Frauenquote bei der Feuerwehr Rheinbach und Alfter liegen vorne

RHEIN-SIEG-KREIS · 17 von 140 Feuerwehrkräften in Alfter sind Frauen. Das entspricht einem Anteil von 12,14 Prozent - und damit ist die Wehr der Gemeinde Spitzenreiter bei den 19 Freiwilligenwehren im Rhein-Sieg-Kreis, dicht gefolgt von Rheinbach und Swisttal, die mit jeweils 36 Frauen unter ihren Wehrleuten auf einen Anteil von 12,12 Prozent kommen.

 Victoria Brief (19) ist die einzige aktive Feuerwehrfrau in der Löschgruppe Bornheim.

Victoria Brief (19) ist die einzige aktive Feuerwehrfrau in der Löschgruppe Bornheim.

Foto: Roland Kohls

Andernorts im Kreis liegt die Frauenquote meist im einstelligen Bereich: In Much (keine Frauen), Bornheim (fünf von 350; 1,43 Prozent), Niederkassel (3 von 134; 2,24 Prozent) sowie acht weiteren Feuerwehren fällt der Schnitt zum Teil deutlich magerer aus.

Warum der Frauenanteil im Kreis so unterschiedlich ist - Gesetzmäßigkeiten lassen sich etwa im Hinblick auf eher ländliche oder städtische Gebiete kaum erkennen -, dafür hat auch Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg keine eindeutige Erklärung. Er vermutet, dass dort, wo sich bereits einzelne Frauen etabliert haben, auch anderen der Schritt zur Feuerwehr leichter falle.

Dass es mancherorts Widerstände gegen Feuerwehrfrauen geben könnte, glaubt er nicht: "Die Zeiten, dass es Feuerwehren oder einzelne Einheiten gibt, die sagen 'Wir möchten keine Frauen in der Feuerwehr haben', sind zum Glück vorbei."

Genau das Gegenteil wünschen sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin. Weil sie den Anteil von 14 Frauen bei aktuell 232 Aktiven für ausbaufähig halten, starten sie derzeit als erste Wehrleute des Kreises überhaupt eine Kampagne, mit der sie gezielt um weibliche Verstärkung werben. Rund sechs Prozent beträgt der Frauenanteil in ihren Reihen.

Die Sankt Augustiner meinen, dass es besser geht: "Gegenüber den übrigen 94 Prozent ist das kein Verhältnis, aber da kann man ja etwas dran tun", sagt ihr Pressesprecher Sascha Lienesch. "Wir sind der Meinung, dass Frauen genauso in die Feuerwehr gehören wie Männer und wollen den Frauen deshalb zeigen, dass sie bei uns willkommen sind."

Erreichen wollen die Wehrleute ihr Ziel unter anderem mit gezielter nutzerbasierter Werbung auf Facebook. Interviews mit fünf langjährigen Feuerwehrfrauen und eine Internetseite mit weiteren Infos sollen Lust auf mehr machen und potenzielle Kandidatinnen zum "Hineinschnuppern" animieren. "Wenn die Frauen dann nach zwei, drei Malen sagen, dass es sie interessiert und es auch zwischenmenschlich passt, kleiden wir sie ein, und sie können an den Übungen teilnehmen", so Lienesch.

Bereits gut aufgenommen in der Löschgruppe Bornheim fühlt sich die 19-jährige Victoria Brief. Seit knapp zwei Monaten ist sie dort als einzige aktive Feuerwehrfrau dabei. Zuvor ist die Maschinenbaustudentin schon ein Jahr als Anwärterin mit zu Einsätzen gefahren. "Ich möchte anderen helfen", erklärt sie, warum sie sich für das Ehrenamt entschieden hat. Und wenn sie mal einen Spruch zu hören bekomme, dann wisse sie, wie sie das aufzunehmen habe.

Entscheiden sich Interessentinnen in Sankt Augustin endgültig für die Feuerwehr, steht ab Januar ein Grundlehrgang an, der verteilt auf das Jahr an mehreren Wochenenden stattfindet. Kreisbrandmeister Engstenberg begrüßt die Kampagne für mehr weibliche Kräfte in der Feuerwehr: "Ich sage immer: Wieso soll die Feuerwehr auf 50 Prozent der Bevölkerung verzichten?"

Aus seiner Sicht müsse es "definitiv ein Ziel sein, dass auch die Frauen gerne zur freiwilligen Feuerwehr kommen", so Engstenberg. Die Sankt Augustiner Wehrleute selbst schätzen die Erfolgschancen ihrer Kampagne indes zurückhaltend ein: "Wenn wir am Ende zwei, drei, vielleicht fünf Interessentinnen haben, die sich das Ganze einmal anschauen wollen, dann ist das schon ein Erfolg", sagt Pressesprecher Lienesch.

Infos zur Kampagne der Sankt Augustiner Feuerwehr sind zu finden unter www.feuerwehr-sankt-augustin.de/frauen

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