Voreifelbahn Politiker sind empört über Verzögerung beim Ausbau

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Über Jahre haben der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn gemeinsam für den Ausbau der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen gekämpft. Was sie jetzt eint, ist vor allem der Frust - über die erneute Verzögerung des Projekts.

Ende 2013 sollen nur zwei statt vier Haltepunkte vollendet sein: an der Helmholtzstraße in Duisdorf und Rheinbach-Römerkanal. In dieser Situation bahnt sich eine Rivalität zwischen dem Kreis und der Bundesstadt an: Die Bonner wollen, dass bis Ende 2013 zusätzlich "ihr" Haltepunkt Endenich-Nord realisiert wird. Solche Forderungen seien "wenig hilfreich", meint dagegen Mehmet Sarikaya, Leiter des Kreisplanungsamtes in Siegburg.

Am Freitag beschäftigen sich die Planungsausschüsse des Kreises und der Stadt Bonn mit dem Ausbau der RB 23, der seit den 90er Jahren mehrfach aufgeschoben wurde. Vertreter der Bahn erklären, warum es diesmal bei dem mehr als 30 Millionen Euro teuren Projekt hakt. Vier Haltepunkte sind geplant: Endenich-Nord, Helmholtzstraße, Impekoven und Rheinbach-Römerkanal. Damit sie ohne Fahrzeitverlust integriert werden können, wird von Duisdorf nach Witterschlick ein zweites Gleis gebaut. Bis Dezember 2013 sollte alles fertig sein. Das galt als verbindlich, weil dann der neue Vertrag zwischen Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) und DB Regio für die Bedienung der Strecke in Kraft tritt.

Im März teilte die Bahn jedoch mit, dass dieser Zeitplan nur bei einer insgesamt sechsmonatigen Vollsperrung der Strecke einzuhalten sei. "Das war eine böse Überraschung", sagt Holger Klein, Sprecher des NVR. "Zerknirscht" habe man daher zugestimmt, dass die Bahn den Zeitplan entzerrt: 2013 werden demnach zunächst nur die Haltepunkte Helmholtzstraße und Rheinbach-Römerkanal gebaut. Ebenso werden Gleise am Bonner Hauptbahnhof erneuert, damit die RB 23 schneller ein- und ausfahren kann.

Erst 2014 folgen der zweigleisige Ausbau und die Haltepunkte Endenich-Nord und Impekoven. Aber selbst das funktioniert nur, wenn der Fahrplan eingeschränkt und die Strecke in den Sommerferien 2014 voll gesperrt wird. "Ein einziger Skandal", schimpft der Bonner Grünen-Ratsherr Rolf Beu. "Gebetsmühlenartig hat die Politik nachgefragt, ob der Zeitplan bis Ende 2013 eingehalten wird. Regelmäßig wurde das von der Bahn bejaht", sagt er. "Die Bahn hatte 15 Jahre Zeit, den Bau vorzubereiten. Jetzt tut sie so, als sei dieses Projekt vom Himmel gefallen."

Die Bonner Kommunalpolitik geht deshalb in die Offensive: Auf Antrag von CDU und Grünen beschloss der Planungsausschuss im März, auf die Einhaltung des ursprünglichen Zeitplans bis Ende 2013 zu pochen. Zumindest soll bis zu diesem Zeitpunkt neben dem Haltepunkt Helmholtzstraße auch der in Endenich-Nord fertig sein - nach dem Motto "Was gebaut ist, ist gebaut". Die RB 23 könnte dann bis zum vollständigen Ausbau der Strecke beide Haltepunkte abwechselnd bedienen. "Dort würde der Zug jeweils einmal stündlich halten. Darin sehe ich kein Problem", meint Beu.

Auf Kreis-Seite hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen. "Abgesehen davon, dass sich kein Mensch merkt, wann die Bahn wo hält: Mit diesem Vorgehen würde Bonn einen regionalen Konsens aufkündigen", warnt der Alfterer CDU-Kreistagsabgeordnete Oliver Krauß. Die Kreisverwaltung hält den Bonner Vorstoß auch technisch für nicht umsetzbar. Es entstehe zudem der Eindruck, "dass Bonn nur an den 'eigenen' Aspekten des Projektes interessiert sein könnte", sagt Sarikaya. Der Kreis akzeptiert den neuen Zeitplan inklusive Verzögerungen, aber nur mit Bauchschmerzen: Für die Fahrgäste sei es das kleinere Übel, so Sarikaya. Es sei eine "Wahl zwischen Pest und Cholera".

Die gemeinsame Sitzung der Planungsausschüsse beginnt am Freitag um 15 Uhr im Rathaus Beuel.

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