwachstellen", teilte die Stadt mit. Außerdem haben man 2014 neue Fahrradstraßen markiert.

Gute Noten (2,5) gab es für die fahrfreundliche Einbahnstraßen-Regelung, die laut Stadtverwaltung künftig noch ausgeweitet wird, und für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,6).

"In fast jeder Stadt gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf", sagte ADFC-Landeschef Thomas Semmelmann. Selbst Radler, die täglich unterwegs seien, fühlten sich mehrheitlich nicht sicher. Deshalb müssten die Bürgermeister das "Radfahren zur Chefsache machen". Aus Sicht Semmelmanns könnten Städte oft mit wenig Aufwand etwas tun - zum Beispiel durch mehr "Knöllchen" für Parker auf Radwegen.

Ein Punkt, der auch in Bergisch Gladbach kritisiert wurde. Die Stadt schnitt traditionell schwach ab, belegt unter allen Kommunen zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern den vorletzten Platz. "Wir nehmen das sportlich und arbeiten weiter an Verbesserungen", sagte Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. In zwei Jahren soll ein neuer Kreisverkehr fertiggestellt sein, der den Zugang zur Innenstadt verbessert - Hauptkritikpunkt der Radfahrer. Auch die mit 5,2 benotete Ampelschaltung werde überprüft. Und ein gänzlich neues Mobilitätskonzept soll in Zukunft für bessere Noten sorgen. "Wir haben die Bereitschaft, erkannte Probleme zu lösen", verspricht Linnenbrink.

Probleme gilt es auch in Rheinbach zu lösen. Die Stadt erhielt unter allen NRW-Kommunen die schlechteste Note (4,94). Radfahrer kritisieren fehlende öffentliche Fahrräder und die öffentliche Förderung des Radfahrens.

An der Befragung des Fahrradclubs hatten sich Radfahrer aus 137 NRW-Kommunen beteiligt. Trotz aller Probleme und der teils deutlich verschlechterten Werte sieht NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD)das Land dennoch als "Fahrradland Nummer 1". Mit den neuen Radschnellwegprojekten sei das bevölkerungsreichste Bundesland auf einem guten Weg.

Welche Erfahrungen haben Sie als Radfahrer in Bonn gemacht? Wo gibt es Schwachstellen im Radnetz? Wo sind Radfahrer im Bonner Straßenverkehr benachteiligt? Diskutieren Sie mit!

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