Hochwasser Niederbachem versinkt in den Fluten

Einem Probealarm folgte am Samstag ein Marathon-Einsatz der Wachtberger Feuerwehren. Stundenlanger Dauerregen, Blitz, Donner und Hagel sowie sturmartige Böen versetzten zeitweise ganze Ortsteile in Wachtberg in Angst und Schrecken.

Wachtberg. Einem Probealarm folgte am Samstag ein Marathon-Einsatz der Wachtberger Feuerwehren. Stundenlanger Dauerregen, Blitz, Donner und Hagel sowie sturmartige Böen versetzten zeitweise ganze Ortsteile in Wachtberg in Angst und Schrecken.

Der Sturzregen setzte Felder, Wiesen, Straßen und Keller unter Wasser - verwandelte ableitende Bäche wie den Mehlemer Bach in Niederbachem in einem reißenden Fluss, der entwurzelte Bäume mit sich riss.

Wachtbergs Gemeindebrandinspektor Markus Zettelmeyer löste beim Unwetter gegen 14 Uhr Vollalarm für alle Wachtberger Löschgruppen aus. Auch aus Meckenheim und Rheinbach eilten die Einsatzkräfte zu Hilfe. "Insgesamt waren rund 220 Feuerwehr-Kräfte mit über 40 Fahrzeugen an mehr als 250 Einsatzstellen aktiv. Hinzu kommen eine Hundertschaft der Polizei und zahlreiche Rettungskräfte", zählte der Wachtberger Wehrleiter auf. Auch Einsatzkräfte der Energieversorger (Gas, Strom, Wasser) waren im Dauereinsatz.

Fotostrecke Schwere Unwetter in der RegionGroße Wassermassen spülten in Niederbachem mehrere Brückenfundamente sowie Gas- und Stromleitungen an der oberen Mühle (Urschen) frei. Keller, Garagen und Häuser wurden ebenso wie Autos unter Wasser gesetzt. Umgeknickte Bäume verursachten Schäden an Fahrzeugen.

Am Langenbergweg wurde der Kies aus den frisch angelegten Leitungsgräben für Gas, Strom, Wasser regelrecht herausgespült. Darüber abgestellte Autos brachen in die offenen Schächte ein. Es herrschte Explosionsgefahr. Die Keller im Evangelischen Gemeindezentrum liefen voll, der Parkplatz davor glich einer Teichlandschaft.

An der Bondorfer Straße stapelten sich aufgeweichte Möbel und andere Gerätschaften auf der verschlammten Straße. Im unteren Verlauf der Mehlemer Straße hatten sich Gastanks los gerissen. Hier mussten Anwohner im Umfeld von 500 Metern ihre Häuser verlassen - das Gas drohte zu explodieren. Vor dem Eingangsbereich der Grundschule lag ein großer Baum flach. Mit einem Radlader mussten Schlamm und Geröll an der Kreuzung Gereonstraße/Austraße abtransportiert werden. Die tiefer gelegene Brücke wurde überflutet, Keller liefen voll.

Selbst die L 123 (Konrad-Adenauer-Straße) stand von der früheren chinesischen Botschaft bis nach Mehlem hinein unter Wasser. Von Berkum und Oberbachem strömte mit braunem Lehmboden gemischtes Regenwasser nach. Kanäle konnten die Schlammfluten nicht mehr aufnehmen. Polizei und Feuerwehr sperrten an den Kreuzungen in Oberbachem sowie am Ortseingang von Niederbachem die Straßen für den Normalverkehr ab.

Auch in Fritzdorf und Werthhoven liefen Keller und Garagen voll und mussten leer gepumpt werden. In Berkum schossen die Lehmfluten am Bollwerk in Richtung Alte Kirche. Im Altenstift Limbach sickerte Wasser in Keller und Dächer durch. Zwischen Ließem und Oberbachem rutschte eine Hangböschung auf die steile und kurvenreiche Fahrbahn des Ließemer Kirchwegs unterhalb des Rheinhöhenfriedhofs. Der Schlamm musste von Einsatzkräften weggeräumt werden.

Anwohner Wolfgang Neusüß: "Wir wohnen seit 30 Jahren am Bruchbach. Ein solches Hochwasser haben wir noch nicht erlebt. Unsere Nachbarn mussten noch den Sonntag die Schäden halbwegs beseitigen. Der Bach war etwa vier Meter angestiegen."

An der Brücke zum Neubaugebiet Bruchbach hatte sich ein abgetriebenes Gartenhaus verklemmt, der Übergang wurde zeitweise von den Wassermassen überflutet. Überall liegen mitgerissene Bäume in Bachnähe, auch am Bachbett sind laut Neusüß schwere Schäden zu beheben.

Wachtbergs Gemeindebrandinspektor Markus Zettelmeyer würdigte den disziplinierten Ablauf der Einsätze und lobte die Hilfsbereitschaft unter den Nachbarn. "Man kann in Niederbachem von einer Jahrhundertflut sprechen. Die Schäden gehen in die Millionen. Aber durch das umsichtige Verhalten der Betroffenen konnte das ganz große Chaos mit Personenschäden vermieden werden. Wachtberg hatte noch Glück im Unglück", fügte der Wehrleiter hinzu.

Auch in den Höhenlagen oberhalb von Niederbachem wurden Bäume und abgebrochene Äste später von den Fahrbahnen geräumt. Besonderns betroffen war Werthhoven, wo zahlreiche Straßen überflutet wurden und Keller und Garagen von Wasser und Schlamm befreit werden mussten. Von dem WM-Spiel der Nationalmannschaft bekamen die Einsatzkräfte im Schwerpunkteinsatzort Niederbachem lediglich den Torstand durch Passanten mit.

Die letzten Einsatzkräfte rückten am Sonntagmorgen gegen 3.30 Uhr in die Standorte ihrer Löschgruppen ab. Gestern wurden die Unglücksschwerpunkte bei Tageslicht untersucht, Schäden aufgenommen und Maßnahmen geplant. Dabei stellte sich heraus, dass in Wachtberg erhebliche Ernteschäden zu verkraften sind.

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