Klarer Sieg für den Blick auf den Rhein

Bonner Architekt Karl-Heinz Schommer gewinnt den Wettbewerb für BonnVisio - Softwareunternehmen GWI will in zwei Jahren einziehen

Klarer Sieg für den Blick auf den Rhein
Foto: Engels

Irgendwie hat Karl-Heinz Schommer gewusst, dass er den richtigen Riecher hatte. "Ich wollte unbedingt gewinnen", sagte der Bonner Architekt. Entsprechend viel Mühe machte er sich mit seinen Plänen für die Bebauung des Oberkasseler Zementfabrikgeländes, arbeitete mit seinem Team so manche Nacht durch.

Die Spannung stieg, Schommer wurde immer nervöser, bis dann am Montag um genau 20.14 Uhr die Preisrichter vom Architektenwettbewerb BonnVisio anriefen und ihm zum Sieg gratulierten. Dazu kam, dass Schommers Tochter frisch ihr Abi in Tasche hatte - was für ein Tag.

Als am Dienstagmittag die Auslober alle Pläne öffentlich vorstellten, nannten sie immer wieder eine wichtige Vorgabe: "Bloß nicht den Blick auf den Rhein verbauen." Dieser Maßgabe wurde Schommer mehr als gerecht.

Er verteilt U-förmige Bauten mit viel Glas und gestaffelten Geschossen (zwei bis sechs) über das Gelände. Da haben später sogar die Bürobediensteten in der zweiten Reihe beste Aussicht auf den Strom.

Das Ensemble passt dann landschaftlich auch noch zum angrenzenden Rheinauenpark. Spaziergänger haben wohl sogar Gelegenheit, im Promenadencafé der Rohmühle einen Cappuccino zu schlürfen.

Schommer bewies Mut, die vorhandenen Denkmäler - dazu gehören auch das Wahrzeichen Wasserturm und die Direktorenvilla - in die Neubauten mit Innenhöfen zu integrieren.

So verpasste er der Mühle etwa ein Glasdach, um sie innen mit Licht zu durchfluten. Die Glasfront zieht sich weiter über einen Anbau bis zum Boden.

Mit solchen Ideen beeindruckte Schommer die Investoren, Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Ingenieure im Preisgericht, das am Montag von 10 bis 20 Uhr die elf eingereichten Entwürfe begutachtete.

"Die Investoren und Planer sind sich einig: Hierbei handelt es sich mit Abstand um die höchste Qualität der realisierbaren Angebote", sagte Preisrichter Walter von Lom anerkennend.

Ihm schloss sich Stadtbaurat Sigurd Trommer an, zeigte sich hochgradig zufrieden. Genau wie GWI-Vorstand Jörg Haas, um den sich im Prinzip die ganze Sache dreht.

Denn er will die Verwaltungszentrale des Krankenhaussoftware-Unternehmens für zunächst 200 Mitarbeiter im südlichsten Teil von BonnVisio bauen. 13 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Laut Haas könnte der Einzug in zwei Jahren erfolgen.

In den Gebäuden daneben mit den Investoren BTV Development, Pareto, ProBonnum (Projektentwickler-Gesellschaft der Sparkasse Bonn) und Haas selbst sollen Büros und Dienstleistung untergebracht werden, und zwar Telekommunikation, Informationstechnologie und Multimedia.

Auch für das nördliche Areal hat Schommer gemäß dem Wettbewerb passende Gebäude entworfen. Doch da ist noch alles offen. Trommer bestätigte am Dienstag nochmals die konkreten Verhandlungen mit der Frankfurter Firma Albis, die bereits einen eigenen Entwurf des Stararchitekten Norman Foster ins Spiel gebracht hat ( der GA berichtete).

"Wir hoffen, dass diese Verhandlungen nun eher beflügelt werden", sagte Trommer mit Blick auf Schommers Pläne. Der Wettbewerb habe eine Grundlage geliefert. Für seinen ersten Preis erhält Schommer 31 000 Euro.

Weil der 49-Jährige den Sieg mit Abstand davonträgt, folgen danach zwei dritte Preise (je 17 500 Euro): Die Bonner Architekten m/a/p maier präsentierten eine nachvollziehbare Blockstruktur, nahmen den Denkmälern allerdings ihre Identität.

Kister Scheithauer Groß schafften bei ihren Zeilenstrukturen mit zu schmalen Innenhöfen nicht den gewünschten Blick zum Rhein. Drei Anerkennungen honorierte das Preisgericht mit je 7000 Euro.

Schommer hat sich in Bonn bereits einen Namen mit der Erweiterung der Kaiser-Passage, der Neugestaltung des Martinsplatzes und der Zentrale des Deutschen Sparkassen-Giro-Verbandes an der Kaiserstraße gemacht.

Zuletzt beendete er zwei Großbauten in Berlin. 1994 bekam das Büro den Europa-Nostra-Preis für neues Bauen in historischem Bestand.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Am Ball bleiben"

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