Bahnstrecke im Mittelrheintal Noch mehr Lärm befürchtet

RHEINTAL · Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat für das nächste Jahr die Ausgaben für die Lärmsanierung an Bahnstrecken um 20 Millionen auf 150 Millionen Euro erhöht. Nachdem der Schienenbonus weggefallen ist, liegen die Grenzwerte für Bestandstrecken jetzt tagsüber bei Dauerschallpegeln von 67 dB(A) und nachts bei 57 dB(A).

 Der Schienenlärm belastet das Mittelrheintal.

Der Schienenlärm belastet das Mittelrheintal.

Außerdem hat der Bund der Bahn 100 Millionen Euro aus den Schienen-Investitionsmitteln für die Vorfinanzierung der Vorausplanung gebilligt, nachdem bisher in keinem Jahr die bereitgestellten Lärmschutzmittel von der Bahn abgerufen wurden.

Pro-Rheintal-Vorsitzender Frank Gross begrüßte die Haushaltsentscheidung. In einem Gespräch mit dem Bundesverkehrsministerium erhielt er auch noch einmal die Bestätigung, dass man mit der Umrüstung der Güterwaggons pünktlich in 2020 fertig sein will. Außerdem, so Gross, gehe er davon aus, dass am 7. Dezember bei der nächsten Sitzung des Beirats "Leiseres Mittelrheintal" in Bonn endlich auch die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz grünes Licht geben für die Finanzierung der in der Machbarkeitsstudie vorgesehenen Maßnahmen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihr hessischer Amtskollege Volker Bouffier hätten in Schreiben an Pro Rheintal ihre Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass bis Ende des Jahres eine entsprechende Lösung gefunden sei.

Pro Rheintal liegt darüber hinaus eine Stellungnahme des Bundesverkehrsministeriums zur umfassenden Petition des Bürgernetzwerks vor, die zurzeit bearbeitet wird. Gross dazu: "Wir gehen davon aus, dass mit den jetzt eingeleiteten Maßnahmen, wie Abschaffung des Schienenbonus, Aufstockung der jährlichen Budgets für Lärmsanierung an Schienenwegen, Vorkehrungen aus der Machbarkeitsuntersuchung des Beirats "Leiseres Mittelrheintal", und vor allem durch die Umrüstung der Schienenfahrzeuge dem Bahnlärminferno im Mittelrheintal zunächst die Spitze genommen wird." Für die Menschen im Rheintal bedeute dies eine Entlastung.

Droht neues Ungemach?

Allerdings drohe auch neues Ungemach, denn die Bestrebungen zum vierspurigen Ausbau der Strecke von Rotterdam nach Genua liefen weiter, mit Milliarden-Investitionen in der Schweiz, in den Niederlanden, am Oberrhein, am Niederrhein und zwischen Frankfurt und Mannheim. Insbesondere die ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) seien auf Expansionskurs, um Supertanker und riesige Containerschiffe aufzunehmen. Europa werde von dort mit Containern versorgt beziehungsweise werden Container dorthin transportiert. Und derzeit gebe es keinerlei Aussicht für eine Entlastungsstrecke oder einen Tunnel.

Wer dennoch damit spekuliere, ignoriere die Bewertung in der entsprechenden Studie, die für die Bundesregierung durchgeführt wurde. Es sei vielmehr klar, dass auch die Mittelrheinstrecke inzwischen ertüchtigt sei und weiter ertüchtigt werde, um noch mehr und schwerere Züge in noch dichterer Folge und mit höheren Geschwindigkeiten über die vorhandenen Gleise zu führen. An den Knotenpunkten wie in Köln oder Frankfurt könnten die Züge jeweils für die Teilabschnitte neu zusammengestellt werden. Da es entlang des Rheins kaum Steigungen gäbe, könnten hier demnächst nicht enden wollende Monsterzüge durchgeleitet werden.

Das bedeute dann wieder mehr Lärm und noch mehr Belastung. Deshalb müsse jetzt die Lärmschutz-Hürde weit über das Erreichte hinaus nach oben verschoben werden. Das akustisch besonders sensible Mittelrheintal müsse sich auf einen Lärmanspruch wie an Neubaustrecken ausrichten. Das bedeutet, es darf nach Wegfall des Schienenbonus in Zukunft nachts außen nur noch 46 dB(A) (derzeit 78 dB(A)) laut sein. Um das zu erreichen, seien weitere innovative Schritte notwendig.

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