Abiturient aus Heisterbacherrott Laurin Berger ist ein Macher

HEISTERBACHERROTT · Seit seinem zehnten Lebensjahr engagiert sich der 19-jährige Schüler aktiv bei Greenpeace. "Manchmal ist das schwierig. Aber mich zu engagieren, ist für mich die einzig sinnvolle Möglichkeit, mit dem, was auf der Welt geschieht, umzugehen."

 Kapuzinerkresse, Tomaten, Paprika und anderes Gemüse baut Laurin Berger selbst an.

Kapuzinerkresse, Tomaten, Paprika und anderes Gemüse baut Laurin Berger selbst an.

Foto: Frank Homann

"Man ist nicht Opfer großer Entscheidungen, sondern aktiver Teilnehmer an der Demokratie in unserem Land." Für Laurin Berger sind das nicht nur leere Worte. Ihm reicht es nicht "alle paar Jahre das Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu machen", vielmehr gehört der Abiturient aus Heisterbacherrott zu denen, die aktiv ihre Meinung kundtun: "Man ist selbst Macher."

Und deshalb "macht" Laurin Berger mit: Seit acht Jahren ist er Mitglied bei Greenpeace und Ansprechpartner der Bonner Jugend-Aktionsgruppe. Am Wochenende wird der 19-Jährige am "McPlanet-Kongress" teilnehmen und in Berlin mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt über Globalisierung, Entwicklungsthemen und Umweltpolitik diskutieren. Im Vorfeld des Rio+20-Gipfels soll auch Bilanz gezogen werden, was die Politik der nachhaltigen Entwicklung 20 Jahre nach dem Erdgipfel in Rio tatsächlich erreicht hat.

Für den Schüler ist es nicht die erste Teilnahme an einer internationalen Konferenz. In einem Alter, in dem sich die meisten Jugendlichen eher noch weniger Gedanken über die Zukunft machen, reiste Laurin Berger mit anderen Greenpeace-Delegierten nach Brasilien. Bei der Artenvielfalt-Konferenz in Curitiba vertrat er 2006 die "Stimme der Kinder": Mit gerade mal dreizehn Jahren organisierte er unter anderem unter dem Motto "Samba for live" eine Demonstration, an der mehr als 2000 Kinder teilnahmen.

Im Alter von zehn Jahren wurde der Schüler Mitglied bei Greenpeace: "Ich habe damals in Bonn eine Aktion über Wale mitbekommen." Das Thema bewegte ihn derart, dass er an seiner damaligen Schule in Hangelar kurzerhand eine Greenpeace-Kindergruppe gründete. Mittlerweile interessieren ihn besonders auch entwicklungspolitische Themen.

Bei einem Auslandsaufenthalt mit seinen Eltern in Botswana, die dort von 2008 bis 2010 als Entwicklungshelfer tätig waren, konnte er viele globale Probleme aus einem anderen Blickwinkel betrachten: "Da waren zum einen die tägliche Konfrontation mit der Armut, zum anderen die überragende Artenvielfalt." Die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Hunger wurden für ihn besser nachvollziehbar. "Ich habe gelernt, dass sich Nachhaltigkeit nicht ohne Armutsbekämpfung erreichen lässt."

Seitdem ist es sein Anliegen, Themen wie den Klimawandel vernetzt anzugehen, die Zusammenarbeit von entwicklungspolitisch Interessierten und Umweltaktivisten mit Globalisierungskritikern zu stärken.

Doch der Schüler der Gesamtschule Beuel hat nicht nur das große Ganze im Blick, er möchte auch regional etwas bewirken. "Deglobalisierung findet vor Ort statt. Selbst Tomaten zu setzen, kann eine Form des politischen Handelns sein." Eben deshalb, weil man nicht auf die Ware zurückgreifen muss, die aus dem Ausland mit großem Energieaufwand hierher transportiert wird. Überhaupt wünscht sich der 19-Jährige von seinen Mitmenschen mehr Genügsamkeit, was die Auswahl der Lebensmittel angeht: "Ich brauche keine Erdbeeren im Januar."

Nach dem Abitur möchte Laurin Berger biologische Landwirtschaft studieren. Bereits jetzt arbeitet er in seiner Freizeit auf einem Biobauernhof, baut selbst Gemüse an. Die zwölf Kilometer bis zur Schule fährt er tagtäglich mit dem Fahrrad: "Es macht mir Spaß und ist für mich Gelegenheit mich auszutoben" - und Energie zu sammeln für sein ehrenamtliches Engagement: "Manchmal ist das schwierig. Aber mich zu engagieren, ist für mich die einzig sinnvolle Möglichkeit, mit dem, was auf der Welt geschieht, umzugehen."

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