Meindorfer proben den Aufstand

Sankt Augustin · Zwei Joggerinnen laufen vorbei, eine Inline-Skaterin rollt ihnen nach. Wenig später folgt eine Walkerin, und eine kleine Reitergruppe führt ihre Pferde aus. Meindorf an der Sieg an einem sonnigen Freitagmorgen: Freizeitidylle pur.

 Bürgerprotest: Die Meindorfer fürchten um ihr Naherholungsgebiet an der Sieg.

Bürgerprotest: Die Meindorfer fürchten um ihr Naherholungsgebiet an der Sieg.

Foto: Holger Arndt

Noch eine andere Gruppe hat sich eingefunden. Erboste Bürger stehen am Sport- und Spielplatz und protestieren. Sie befürchten ein Ende des Naherholungsgebietes, wenn die Siegmündung, wie von der Bezirksregierung in Köln geplant, renaturiert werden soll. Landwirte haben sich ihnen angeschlossen, weil sie um ihre Existenz fürchten.

Sollte das große, über Jahre laufende Naturschutz-Projekt, das von der EU und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird, wie geplant umgesetzt werden, müssen auf längere Sicht der viel genutzte Sport- und der Spielplatz sowie die Grillhüte des Meindorfer Bürgervereins an der Sieg weichen.

Die Landwirte verlieren bis zu 50 Prozent ihrer bewirtschafteten Flächen. "Betroffen ist auch der Asphaltweg an der Sieg. Alles in allem wird uns Meindorfern die grüne Lunge genommen", sagt Ortsvorsteher Heinz-Willi Schäfer. Im Kern geht es darum, der Sieg wieder mehr Freiheit zu geben, sie zu "entfesseln".

Das bedeutet, dass die Uferbefestigungen zurückgenommen werden und der Fluss sich wieder ausdehnen kann. Das Gewässer wird naturnäher, und Flora und Fauna finden auch wieder mehr Platz. So soll der Naturraum Siegmündung in seiner Erlebbarkeit und Naherholungsfunktion weiterentwickelt werden.

Dafür haben sich die Bezirksregierung und die Sieg-Anlieger Niederkassel, Bonn, Troisdorf, der Rhein-Sieg-Kreis und eben Sankt Augustin zu einer Partnerschaft zusammengeschlossen. "Es gibt sicher Bereiche, wo das Sinn macht. Aber hier in dem drei Kilometer langen Meindorfer Abschnitt sicher nicht", sagt Schäfer und fordert, es so zu belassen, wie es ist.

Er fühlt sich gewissermaßen als Häuptling eines "kleinen gallischen Dorfes", das sich gegen die Obrigkeit wehrt. "Lasst den Menschen ihre Natur", appelliert er an die Verantwortlichen. "Viele sind extra wegen der Naturnähe hierher gezogen. So bleibt uns davon nichts mehr", meint Ulf Holsky vom Meindorfer Bürgerverein.

"Wir haben im Grunde nichts gegen die Renaturierung. Aber unsere Belange müssen berücksichtigt werden", sagt Theo Brauweiler, Vorsitzender der Kreisbauernschaft und Meindorfer Landwirt mit 100 Hektar Ackerfläche. Dass sei in den bisherigen Gesprächen mit der Bezirksregierung nicht geschehen. Für Ratsmitglied Uwe Karp (SPD) steht fest: "Bei jedem Hochwasser steht das Wasser dann in den angrenzenden Meindorfer Gärten." So wendet er sich dagegen, dass die Dämme weg sollen.

Die Augustiner Grünen sprechen hingegen von "Panikmache". "Die Befürchtungen, ab 2013 würde die gesamte Siegaue überschwemmt, ist total absurd", sagt Fraktionschef Martin Metz. Gleichwohl sei es bedauerlich, dass die Meindorfer noch nicht informiert worden seien. Aber: Am Donnerstag, 2. Februar, ab 20 Uhr wollen Experten der Bezirksregierung und der Stadtverwaltung das in der Grundschule nachholen.

Weitere Infos im Internet unter www.buergerverein-meindorf.de.

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