Mit Verbundschule sollen Realschüler künftig in Honnef gehalten werden

Das Ende der Abwanderung - RP Lindlar überbringt Genehmigung

Bad Honnef. Was war das denn? "Vorsagen" erlaubt? "Das d bedeutet Dezi und steht für ein Zehntel einer Einheit." Regierungspräsident (RP) Hans Peter Lindlar beugte sich über die Schulter von Hamdi Burgazi und half ihm ein bisschen auf die Sprünge.

Der 15-Jährige brütete gerade im PC-Raum der Konrad-Adenauer-Schule über einer Matheaufgabe, als plötzlich der Besuch hereinschneite. "Ich bin erstaunt über die unterschiedlichen Anforderungen, die bei diesem Lernprogramm gestellt werden", fachsimpelte der RP, nachdem er die Computer-Reihe abgeschritten hatte, mit Mathematiklehrerin und Konrektorin Inge Kranzusch.

Der Regierungspräsident überbrachte Bürgermeisterin Wally Feiden nämlich am Donnerstag nicht nur den Genehmigungsbescheid zur Erweiterung der Konrad-Adenauer-Schule um einen Realschulzweig, sondern nutzte die Gelegenheit zu Gesprächen mit Schulleiter Stefan Behlau, Lehrern, Schülern und Eltern sowie zu einem ausgiebigen Rundgang durch Klassenzimmer. Da war Lindlar gewissermaßen in seinem Element, schließlich unterrichtete er früher selbst, Deutsch und Erdkunde.

Wally Feiden begrüßte den Gast: "Sie finden hier eine leistungsstarke Schule vor. Wir freuen uns, dass Sie sich unsere Konrad-Adenauer-Schule anschauen, bevor sie ein anderes Gesicht bekommt." Hans Peter Lindlar meinte: "Das gibt dieser Schule eine neue Chance. Wir haben die Situation in Bad Honnef sehr intensiv im Auge. Sie beschäftigt mich wegen der Grenzlage zu Rheinland-Pfalz von Anfang an. Wir müssen sehen, dass wir konkurrenzfähig bleiben."

Das Ergebnis der Überlegungen ist die Verbundschule, in der Realschule und Hauptschule gleichermaßen existieren. Eine Hürde ist zu nehmen, um die korrekt als "Schule im organisatorischen Verbund" bezeichnete Form installieren zu dürfen: Zwei Realschuleingangsklassen und eine Eingangsklasse der Hauptschule sind zwingend erforderlich.

Zur Erläuterung: In den vergangenen Jahren waren immer mehr Honnefer Schüler nach Rheinland-Pfalz abgewandert, um dort die Realschule plus zu besuchen; und die Realschule Sankt Josef in Bad Honnef wollte nicht verlässlich einen dritten Zug zusichern. "Auf guten Erfolg, ich hoffe, dass wir gemeinsam eine Lösung gefunden haben, die trägt", so der RP jetzt.

Die Bürgermeisterin bedankte sich, dass Lindlar die Genehmigung persönlich überbringe. "Das ist ein schönes Signal. Ich wünsche mir, dass die Abwanderung nach Rheinland-Pfalz damit gebrochen ist. Wir werden alles daran setzen, dieses Schulprofil unseren Eltern schmackhaft zu machen."

Beim Rundgang brach Lindlar eine Lanze für Hauptschüler. "Mit der Hauptschule ist nicht vorgezeichnet, dass kein Weg weitergeht. Wir können uns künftig keinen jugendlichen Menschen mehr leisten, der nicht wertschöpfend tätig ist." Gerade in der Hauptschule gebe es ein "sensibles Übergangsmanagement" von der Schule zur Ausbildung. "Das wollen wir von der Bezirksregierung aus noch weiter stützen", versicherte er Behlau im Berufsorientierungsbüro der Schule, dem BOB.

Hier erhielt am Donnerstag gerade Andreas Notzon Informationen. "Ich möchte Koch werden", verriet der Schüler dem RP. Ein Praktikum im Maritim steht unmittelbar bevor. "Koch ist schön, da können Sie sich die Sterne vom Himmel holen", ermutigte Hans Peter Lindlar den Jugendlichen. Lese-Schreib-Zeit war gerade in Klasse sechs angesagt. Leise Musik, Blick auf den Drachenfels und trotzdem volle Konzentration. Lindlar hatte sichtlich Freude an den Schülern um Klassenlehrerin Annelie Döttling.

"Ich lese aus dem Buch “Oh, Verzeihung, sagte die Ameise„ von Josef Guggenmos gerade das Gedicht “Was der Fisch meint„", berichtete Fabian Ried. Das Tanztheater auf der Bühne der Aula, wo Claudia Mühlenbrock mit ihren Schülern der neun gerade ein Stück zum Thema "60 Jahre Bundesrepublik" einstudierte, streifte Lindlar, bevor er den Raum für die Übermittagbetreuung in Augenschein nahm.

Hier servierten Zehntklässler, die das Projekt "Catering" absolvieren, die berühmten kleinen Häppchen der Konrad-Adenauer-Schule. Und dem Patron ihrer Schule entsprechend, überreichten Schülersprecher Adelina Komorani und Erik Adamec dem RP eine Adenauer-Biographie und ein T-Shirt mit dem "Kasch"-Logo.

Das trugen am Donnerstag auch die Lehrer. Vielleicht streift Hans Peter Lindlar sein neues Hemd beim nächsten Besuch in der Konrad-Adenauer-Schule über. Das hätte doch Stil.

Kurz gefragtStefan Behlau, Schulleiter der Konrad-Adenauer-Schule, und sein Kollegium werden in den nächsten Monaten Eltern von Grundschulkindern über die neue Schulform mit Realschulzweig informieren. Mit ihm sprach Roswitha Oschmann.

General-Anzeiger: Was kommt jetzt auf Sie zu?

Stefan Behlau: Wir müssen jetzt Kärrnerarbeit leisten, um mit unserer neuen Schulform zu überzeugen. Wir müssen das Konzept noch fester zurren und schauen, wie wir diesen Realschulzweig ausstatten. Inhaltlich ist das nicht neu für uns, denn wir vergeben an der Hauptschule auch schon immer die Fachoberschulreife, also den Realschulabschluss. Seit der zentralen Prüfung sind die beiden Schulsysteme außerdem noch vergleichbarer.

GA: Und wie nennen Sie Ihre Schule künftig?

Behlau: Wir bleiben die Konrad-Adenauer-Schule, also die Kasch, mit einem Realschul- und einem Hauptschulzweig, haben zwei Schulsysteme unter einer gemeinsamen Leitung. Da steht das ganze Kollegium dahinter: Wir sind eine Schule. Und unsere Lehrer werden dann künftig in beiden Schulformen unterrichten. In den Klassen fünf und sechs kann der Unterricht gemeinsam erfolgen, ab Klasse sieben ist er zu separieren, bis auf einige Fächer wie Religion oder Kunst.

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