GA-Serie "Rheinische Redensarten" Me jeht net aan de Desch wie e Ferkel aan de Troch

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Man geht nicht an den Tisch wie ein Ferkel an den Trog.

Man geht nicht an den Tisch wie ein Ferkel an den Trog.

Foto: GA-Grafik

Viele Rheinische Redensarten haben eine erzieherische Funktion. Sie richten sich an die lieben Kinderchen. Meist sind sie verknüpft mit der Vermittlung von wichtigen Kulturtechniken. Da macht unser heutiger Satz keine Ausnahme. „Me jeht net aan de Desch wie e Ferkel aan de Troch“, heißt auf Hochdeutsch übersetzt: Man geht nicht an den Tisch wie ein Ferkel an den Trog. Wieder einmal nutzt der Dialekt in diesem Fall ein Bild aus der Landwirtschaft, also einem Umfeld, das den Menschen früher vertraut war.

Unsere Mundartsachverständigen kennen den Satz aus ihrer Kindheit. Es war der engagierte Ruf der Eltern nach ein bisschen Etikette am Essenstisch. Denn die Kinder, die sich ja ungern Zeit nehmen, ihr Spiel zu unterbrechen, springen an den Tisch, ohne sich die Hände zu waschen. Dabei wäre das so wichtig. Die Sitte, sich vor dem gemeinsamen Mahl die Hände zu waschen und dann mit Messer und Gabel zu essen ist nicht von ungefähr entstanden, sondern hat mit den Infektionsgefahren unsauberer Hände zu tun.

Deshalb haben die Benediktinermönche des österreichischen Klosters Gut Aich das Ritual des Händewaschens als Unesco-Weltkulturerbe angemeldet. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Internationalen Hände-Waschtag ausgerufen, der seit 2008 immer am 15. Oktober begangen wird. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, das regelmäßiges und gründliches Händewaschen das wichtigste Mittel gegen die Ausbreitung ansteckender Krankheiten ist. Die Rheinländer haben dieses Wissen schon lange und transportieren es von Generation zu Generation.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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