Portugiesischer Verein in Sinzig steckt in Schwierigkeiten

Stromnachforderung in Höhe von 13 000 Euro bereitet dem Vorstand Kopfzerbrechen - Eine iberische Woche und ein Benefizkonzert sollen den Folkloristen aus der Patsche helfen

Sinzig. Der Kulturverein und die Folkloregruppe der Sinziger Portugiesen stecken in der finanziellen Klemme. Grund ist die Stromnachzahlung in Höhe von fast 13 000 Euro, die dem Verein für das Vereinsheim in der Koblenzerstraße 90 ins Haus flatterte. Eine in Eigenregie durchgeführte iberische Woche und ein "Strom-Aid"-Benefizkonzert sollen nun helfen, das ärgste Finanzloch zu schließen.

"Extrem dumm gelaufen", könnte man die Geschichte umschreiben, in der sich Missverständnisse und falsche Zählerablesung zu einer für den Verein recht bedrohlichen Situation aufschaukelten. "Die kulturelle Assoziation der Sinziger Portugiesen", so die freie Übersetzung des Namens, wurde am 27. Februar 1972 ins Leben gerufen.

Und mit der Einweihung des jetzigen Vereinsheimes feierte man am 22. Juni 2002 auch gleich das 30-jährige Bestehen des Vereins, der aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Bei aller Freude über das neue Heim wurde ein kleiner entscheidender Fakt übersehen. Jene 37 Euro, die die RWE als Abschlag für die Stromrechnung alle zwei Monate ansetzte, waren von vorneherein für das große Vereinsheim nebst Saal viel zu niedrig.

Eine Kette unglücklicher Missverständnisse, Ablesung der falschen Zähler und auch wohl falsche Reaktionen des RWE führten zum jetzigen Desaster. Denn 200 Euro pro Monat also 400 Euro pro Abschlag wären der richtige Ansatz - weil nur leicht zu niedrig - gewesen, wie man jetzt weiß. "Wir waren da wohl etwas leichtgläubig, aber sicher hat auch das RWE Fehler gemacht", so Vereinschef José Maria Rascon.

Der hatte Anfang des Jahres den richtigen Stromzähler richtig abgelesen und damit die Lawine ins Rollen gebracht. In zähen Verhandlungen ist es zunächst einmal gelungen, mit dem RWE eine Teilzahlung der Schuld über ein Jahr hinweg auszuhandeln. Dennoch wird für den Verein die Luft dünn.

"Wir können den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken und müssen uns etwas einfallen lassen", umschreiben Rascon und Helena Barreto die neue Kulturoffensive, die Geld für die Stromschulden in die Kasse spülen soll. So wird von Donnerstag, 25. Mai, bis Sonntag 28. Mai, die iberische Woche erstmals wieder im Vereinsheim selbst stattfinden.

Seit Jahren hatten die Sinziger Portugiesen diese mit Freunden aus Spanien und Brasilien und in Zusammenarbeit mit Sinziger Gastronomen organisiert. So ist am Donnerstag den ganzen Feiertag über ein spanisch-portugiesisches Fest vorgesehen mit viel Flamenco von "Andalusia Pura", aber auch mit dem Gitarristen José-Louis Solis.

Sängerin Valdeci Oliveira liefert am Freitag, 26. Mai am Klavier, begleitet von Wolfgang Reinhardt, Musik aus dem brasilianisch-karibischen Raum, kombiniert mit iberischen Klängen. Für den Abend sind zudem noch einige Überraschungen vorgesehen. Der Samstag, 27. Mai steht dann ganz im Zeichen von afro-kubanischer Tanzmusik, und am Sonntag, 28. Mai kommt dann ganztägig die portugiesische Folklore beim Familientag zur Geltung.

Kulinarische Spezialitäten sind an allen Tagen natürlich eine Selbstverständlichkeit. Ebenfalls fest eingeplant ist bereits ein Benefizkonzert mit dem treffenden Titel "Strom-Aid-Konzert", das am Samstag, 3. Juni, mit bekannten Bands und Gruppen aus der Region in der Koblenzerstraße 90 über die Bühne gehen soll. Auch für Fußballfans ist das Portugiesenzentrum längst Geheimtipp für stimmungsvolle Live-Übertragungen.

Während der gesamten WM wird das WM-Studio der Portugiesen in Sinzig bei allen interessanten Spielen geöffnet sein. "Es muss weiter gehen", fasst man die Aktivitäten, denen noch zahlreiche weitere folgen sollen, zusammen. Die Möglichkeiten von Hilfe seitens des Kreises Ahrweiler oder der Stadt Sinzig werden zurzeit ausgelotet.

Aber auf die Tränendrüse will man auch nicht zu sehr drücken. "Jeder kann Mitglied in unserem Verein werden, es gibt da keine nationalen Einschränkungen", sagt Elena Barreto listig lächelnd mit der Hoffnung auf diese Form der Solidarität. Und wenn auch der große Optimismus und vielleicht ein wenig Stolz es den Verantwortlichen wohl so nicht über die Lippen kommen lassen würden: Spenden sind dem Kulturverein natürlich jederzeit willkommen. Infos bei José Maria Rascon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort