PCB-Alarm in mindestens fünf Bonner Schulen

Teile des Hardtberg-Gymnasiums müssen nach den Sommerferien geschlossen bleiben - Stadt rückt erst nach Einwänden der Grünen mit weiteren Eingeständnissen heraus

  Verwaist  ist das Hardtberg-Gymnasium, weil die Schule erst am Montag beginnt. Aber auch dann soll dieser ältere Trakt leer bleiben. Er ist mit PCB belastet.

Verwaist ist das Hardtberg-Gymnasium, weil die Schule erst am Montag beginnt. Aber auch dann soll dieser ältere Trakt leer bleiben. Er ist mit PCB belastet.

Foto: Frommann

Bonn. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu. Am Montag beginnt das neue Schuljahr. Da schlägt die Stadt Alarm: In fünf von 94 Schulen liegen die Messwerte des Schadstoffs PCB nach Angaben der Stadt über dem Grenzwert, der mittelfristig eine Sanierung vorschreibt.

Das Hardtberg-Gymnasium und das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium liegen sogar über dem Wert, der ein sofortiges Handeln erforderlich macht. Das teilten Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, Sachverständige und Verwaltungsmitarbeiter am Dienstag mit.

Und es sieht so aus, als sei das noch nicht die ganze Wahrheit. Denn schon im Vorfeld hatten sich die Grünen zu Wort gemeldet. Dorothee Paß-Weingartz, seit langem den Schadstoffen in Schulen und Kindergärten hartnäckig auf der Spur, berichtet nach Einsicht in die städtischen Akten, dass noch sechs weitere Schulen zumindest jenseits des unteren Grenzwertes liegen. Zum Beispiel die Joseph-von-Eichendorff-Sonderschule. Dort liege der Messwert bei 750 Nanogramm.

Eine Aussage der Grünen, die Stadtsprecherin Monika Hörig auf Anfrage des General-Anzeigers bestätigte. Erst dann räumte sie ein, dass es zurzeit noch Nachmessungen in weiteren Schulen gibt. Angaben darüber, um welche Schulen es sich handelt, konnte Hörig nicht machen.

Der in der Eichendorff-Schule gemessene PCB-Wert sei nach Durchlüftung des Raumes deutlich niedriger gewesen", erläutert Hörig. Die Stadt habe eine Nachmessung beauftragt, deren Ergebnis in den nächsten Wochen vorliegen soll. Ähnlich sehe es bei weiteren Schulen im Stadtgebiet aus.

Unter den fünf bereits von der Stadt bekannt gegebenen Schulen ist das Hardtberg-Gymnasium am weitaus härtesten betroffen. Ein Sachverständiger hat in dem ältesten Gebäudetrakt 6 300 Nanogramm PCB pro Kubikmeter Luft gemessen. Mehr als das Doppelte des bei 3 000 Nanogramm angesiedelten oberen Grenzwerts der NRW-Landesrichtlinie. Die Sanierung des Hardtberg-Gymnasiums soll in anderthalb Wochen beginnen.

Wegen PCB-Alarms bleiben ab Montag die betroffenen Teile des Hardtberg-Gymnasiums geschlossen. Der Unterricht falle aber nicht aus, sondern solle in anderen Räumen und später in Containerklassen statt finden, teilte die Stadt mit.

Dass es im Hardtberg-Gymnasium eine PCB-Belastung gibt, war nach einer groß angelegten Schadstoffmessungs-Aktion bereits bekannt. Neue Messungen ergaben die alarmierenden Werte. Zumindest bei den Höchstwerten oberhalb der 3000er-Grenze liegt das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium mit einer Konzentration von bis zu 3 200 Nanogramm.

Das Konrad-Adenauer-Gymnasium mit 1 530 Nanogramm, das Heinrich-Hertz-Berufskolleg mit 1 275 Nanogramm und die Bernhard-Schule mit 710 Nanogramm des Schadstoffs liegen oberhalb des Grenzwerts, der mittelfristige Sanierung vorschreibt.

In diesen Schulen ebenso wie in einem weiteren belasteten Teil des Hardtberg-Gymnasiums wird nach den Vorstellungen der Stadt weiter unterrichtet - allerdings bei offenen Fenstern. Diplom-Chemiker Gerd Zwiener sagte dazu: "Wenn gelüftet wird, sinkt die PCB-Belastung um etwa 30 Prozent."

Dazu auch der Kommentar "Zu wenig Transparenz"

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