Ohne Zimt geht beim Glühwein nichts

Fünf Spitzenwinzer geben im General-Anzeiger ihre Hausrezepte preis - Häufig bestimmt die Familientradition den Geschmack

  Drei Generationen  am Herd: (von links) Franziska und Birgit Linden mit Elsbeth Görres.

Drei Generationen am Herd: (von links) Franziska und Birgit Linden mit Elsbeth Görres.

Foto: Vollrath

Kreis Ahrweiler Winterzeit ist Glühweinzeit. Das würzig duftende Heißgetränk fehlt auf keinem Weihnachtsmarkt. Während viele Menschen den wärmenden Tropfen als "Gaumen-Schmankerl" schätzen, bezeichnen Weinpuristen das hochprozentige Weingemisch abfällig als "undefinierbares und minderwertiges Gebräu". Dass dies mitunter ein Vorurteil ist, meinen Spitzenwinzer der Ahr, die dem General-Anzeiger ihr ganz persönliches Glühwein-Rezept verraten haben.

Für vier Personen gilt der Rezeptvorschlag des Weingutes Brogsitter. "Brogsitters Rotspon Sanct Peter aus der eigenen Domherrenkellerei", empfiehlt Monika Schlierf, "denn ein nicht zu schwerer und gut verdaulicher Rotwein ist der ideale Tropfen für einen guten Glühwein." Zuerst gibt man Würfelzucker, eine Zimtstange und vier Gewürz-Nelken in einen Kochtopf. Anschließend die Schale einer ungespritzten Zitrone in dünne Scheiben schneiden und etwas Zitronensaft hinzufügen. Dann erhitzt man alle Zutaten bis zum Erreichen des Siedepunktes. "Aber nicht aufkochen lassen", unterstreicht Schlierf. Jetzt gibt man 60 Gramm kernlose Rosinen und zehn bis zwölf blanchierte und abgezogene Mandeln dem erhitzten Wein hinzu und lasse das Ganze im abgedeckten Topf etwa fünf Minuten ziehen, danach abseihen und in Glühwein-Gläser füllen. Und noch ein Tipp zum Schluss: "Der Glühwein sollte so heiß wie möglich getrunken werden."

Zutaten: Eine Flasche Brogsitters Rotspon Sanct Peter, Würfelzucker, Zitronensaft und Zitronenschale, vier Gewürz-Nelken, eine Zimtstange (fünf Zentimeter), 60 Gramm kernlose Rosinen, zehn bis zwölf Mandeln (blanchiert und abgezogen).

Ein Rezept nach alter Familientradition kennt Brigitta Stodden vom Rotweingut Jean Stodden in Rech. "Es muss ein sehr kräftiger trockener Spätburgunder sein, ein Recher Herrenberg Spätburgunder Qualitätswein bietet sich sicher an", rät die Winzerin. Sie zieht es vor, mit einem Gewürzsäckchen zu arbeiten. Dort hinein kommt die Schale von je einer halben ungespritzten Zitrone und Orange - beides sehr fein geschnitten. Nun fehlen noch eine in drei kleinere Stücke gebrochene Zimtstange und sechs Nelken. "Das Säckchen in drei Liter Wein erwärmen, aber auf gar keinen Fall kochen", warnt auch Brigitta Stodden. Direkt in den Wein gibt man auch 150 Gramm braunen Kandiszucker. Ist der Zucker aufgelöst und alles gut durchgezogen, nimmt man das Gewürzsäckchen wieder heraus. Dann heißt es nur noch: "Zum Wohl".

Zutaten: drei Liter Recher Herrenberg Spätburgunder, Schale von je einer halben ungespritzten Zitrone und Orange, eine Zimtstange, sechs Nelken, 150 Gramm brauner Kandis.

Hella Hehle vom Weingut Deutzerhof zieht einen Rotweinpunsch vor. Grundlage bilden fünf Liter "guten Deutzerhof-Rotwein". Zunächst erhitzt man 250 Gramm Zucker bis er leicht braun ist, löscht dann mit einem Viertelliter Wasser ab und fügt den Saft von einem Kilogramm Orangen, drei Zimtstangen und drei Päckchen Vanillezucker hinzu. Das Ganze erwärmen und ziehen lassen, bevor fünf Liter Wein hinzugegossen werden. Und auch hier warnt die Winzerin: "Vorsicht: Nicht kochen." Zum Schluss den Punsch mit etwa einem Viertelliter Amaretto abschmecken. Und für Kinder hat Hella Hehle eine Alternative parat: "Traubensaft statt Rotwein und für den Amaretto kann man etwas Marzipan auflösen. Das ist aber Geschmackssache."

]Zutaten: ]fünf Liter Deutzerhof-Rotwein, Saft von einem Kilogramm Orangen, drei Zimtstangen, drei Päckchen Vanillezucker, ein Viertelliter Amaretto, 250 Gramm Zucker, 250 Milliliter Wasser.

Das Hausrezept Birgit Lindens vom Weingut Sonnenberg in Bad Neuenahr basiert auf eineinhalb Liter trockenem Spätburgunder. Aber: "Wir nehmen als Wein am liebsten eine überlagerte, edelsüße oder halbtrockene Spätburgunder Spätlese, die schon eine leichte Firne schmecken lässt. Diese für den Weingenuss nicht attraktive Firne verleiht dem Glühwein allerdings den richtigen Kick", erklärt Birgit Linden. Zunächst lässt man jeweils zwei Stück Zimt, Ingwer und Vanillestangen sowie sechs Nelken in einem Viertelliter frisch gepressten Orangensaft und dem Saft einer Zitrone bei schwacher Hitze fünf Minuten köcheln. Darin etwa 250 Gramm Kandiszucker auflösen und den Rotwein hinzugeben. Das Ganze bis zum Siedepunkt erhitzen. "Die Gewürze herausnehmen und je nach Geschmack mit etwa einem Achtelliter Edeltrester, gebrannt aus unserer sechs Jahre im Holzfass gelagerten 89-er Trockenbeerenauslese, verfeinern", schlägt Birgit Linden vor.

Zutaten: 1,5 Liter Spätburgunder Qualitätswein trocken, ein Viertelliter frisch gepresster Orangensaft, Saft von einer Zitrone, jeweils zwei Stücke Zimt und Ingwer, sechs Nelken, zwei Vanillestangen, 200 bis 250 Gramm brauner Kandiszucker, ein Achtelliter Edeltrester.

Für den Glühwein von Gitta Schäfer vom Weingut Burggarten in Heppingen benötigt man einen Viertelliter Wasser, einen halben Liter Rotwein ("aus dem Hause Schäfer"), jeweils ein Stück Zimt und Zitronenschale, vier Nelken und drei bis vier Esslöffel Zucker. Bis auf den Rotwein alles in einen Topf geben, aufkochen und gut ziehen lassen. Dann alles durch ein Sieb laufen lassen, den Wein hinzugeben und abermals erhitzen, aber nicht mehr kochen lassen. Und noch ein Tipp von Gitta Schäfer: "Der Extrakt schmeckt am besten, wenn es am Vortag zubereitet worden ist."

Zutaten: ein halber Liter Rotwein, ein Viertelliter Wasser, je ein Stück Zimt und Zitronenschale, vier Nelken, 60 bis 80 Gramm Zucker.

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