Sankt Augustin punktet mit dem Ökokonto

Wenn irgendwo gebaut, sprich in die Natur eingegriffen wird, muss laut Gesetz dafür ein landschaftsökologischer Ausgleich geschaffen werden. Das ist in Sankt Augustin so wie andernorts auch.

Sankt Augustin punktet mit dem Ökokonto
Foto: Michael Lehnberg

Sankt Augustin. Wenn irgendwo gebaut, sprich in die Natur eingegriffen wird, muss laut Gesetz dafür ein landschaftsökologischer Ausgleich geschaffen werden. Das ist in Sankt Augustin so wie andernorts auch. Gleichwohl gehen die Stadtplaner dort einen etwas anderen Weg als in anderen Städten, mit dem Ziel, die freien Flächen naturnäher zu gestalten.

Das Instrument, dessen sich die Planer bedienen, heißt Ökokonto. Dahinter verbirgt sich laut Rainer Gleß, technischer Beigeordneter der Stadt, eine effiziente Bauleitplanung, bei der bereits vor der Planung von Baugebieten ein Ausgleich für die Flächenversiegelung durchgeführt werden kann. "Das geschieht nun nicht mehr in dem Baugebiet selbst, sondern kann dort gemacht werden, wo es im Stadtgebiet sinnvoller ist", sagte Gleß.

Das ÖkokontoDas Ökokonto ist ein Planungsinstrument, mit dem Städte und Gemeinden gezielt einen Vorrat von Flächen anlegen können, die dem gesetzlich vorgeschriebenen landschaftsökologischen Ausgleich für Baugebiete dienen. Der Ausgleich wird zeitlich vorgezogen - etwa beim Grünen C - und erst später dem jeweiligen Bebauungsplan zugeordnet.

Dafür hat die Stadt bereits zwei größere Freiräume mit ökologischen Potenzialen untersuchen lassen. Zum einen den Freiraum in der Stadtmitte, die so genannte Grüne Mitte zwischen Menden und Mülldorf zuzüglich der Hangelarer Heide sowie das Wolfsbachtal auf dem Niederberg. "Wir wollen auf diese Weise die im Flächennutzungsplan festgelegten Freiräume zu Erholungsräumen ausbauen." Fünf weitere Gebiete sollen noch untersucht werden.Die "Währung" dafür sind die so genannten Ökopunkte, die auf das Konto "eingebucht" werden. Die Punkte werden in Sankt Augustin nach dem gesetzlich anerkannten Sporbeck-Verfahren festgelegt. Für einen Baum etwa gibt es 13 Punkte. Ein Beispiel: Ein intensiv genutzter Acker, der zu einer Ausgleichsfläche aufgewertet werden soll, hat eine Wertigkeit von sieben Punkten pro Quadratmeter.

Ist der 2 000 Quadratmeter groß, kommt er auf 14 000 Ökopunkte. Soll daraus eine Streuobstwiese werden, die eine Wertigkeit von 18 Ökopunkten pro Quadratmeter hat, ergeben sich 36 000 Ökopunkte. Abzüglich der Acker-Ökopunkte bleiben 22 000 Punkte, die auf das Ökokonto gebucht werden.

Je nach Größe des Baugebietes können nun davon die für das Gebiet festgelegten Punkte als Ausgleich von dem Konto abgebucht und einer ausgewiesenen Fläche zugeordnet werden. "Baugebiete können damit einfacher bebaut werden. Wir haben keine Zielkonflikte mehr und werten gleichzeitig unsere Freiflächen auf", sagte Gleß.

Noch hat hat die Stadt rund 150 Hektar als Baulandpotenzial ausgewiesen, wofür auf 71 Hektar ein ökologischer Ausgleich geschaffen werden muss. Das können neben Streuobstweisen auch die Ausweiterung von Wäldern sein oder Ackerrandblühstreifen, die neu angelegt werden. Für die zwei untersuchten Freiflächen summieren sich die Ökopunkte in Sankt Augustin bereits auf 1,5 Millionen. "Wir sind damit sogar in der Lage, auch anderen Städten anzubieten, ihren Ausgleich auf unseren Flächen zu machen", sagte Gleß.

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