Noch liegt Staub in der Luft, bald aber Kaffeeduft

Sanierung der Villa von Leonhart-Kurtzrock an Königswinterer Rheinpromenade ist in vollem Gange

Noch liegt Staub in der Luft, bald aber Kaffeeduft
Foto: Frank Homann

Königswinter. Exzellente Speisen, edle Weine, feinstes Gebäck und zarte Schokoladen, dazu ausgefallener Kaffee. Die Villa von Leonhart-Kurtzrock soll sich nicht nur optisch auf hohem Niveau befinden, sobald die Handwerker abgezogen sind. "Mit diesem Bau haben wir die geniale Hülle", sagt Gastronom Hermann Nolden.

Der 50-Jährige möchte dort die hohe Kunst des Kochens zelebrieren, weniger "unter dem Aspekt des Sattwerdens", sondern "die Einrichtung soll das Thema Genuss im ästhetischen Ganzen aufgreifen". Dazu hat der Bad Honnefer schon seine junge Küchenmannschaft zusammen:

"Führungskräfte aus Gault-Millau-bepunkteten Häusern" mit dem erklärten Ziel, "sich irgendwann einen Stern zu verdienen". Schon ist zu erahnen, wie das 1893 von Hugo Clemens Freiherr von Leonhart errichtete Gutshaus an der Ecke Clemens-August-Straße/Hauptstraße innen aussehen wird, wenn es fertig ist.

Anfang Oktober soll es soweit sein. Eine Million Euro investiert Nolden, dem die Wirtschafts- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter (WWG) die Liegenschaft per Erbbaurechtsvertrag übertrug, um das unter Denkmalschutz stehende Objekt aufwendig zu sanieren.

Emsig sind derzeit Bauarbeiter dabei, das Haus mit Geschichte und über 600 Quadratmeter Nutzfläche auf Vordermann zu bringen. Ein Jahrzehnt stand es leer, nachdem der letzte Nutzer, die pakistanische Botschaft, ausgezogen, war. Neue Balken mussten eingesetzt werden, denn der Schwamm war im Holz, es gab feuchte Stellen im Gemäuer.

Die elektrischen Leitungen wurden erneuert, die Stuckdecken wiederhergestellt, da wo sie zerstört waren. Noch liegt der alte Fußboden nicht auf dem erneuerten Fundament. Über dem Boden muss noch verputzt werden. Leitern und Gerüste stehen innen und außen. Dachdecker bringen Schiefer an. Viel ist noch zu tun.

Staub liegt in der Luft. Aber mit etwas Phantasie entstehen vor Augen der große Gast-raum, die Raucherlounge im Wintergarten, das Kaminzimmer, der kleine Teeraum und der Schoko-Salon, wo Produkte aus einer Confiserie der Nachbarstadt zelebriert werden sollen, der Wein- und Biergarten am Park.

Eine Terrasse, die es im Haus bislang nicht gab, hat der Denkmalschutz erlaubt. Gekocht wird, wo früher die Garage war. Und im Bereich der einstigen Küche entsteht gerade jene Kemenate, in die selbst der Kaiser zu Fuß hingeht.

Über dem Tor der Garage wird aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen ein Oberlicht angebracht, damit die Köche ausreichend Licht haben, denn neben dem einzigen und runden Fenster der Garage konnte wegen des Denkmalschutzes natürlich kein zweites eingebaut werden. Ein Kompromiss.

Die Inneneinrichtung soll, so Nolden, den Baustil der Villa widerspiegeln. Aus dem einstigen Gutshaus mit reicher Verzierung, viel Stuck, zahllosen Schnörkeln und Bögen wurde beim Umbau 1938 durch den Königswinterer Architekten Franz Josef Krings ein Kasten mit Parallelen zum Bauhausstil.

Inzwischen gehörte das Objekt der Deutschen Arbeitsfront und war Domizil ihres Leiters Robert Ley, gleichzeitig Reichsleiter der NSDAP, denn die Letzte dieser Linie der Familie von Leonhart-Kurtzrock, Freiin Sophie von Leonhart-Kurtzrock, war 1935 verstorben.

Als 1948 die Villa ein Casino werden sollte, erfolgte ein dritter Umbau, bei dem die Veranda entstand. Beim Thema Möbel hat sich Herman Nolden den Interieurdesigner Bauter Dolk aus Köln ins Boot geholt. "Das wird schlicht, zeitlos", kündigt er an. "Bauter Dolk hat das Haus verstanden."

Auch unterm Dach ist noch die reinste Baustelle. In der Beletage möchte eine auf Altbausanierung spezialisierte Firma aus Bad Honnef ihr Büro einrichten, die ihr neues Domizil dann gleichzeitig als Referenzprojekt nutzt. Darüber entstehen zwei Wohnungen, die an Gaststättenmitarbeiter vermietet werden.

"Mit diesem Objekt wollen wir eine Signalwirkung an andere Eigentümer erzielen und einen Qualitätssprung bei der Stadtsanierung erreichen", so WWG-Geschäftsführer Andreas Pätz. "Viele haben gesagt, das ist ein Irrsinn, an dieser Stelle hochwertige Gastronomie etablieren zu wollen", erzählt Nolden.

Jedoch: "Ich sage, es kann funktionieren. Aber es ist ein Risiko." Etwas Sorgen machen ihm zerdepperte Scheiben. "Es wäre schlimm, wenn der Park Plattform für Rowdys würde." Die Arbeiten zur Gestaltung dieses 3 700 Quadratmeter großen Areals sollen im Herbst beginnen.

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