Naturschutz in Swisttal Kröten sind wieder auf Wanderschaft

RHEIN-SIEG-KREIS · Nabu-Experten weisen Autofahrer auf Amphibien hin, die auf dem Weg zu ihren Laichgewässern sind.

 Die Krötenwanderung hat wieder begonnen: An der Waldstraße in Dünstekoven tragen die Nabu-Mitarbeiter Alexandra Martens und Christoph Wolter die Erdkröten über die Straße. FOTOS: AXEL VOGEL

Die Krötenwanderung hat wieder begonnen: An der Waldstraße in Dünstekoven tragen die Nabu-Mitarbeiter Alexandra Martens und Christoph Wolter die Erdkröten über die Straße. FOTOS: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

„Achtung Kröten“, auf das Schild sollten Autofahrer derzeit wieder besonders achten. Denn sie sind derzeit an einigen bekannten Stellen in der Voreifel und im Vorgebirge wieder in Scharen unterwegs: Amphibien, die zum Stamm der Froschlurche gehören, genauer gesagt „vor allem Erdkröten, aber auch Faden- und Bergmolche sind unterwegs“, erklärt Peter Meyer, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Bonn des Nabu, an dessen Naturschutzstation an der Waldstraße in Dünstekoven derzeit besonders viele Tiere unterwegs sind. Aber Meyer rät Autofahrer auch an anderen markanten Stellen auf Krötenwanderungen und die entsprechenden Hinweisschilder zu achten.

Für die etwa zehn Zentimeter lange Erdkröte hat bereits seit rund zwei Wochen die Wanderzeit begonnen. Denn wenn die Temperaturen nachts dauerhaft über sechs Grad liegen und die Luftfeuchtigkeit stimmt, verlassen die Tiere ihre Winterquartiere. In der Regel haben die Tiere in Erdlöchern überwintert, „oder sich selber eingegraben“, weiß Fachmann Peter Meyer sind. Der Weg führt die Kröten nun bei steigenden Temperaturen in Scharen schnurstracks zu ihren gewohnten Laichgewässer wie Tümpel, Seen, Angelteichen und eben stillgelegte Kiesgruben wie die in Dünstekoven. Dort betreuen Meyer mit seinem Team eine kreisweit bedeutsame Naturschutzstation. „Vor allem kommen die Erdkröten in Scharen, wenn es regnet“, führt Meyer aus.

Dann haben er und seine Helfer, in dem Fall Alexandra Martens, die beim Bundesfreiwilligendienst ihr Freiwilliges Jahr in Dünstekoven absolviert, sowie Praktikant Christoph Wolter, ein Lehramtsstudent, alle Hände voll zu tun. Es gilt, die Kröten unversehrt über die betroffenen Straßen zu eskortieren. An der Waldstraße in Dünstekoven funktioniert das noch auf traditionelle Art und Weise: Mittels mobiler Amphibienzäune aus Planen werden die wandernden Kröten vor der Straße zu Sammelpunkten geleitet. Dort fallen die Tiere in Eimer, die dann die Nabu-Leute anderntags sicher über die Straße tragen. Dann kann es für die Kröten aus eigener Kraft weiter in Richtung Kiesgrube gehen. „Mit im Schnitt 1500 Kröten“ rechnet Peter Meyer während der Wandersaison allein in Dünstekoven.

Auch an anderen markanten Stellen sind die Amphibien jetzt in größerer Zahl unterwegs. So vor allem entlang der L 493 und der L 119 in Höhe von Gut Waldau. Hier hat sich aus Sicht des Nabu die Situation allerdings entspannt. Wie berichtet, hatte der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen im Kreuzungsbereich der beiden Straßen zwischen 2007 und 2010 insgesamt sechs Betonröhren einbauen lassen, erklärt Hans Troullier, Vorstandsmitglied im Nabu Bonn, der das Projekt intensiv begleitet hat. Durch diese Krötentunnel können die Tiere nun vergleichsweise stress- und gefahrenfrei unterirdisch den Weg zu den Laichgewässern im benachbarten Wald finden.

Auf Wanderschaft sind die Kröten darüber hinaus auch im Vorgebirge, so Peter Meyer, vor allem auf der Schmalen Allee zwischen Alfter-Witterschlick und Volmershoven, wo ebenfalls eine ehemalige Kiesgrube ihr Ziel ist. Für Meyer ist Rücksicht auf jeden Fall geboten: „Die Tiere finden in der Region nur noch wenige Rückzugsräume und Refugien, wo sie laichen können.“

Am Ortsrand von Alfter-Impekoven kümmert sich Heike Mager um den Schutz der Amphibien. Die Tiere wandern an milden Abenden – ab einer Temperatur von sechs bis acht Grad – von den Teichen in höheren Lagen zu ihren Laichgewässern in den Feuchtgebieten im und unterhalb des Wiesengrunds. Dabei müssen sie die Straße In der Asbach überqueren.

Diese Straße ist für Autofahrer ein beliebter Schleichweg zwischen der B 56 und den Hanggebieten von Impekoven. Hätte man nicht vor Jahren die Straße zwischen der Bebauung mit zwei Schranken versehen, die nachts die Durchfahrt versperren, wären wohl Tausende von Tieren überfahren worden. Heike Mager schließt die beiden Schranken jeden Abend mit Beginn der Dämmerung, im Moment gegen 18.45 Uhr.

Neulich, bei einem Kontrollgang um 21.30 Uhr, hat sie 50 bis 60 Kröten auf der Straße gezählt. „Und das war nur eine Momentaufnahme“, sagt sie. Morgens gegen 7 Uhr öffnen Mitarbeiter des Alfterer Bauhofes die Schranken wieder. Im Hellen laufen die Kröten nicht, dann wären sie ihren Feinden schutzlos ausgeliefert.

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