Keine Minderjährigen beim Ultimate Fighting Championship in Köln

Das Jugend-Dezernat der Stadt will Jugendlichen den Zugang zum Käfigkampf verweigern - Bereits 7 000 Karten verkauft

Keine Minderjährigen beim Ultimate Fighting Championship in Köln
Foto: ap

Bonn. Jugendschutz im Rechtsstaat Deutschland: Notfalls muss ein Richter entscheiden, ob die umstrittenen Freefight-Kämpfe der Ultimate Fighting Championship (UFC) am 13. Juni in der Kölner Lanxess Arena (der GA berichtete) jugendfrei sind - oder nicht.

Am Mittwoch entschied erst einmal Agnes Klein, Jugend-Dezernentin der Stadt Köln, dass sie Minderjährigen den Zutritt zu der "sportähnlichen" US-Kampfshow, bei der Schläge, Tritte und Würgegriffe und vieles mehr in einem Maschendraht-Käfig erlaubt sind, verbieten werde. "Nur der Weg dorthin ist noch offen." Einstweilen suche die Stadt, so Klein, die Kooperation mit dem Veranstalter und hofft, dass er die Auflage freiwillig akzeptiert.

Das würde bedeuten: Dass Jugendliche, die bereits Tickets ohne Jugendermäßigung gekauft haben, ihr Geld zurück erhalten und keine Eintrittskarten mehr kaufen können. "Notfalls müssen wir eine Verfügung aussprechen", sagt Klein. Lege das Arena-Management dagegen Widerspruch ein, habe ein Richter das letzte Wort.

Danach sieht es nicht aus. Die Arena-Verantwortlichen signalisieren ein mögliches Einlenken. Ihre Anwältin Gaby Münchhalffen sagte am Mittwoch gegenüber dem General-Anzeiger: "Wir könnten mit einem Verbot für Jugendliche leben, aber das gibt es noch nicht." Angesichts der rechtlichen Grundlagen sei es auch zweifelhaft, ob sich ein Verbot durchsetzen ließe.

Schließlich gebe es auch bei ähnlichen Veranstaltungen, wie etwa Box-Wettkämpfen, keine Altersbeschränkung. Die Entscheidung liege allerdings letztendlich beim Veranstalter Marek Lieberberg. Der versteht die "ganze Aufregung" nicht und wünscht sich eine "Versachlichung der Diskussion". Man habe im Vorfeld umfangreich die Pros und Contras der UFC aufgeführt. "Das Kölner Ordnungsamt hatte nichts zu beanstanden", sagte Lieberberg am Mittwoch.

Und es habe die Veranstaltung, für die bereits mehr als 7 000 Karten verkauft sind, genehmigt. Daher sieht er keine Veranlassung für eine Altersbeschränkung: "95 Prozent unserer Besucher sind ohnehin älter als 18 Jahre." Dennoch hat er der Stadt Köln ein persönliches Gespräch angeboten. Das soll, wenn gewünscht, spätestens am Montag stattfinden. "Auf dieser Basis wird dann über das weitere Vorgehen entschieden", sagte Lieberberg, der noch zwei weitere Kämpfe in Deutschland plant. Die seien in England bereits etabliert, ganz unbeanstandet.

JugendschutzgesetzParagraf 7 Jugendschutzgesetz:"Geht von einer öffentlichen Veranstaltung (...) eine Gefährdung für das körperliche, geistige oder seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen aus, so kann die zuständige Behörde anordnen, dass der Veranstalter (...) Kindern und Jugendlichen eine Anwesenheit nicht gestatten darf. Die Anordnung kann Altersbegrenzungen, Zeitbegrenzungen oder andere Auflagen enthalten, wenn dadurch die Gefährdung ausgeschlossen oder wesentlich gemindert wird."

"In Deutschland sollte man den Bogen nicht überspannen, sondern sich lieber entspannen."

Die "Aufregung" ergibt sich daraus, dass zwischenzeitlich der Kölner Stadtrat ein politisches Zeichen setzte und die Veranstaltung als Ganzes einstimmig abgelehnt hat - jedoch zu einem Zeitpunkt, als die Verwaltung die "sportähnliche Veranstaltung" längst genehmigt hatte.

Ursache zwei der "Aufregung": Das Amt für öffentliche Ordnung hatte offenbar nicht genau hingeschaut und den Jugendschutz-Filter ausgeschaltet. Der wurde nun nachgeschaltet. "Wir haben Anhaltspunkte dafür, dass die Veranstaltung nicht für Minderjährige geöffnet werden sollte", sagte Dezernentin Klein.

Jugendliche könnten das Gebotene, etwa Schläge und Tritte gegen einen am Boden liegenden Menschen, nachahmen. Klein: "Die öffentliche Hand gibt viel Geld aus für Prävention und um Jugendlichen nahezubringen, dass Gewalt kein Mittel zur Konfliktbewältigung ist." Und nun das: die Premiere einer neuen Kampfbrutalität auf dem europäischen Festland.

Unterdessen zeichnen sich juristische Scharmützel ab. So hat Kölns Bürgermeister Manfred Wolf, erklärter Gegner von "Blutrausch-nach-Feierabend-Veranstaltungen", sich geweigert, eine Unterlassungs-Verpflichtungserklärung der Arena-Anwälte zu unterschreiben. Wolf beruft sich auf das Recht der freien politischen Meinungsäußerung und sagt: "Ich habe niemanden persönlich angegriffen, jedoch meine ich weiterhin, dass man nicht alles machen muss, was erlaubt ist."

Das in der Öffentlichkeit umstrittene ultimative Kämpfen vereint die Techniken aller Kampf-sportarten. Als es ganz ohne Regeln praktiziert wurde, verweigerte dem MMA (Mixed Martial Art) selbst die Mehrheit der US-Bundesstaaten die Gefolgschaft, und Republikaner John McCain war schärfster Gegner des "menschlichen Hahnenkampfes".

Unter neuer Führung und mit einigen Kampfregeln ist die UFC nun seit Jahren in den USA eine aufstrebende Trendsportart mit großer Resonanz im Pay-TV. Doch bereits am Begriff "Sportart" scheiden sich die Geister: Befürworter loben das hohe Technikniveau der Kämpfer, während Kritiker brandmarken, dass hier die Brutalisierung des Sports als Fortschritt verkauft werde. Die Kämpfer seien nichts anderes als moderne Gladiatoren für ein Publikum, das immer neuen Nervenkitzel suche.

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