Massiver Protest gegen massive Bebauung

Kritik der Bürger am geplanten Start-up-Zentrum (International Business Center) in der früheren amerikanischen Siedlung in Plittersdorf

Plittersdorf. Die Bebauung zu massiv, die Präsentation der Pläne unvollständig: Prügel bezogen am Freitagabend die Stadt Bonn, die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG (Vebowag) und die Strukturförderungsgesellschaft (SFG) Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler bei einer Bürgerversammlung zum geplanten Start-up-Zentrum (International Business Center) und dem benachbarten Büro- und Geschäftshaus in der früheren amerikanischen Siedlung in Plittersdorf.

Und das nicht zu knapp. Kein einziger der gut 150 Bürger, die sich mit Mühe und Not in der Thomaskapelle der Christus-Kirchengemeinde zusammengequetscht hatten, äußerte sich zustimmend zu den Plänen.

Stattdessen Vorwürfe. "Das ist wie ein giftiger Pilz in einer grünen Wiese", kommentierte eine Anwohnerin unter dem Beifall der Übrigen, gleich nachdem SFG-Geschäftsführer Martin Hennicke und Vebowag-Vorstand Peter Schultz die Pläne vorgestellt hatten. Demnach plant die SFG zur Unterstützung ansiedlungswilliger internationaler Unternehmen in deren Startphase das Business Center, ein etwa 180 Meter langes Gebäude mit rund 90 Büros und einer Tiefgarage mit 176 Plätzen, die Vebowag gleich nebenan ein Büro- und Geschäftshaus mit 100 oberirdischen Parkplätzen vor dem geplanten Aldi-Markt und 75 weiteren in einer Tiefgarage. Beide Gebäude werden in der Mitte viergeschossig; hinzu kommt ein zurückgezogenes fünftes, ein so genanntes Staffelgeschoss.

Nach Meinung der Anwohner zu hoch, zu massiv, die "lebens- und umweltfreundliche Bebauungsweise der Amerikaner zerstörend", aus klimatischer Sicht bedenklich (wie die Fachverwaltung selbst zugibt) und verkehrsbelastend für die umliegenden Straßen. Einer der Hauptkritikpunkte der Bürger aber richtete sich dagegen, dass nur die Pläne für Start-up-Zentrum / Büro- und Geschäftshaus präsentiert wurden, nicht aber die für die unmittelbar gegenüber vorgesehene Wohnanlage. Zwischen Donatusstraße und dem nach Süden abzweigenden Ast der Kennedyallee plant die Vebowag einen bis zu sechsgeschossigen Komplex mit 270 Wohnungen für 750 bis 1 000 Mieter sowie eine Tiefgarage mit 420 Plätzen. "Ein grünes Gebirgsmassiv, kein grüner Hügel", hieß es aus der Versammlung in Anspielung darauf, wie Schultz das Projekt kürzlich beschrieb.

Die beiden Großprojekte in getrennten Versammlungen vorzustellen, sei bürgerunfreundlich, unlauter und unerhört. "Wir müssen alles kennen, um richtig Stellung beziehen und die Umweltverträglichkeit beurteilen zu können", meinte ein Anwohner. Andere mutmaßten, dass Stadt, SFG und Vebowag wohl Fakten schaffen wollten mit Start-up-Zentrum und Büro-/Geschäftshaus, um später einfacher argumentieren zu können: "Wenn hier fünfgeschossig gebaut wird, sind die sechs Geschosse für die Wohnanlage schon präjudiziert."

Dass Folker Dehnert vom Stadtplanungsamt mehrfach beteuerte, mit den gesplitteten Bürgerbeteiligungen nur Ratsbeschlüsse umzusetzen und die für die Wohnanlage der Vebowag voraussichtlich vor der Sommerpause einzuberufen, trug nicht zur Beruhigung bei. Neben Bitten aus der Versammlung, "bescheidener" zu bauen und auf ein Vollgeschoss zu verzichten, kam auch die Empfehlung, schon jetzt gezielt schriftlich Einspruch einzulegen. Die Planer versprachen, "sich intensiv mit den Bedenken auseinander zu setzen".

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