Meckenheimer kommt mit Brandts Dienstwagen ins TV

Mit "Willy" vors Kanzleramt - Als Statisten wirkten Alfred Kiupel und sein Auto in RTL-Film mit

Meckenheimer kommt mit Brandts Dienstwagen ins TV
Foto: Wolfgang Henry

Meckenheim. Nein, Schauspieler zu sein, das wäre nichts für Alfred Kiupel. Das weiß der 74-Jährige spätestens seit Ende August ganz genau. Da wirkte der Meckenheimer nämlich in Bonn als Statist bei dem RTL-Spielfilm "Westflug - Entführung aus Liebe" mit.

Am Set ging es so stressig zu, dass Kiupel immer noch voller Überzeugung sagt: "In so einem Haufen möchte ich nicht arbeiten." Die Dreharbeiten begannen für den mehr als rüstigen Senior mit einem Anruf im Sommer.

Der Frau am anderen Ende der Leitung ging es jedoch nur indirekt um Kiupel. Sie habe gehört, dass er noch einen Dienstwagen von Bundeskanzler Willy Brandt besäße. Als der Meckenheimer, der lange Jahre in Bonn lebte, bejahte, war er gebucht.

Im Moment allerdings sieht "der Willy", wie Kiupel den Mercedes 280 S liebevoll nennt, gar nicht kanzlermäßig aus. Mit abgesenkter Schnauze - ohne Vorderräder - steht er im Garten und wartet darauf, dass sein Besitzer ihn wieder TÜV-würdig repariert. 1977 hat Kiupel den "schwarzen Schlitten" erworben. Andere würden das Auto ob der Maße eher Schlachtschiff nennen.

Vorbesitzer war gemäß Kraftfahrzeugbrief die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Ein Bekannter, der im Kanzleramt arbeitete, hatte dem gelernten Heizungsbauer erzählt, dass die SPD das Auto, mit dem Brandt häufig unterwegs war, verkaufen wollte. Zugelassen war es seit dem 12. Mai 1971.

"Ich hab 3 500 Mark dafür gezahlt, ein Schnäppchen", freut sich der Käufer noch heute. Wie viele Kilometer der Wagen gefahren hatte? Kiupel zuckt mit den Schultern. "Das war mir nicht wichtig." Was jetzt auf dem Tacho steht, zählt für ihn ebenfalls nicht.

Zurück zum Film, der voraussichtlich im Herbst 2010 gesendet wird. Das Drehbuch beruht auf einer wahren deutsch-deutschen Liebesgeschichte. Der westdeutsche Ingenieur Horst Fischer (gespielt von Oliver Mommsen) hatte sich in die Ostdeutsche Ingrid Ruske (Sophie von Kessel) verliebt. Gemeinsam mit Ruskes Kollegen Hans-Detlev Tiede (Hendrik Duryn) hatten sie deshalb die Flucht aus der DDR geplant.

Fischer (der wie alle Akteure im Film anders heißt) wollte sich mit gefälschten Papieren nach Danzig aufmachen, wurde aber von der Stasi verhaftet. Daraufhin kaperten Tiede und Ruske eine Maschine, die auf dem Weg von Danzig nach Berlin-Schönefeld war. Mit einer Spielzeugpistole zwangen sie die Piloten, im Westen auf dem Flughafen Tempelhof zu landen.

Bei den diplomatischen Verwicklungen, die daraus resultierten, setzte Kiupels Statistenrolle ein. Mit seinem "Willy" kutschierte er diverse Verhandlungsführer ins Bonner Kanzleramt. Zweimal musste er die Auffahrt hochfahren, dann war die Szene im Kasten. "Beim ersten Mal war ich zu langsam", erzählt er und lacht.

Um 9 Uhr hatte er vor Ort sein müssen, um die Chauffeur-Kleidung anzulegen. "Die haben stark an mir herumgezuppelt, ich musste meine Brille und meine Uhr ausziehen." Der Fahrer eines Pullmans kam schlechter weg: Beim ihm habe der Bart dran glauben müssen, sagt Kiupel, der mit Frau Lotti eine Pension in Lüftelberg betreibt.

Honorar gab es keines: "Das wollte ich nicht, der Willy ist doch mein Hobby." Über den Präsentkorb, den er stattdessen erhielt, freute er sich dennoch. Mit der Standarte am Kotflügel fuhr er anschließend stolz über die B 9 nach Hause. Dass der Mercedes nun vorübergehend im Garten parkt, liegt nicht zuletzt an seiner einzigen Schwäche: Er rostet. "Das Blech ist wirklich das Schlechteste am ganzen Auto", so Kuipel.

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