Niederkassel will mehr für die Jugend tun

Politik und Verwaltung arbeiten am ersten Jugendhilfeplan - Vereine, Familien und Jugendliche sollen Fragebögen beantworten - Ergebnisse werden ins Internet gestellt

Niederkassel will mehr für die Jugend tun
Foto: Vogel

Niederkassel. "In Niederkassel ist doch nichts los." Das weit verbreitete Vorurteil bekommt Lothar Stauch, Leiter des städtischen Jugendamtes, oft von Kindern und Jugendlichen zu hören. Forderungen nach mehr Freizeitmöglichkeiten für die jungen Bürger sind für ihn auch nichts Neues. Doch schon jetzt über konkrete Maßnahmen zu diskutieren, hält Stauch für wenig sinnvoll. Schließlich wisse keiner so genau, wo es überhaupt welche Angebote gebe.

Fraglich sei auch, was Eltern, Kinder und Jugendliche überhaupt wollten. Eine Bestandsaufnahme wollen Verwaltung und Politik nun in einem zweiten Anlauf in Angriff nehmen. Otti Pawlak, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, und Stauch erläuterten im Jugendclub Widdig in Ranzel, was sie vorhaben.

Nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) sind Kommunen mit eigenem Jugendamt verpflichtet, eine Jugendhilfeplanung vorzulegen. Einen ersten Anlauf wollten Politik und Verwaltung vor einigen Jahren mit professioneller Hilfe unternehmen. "Doch ein Professor verlangte rund 75 000 Euro", sagte Pawlak. Das war der Stadt zuviel Geld. Sie entschloss sich, den Plan mit ehrenamtlichen Kräften zu erarbeiten. Mangels Computer und Internet sei das Projekt laut Pawlak damals nicht zustande gekommen.

Das sieht heute ganz anders aus. Eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe des Jugendhilfeausschusses tagte bereits mehrfach und soll es nun richten. Wichtigster Mann ist EDV-Experte Karl-Josef Konopka, der für die Pfadfinder im Ausschuss sitzt. Dessen erste Maßnahme: Er schickte allen Einrichtungen und Vereinen der Stadt Fragebögen, mit denen Informationen über Angebote für Kinder- und Jugendliche abgefragt werden. "90 Prozent der 85 Bögen sind bisher zurückgekommen", freute sich Stauch über die Resonanz.

In einem zweiten und dritten Schritt bekommen jetzt 3 400 Eltern sowie 2 500 Schüler der weiterführenden Schulen einen Fragebogen. So sollen etwa die Eltern präzisieren, welche Wünsche sie an kindgerechte Freizeiteinrichtungen haben. Die Jugendlichen sollen ihre Vorstellungen äußern und die vorhandenen Einrichtungen bewerten. Erste Ergebnisse werden in vier bis sechs Wochen erwartet. Die will Konopka auf der Homepage der Stadt präsentieren. In der zweiten Jahreshälfte geht es dann an die Auswertung. Welche Erkenntnisse die Politik aus der Bestandsaufnahme zieht, ist für Stauch derzeit eher zweitrangig. "Wichtig ist, dass die Aktion keine Eintagsfliege bleibt." Sie müsse in einen Prozess münden.

Beantwortet werden kann der Fragebogen auch im Internet unter www.niederkassel.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort