Nach der Insolvenz Leere Regale bei "Ihr Platz" in Bad Honnef

Bad Honnef · Seit Donnerstag vergangener Woche läuft er nun: Der Ausverkauf bei der Drogeriemarkt-Kette und Schlecker-Tochter Ihr Platz. Auch in der Filiale im Honnefer Zentrum leeren sich die Regale. Im Moment ist offen, ob die Honnefer Innenstadt mit Ihr Platz in Kürze auch ihren letzten Drogeriemarkt verliert.

Nur noch eine Handvoll Deosprays vereinsamen in leeren Regalfächern. "30 Prozent auf alles" verkünden rote Hinweisschilder. An der Eingangstür ist reger Verkehr, Kunden strömen ein und aus. Viele wollen sich wohl die Schnäppchen des Ausverkaufs nicht entgehen lassen.

"Der Laden läuft aber eigentlich immer gut", sagt Filialleiterin Petra Altenberg. Seit 23 Jahren arbeitet sie nun schon in der Ihr-Platz-Filiale, seit 16 Jahren hat sie deren Leitung inne. Für sie und ihre Mitarbeiterinnen, mit der Reinigungskraft sind es acht Frauen, ist es eine nervenaufreibende Zeit, seit Ende Januar Ihr Platz kurz nach der Muttergesellschaft Schlecker Insolvenz angemeldet hat.

Im März veröffentlichte das Osnabrücker Unternehmen eine Liste mit 122 Filialen, die geschlossen werden. Die Bad Honnefer war nicht darunter. Mehr als 250 der deutschlandweit 490 Filialen werden wohl an den Konkurrenten Rossmann, die österreichische MTH Retailgroup und die H.H. Holding verkauft, zu der der Textil-Discounter Kik, die Ein-Euro-Läden Tedi und die Woolworth-Kaufhäuser gehören.

Ob die Honnefer Filiale schon einen neuen Besitzer gefunden hat und was mit ihr genau geschehen soll, darüber könne man noch keine Angaben machen, heißt es auf Anfrage des General-Anzeigers bei der verantwortlichen Pressestelle der Schlecker-Gruppe.

"Wir wollen nicht einfach aufgeben", sagt Altenberg. "Wir lieben unsere Arbeit", ergänzt ihre Stellvertreterin Angela Dussier, ebenfalls seit 23 Jahren in der Filiale tätig. Vor allem um ihre berufliche Zukunft sorgen sich die Frauen. "In unserem Alter einen neuen Job zu finden, ist nicht einfach", sagt die 46-jährige Filialleiterin.

"In den Drogeriemärkten werden ja fast nur noch Mädchen angestellt - nach dem Motto 'möglichst billig und jung'", ergänzt ihre 52-jährige Stellvertreterin. Auch um die Kunden tue es ihnen leid, sagen die beiden. "Besonders für die älteren Menschen, die regelmäßig zu uns kommen und unsere Hilfe brauchen."

Eine dieser Stammkundinnen ist Elisabeth Röntgen. Die 84-Jährige kommt mehrmals in der Woche in den Laden, um sich mit Hautcreme und Shampoo einzudecken, aber auch für ein kurzes Gespräch mit den Mitarbeiterinnen.

"Es ist schon echt sehr traurig", kommentiert die Rentnerin das nahende Aus. Elisabeth Röntgen, die auf ihren Rollator angewiesen ist, weiß nicht, wie sie bald ihre Drogerieprodukte besorgen soll. "Ins Gewerbegebiet fahren kann ich jedenfalls nicht", sagt die Seniorin resigniert.

"Wir haben schon überlegt, uns selbstständig zu machen", sagt Altenberg. "Aber das ist ein so großes finanzielles Risiko und wir bräuchten ja auch einen Zulieferer."

Bleibt nur noch der Appell an die Investoren: "Wir sind gut, wenn man uns lässt." Noch wollen die Honnefer Ihr-Platz-Beschäftigten die Hoffnung nicht aufgeben.

Ihr Platz, Schlecker und die Pleite

Nachdem sich seit Dezember 2011 Berichte über finanzielle Schwierigkeiten bei Schlecker häuften, meldete das Drogerie-Unternehmen am 23. Januar 2012 Insolvenz an. Drei Tage später folgte die Schlecker-Tochter Ihr Platz. 122 der 490 Filialen wurden geschlossen. Die Drogeriemarktkette Rossmann wird wohl 104 der verbleibenden Filialen übernehmen, die österreichische MTH Retail Group 109, die zu den Billigmärkten Mäc-Geiz werden sollen. Laut Berichten will die H.H. Holding (Kik, Tedi, Woolworth) 45 Filialen übernehmen. Ihr Platz hatte 2005 Insolvenz angemeldet und wurde 2007 von Schlecker übernommen.

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