Oliver Kornhoff startet als Direktor des Arp-Museums

Am Bahnhof Rolandseck wird der 100 000 Besucher seit der Eröffnung begrüßt - Leihgabe der Sammlung Rau wird um zehn Gemälde ergänzt

Oliver Kornhoff startet als Direktor des Arp-Museums
Foto: Franz Fischer

Rolandseck. Wenn es sich nicht gerade um höchst umstrittene Bronzegüsse dreht, die nach Hans Arps Tod entstanden und Teil der Landessammlung sind, ist Joachim Hofmann-Göttig, der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär, ein Freund klarer, markanter Worte.

Ein Besucherplus von 25 Prozent "spätestens 2011" fordert er von dem neuen Direktor des Arp-Museums in Remagen Rolandseck: "Das Ziel ist gesetzt, Dr. Kornhoff", machte der Quoten-selige Politiker klar, "ohne Druck gibt's nichts, so ist das Leben".

Oliver Kornhoff, zuletzt Leiter der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen, nahm den Frontalangriff bei seiner Amtseinführung am Montag im Arp-Museum gelassen. Geschickt wich Kornhoff dem Druck der Quote aus und konzentrierte sich in seinem Beitrag über Pläne und Perspektiven des Hauses aufs Inhaltliche.

Seine erste Amtshandlung am 2. Januar war allerdings die Begrüßung des 100 000 Besuchers seit der Eröffnung im September 2006. Seit seiner Vorstellung als Nachfolger von Klaus Gallwitz im August vergangenen Jahres hat der 39-Jährige gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Museums das Jahresprogramm 2009 erarbeitet.

Schützenhilfe bekam er von der Unicef-Stiftung, die dem Arp-Museum 230 Kunstwerke - Gemälde, Fresken und Skulpturen der Sammlung Rau als Leihgabe überlassen hat. Zum Teil darf das Haus bis 2026 über diese Werke verfügen.

Zusätzlich zu Werken von Cézanne oder Tiepolo, El Greco, Courbet oder Fragonard gibt es jetzt einen hochkarätigen Zuschlag von zehn Gemälden: Darunter sind ein Hl. Hieronymus des Barockmalers José de Ribera, ein kleines Stillleben mit Flasche und Gläsern von Giorgio Morandi oder eine Landschaft von Claude Monet.

Freuen darf man sich vor allem aber auf das intime Bildnis der Louise, ihr Kind stillend, ein Werk der Malerin Mary Cassatt aus dem Jahr 1899. Cassatt zählt zu den bedeutendsten Impressionistinnen der USA. Beachtlich auch die mittelalterliche Tafel "Madonna mit Kind", ein Bild des Meisters der Magdalenen-Legende.

Die jetzt insgesamt 240 Werke der Sammlung Rau - Hofmann-Göttig schätzt den Wert der ab Ende dieses Monates in Rolandseck beheimateten Werke auf 111 Millionen Euro - sollen nach und nach im Museum gezeigt werden. Gerade wird für diesen Zweck ein 300 Quadratmeter messender, langgestreckter Pavillon im Neubau hergerichtet.

Am 29. Mai hat die Sammlung Rau in Rolandseck Premiere: Gallwitz (78), der den Deal mit Unicef eingefädelt hatte und nun quasi als Dank auf unbestimmte Zeit den Gastkurator in Sachen Rau geben darf, wird ein Ensemble rund um einen Freskenzyklus des Rokokomalers Giovanni Battista Tiepolo ausbreiten.

Die Fresken von 1750 stammen aus dem Palazzo Porto in Vizenza, wurden auf Leinwand übertragen und sind bislang, so Kornhoff, noch nie in Deutschland gezeigt worden. Mit den Schätzen aus der Sammlung Rau , den eigenen Arp-Beständen (404 Werke), einem mehr oder weniger attraktiven Programm (siehe unten) und der "unvergleichlichen Passagen-Architektur" Richard Meiers tritt Kornhoff an.

Für die "ausgezeichneten Rahmenbedingungen" habe, so Hofmann-Göttig, das Land gesorgt: Eine einvernehmlich im Mainzer Landtag geregelte Staatshaftung sichert die Rau-Schätze, und ein auf 3,7 Millionen Euro verdoppelter Etat, 1,1 Millionen davon für Ausstellungen bestimmt, erlaubt zumindest größere Sprünge als zu Gallwitz' Zeiten.

"Die Weichen in diesem Kulturbahnhof sind gut gestellt, der Zug nimmt Fahrt auf", dröhnt Hofmann-Göttig jovial. Gewissermaßen der Fahrplan dazu, um im Bilde zu bleiben, ist gerade erschienen: Das schöne, von Gallwitz herausgegebene, "Arp Museum Bahnhof Rolandseck - Ein Museum und seine Geschichte" gibt es für 9,80 Euro an der Museumskasse.

Der lang ersehnte Bestandskatalog zu Arp ist für die zweite Jahreshälfte angekündigt. Bleibt nur noch die seit Anbeginn weitgehend verschmähte Mitpatronin des Hauses, Sophie Taeuber-Arp, die vor fast genau 120 Jahren in Davos geboren wurde.

Gefeiert wird das in diesem Jahr aber nicht im Arp-Museum, sondern im Davoser Kirchner-Museum, das die Schau dann 2010 nach Rolandseck weiterreicht. Eine sehr späte, aber immerhin als herausragend versprochene Hommage an diese Künstlerin.

Weitere Informationen unter www.arpmuseum.org

"Art is Arp": Jahresprogramm 2009

"Art is Arp", 13. März bis 14. Juni. Der Ausspruch Marcel Duchamps steht über der Ausstellung, die zunächst im Musée d'Art Moderne et Contemporain in Straßburg zu sehen war und nun eine zweite Station im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck hat. Über hundert Werke von Arp sind zu sehen.

"Künstler-Modelle", 15. Mai bis 6. August: Künstler wie Tobias Rehberger oder Reinhard Mucha bestreiten den künstlerischen Gegenentwurf zu "Mythos Märklin", ein Spiel von Illusion und Desillusion.

"Jonathan Meese - Erzstaat Atlantisis", 1. Mai bis 30. August: Einer der wohl meistausgestellten -strapazierten und -rezipierten Gegenwartskünstler Deutschlands holt Atlantis an den Rhein, flutet den Meier-Bau (inklusive Aufzugsturm) mit Bronzeplastiken, Gemälden, Installationen und Klangcollagen. Meese ist ein Anhänger der "Diktatur der Kunst".

"Meisterwerke aus der Sammlung Gustav Rau", 29. Mai bis 22. November: Fresken von Tiepolo und verwandte Werke.

Weiter geplant: Werkschauen des 1994 gestorbenen Michael Buthe und von Peter Hutchinson sowie Blick in die Sammlung Rheinland-Pfalz des Arp-Museums.

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