Leidenschaft im Glas Katrin Reitz aus Bad Honnef ist Expertin für Cocktails

Bad Honnef · Die Dritte bei der Deutschen Meisterschaft der Barkeeper Ende Juli in Leipzig beherrscht mehr als 200 Cocktail-Rezepte. Viele davon hat sie selbst kreiert.

 Gerührt und geschüttelt: Katrin Reitz ist Meisterin der Cocktails.

Gerührt und geschüttelt: Katrin Reitz ist Meisterin der Cocktails.

Foto: Frank Homann

Mit einer grazilen Bewegung aus dem Handgelenk platziert Katrin Reitz den Spritzer Zitrone im Glas. "Wir pressen den Saft immer vor für den Abend, weil wir soviel Durchlauf haben. 55 Plätze, für eine klassische Cocktailbar ist das recht viel", erklärt die 27-Jährige, während sie dem Drink mit der Garnitur den letzten Schliff verpasst. "Der ist wunderbar für den Sommer", sagt sie. Tatsächlich. Das Aroma frischer Früchte, dazu ein Hauch Basilikum und der Zisch Zitrone, verrührt mit Crush-Eis, bilden die Seele des "Erdbeer-Basilikum-Coolers", einem Sommerdrink der Bar "La dee da" in Bad Honnef.

Der Cooler ist nur einer von mehr als 200 Drinks, die Katrin Reitz beherrscht, ohne auch nur einen Blick auf die Rezeptur werfen zu müssen. Viele haben sie und ihr Partner Kyrre Otten Moe selbst kreiert. Dass sie das richtige Fingerspitzengefühl hat für die Kunst, feine Cocktails zu mischen, stellte sie gerade wieder unter Beweis: In Leipzig nahm sie Ende Juli an den nationalen Meisterschaften der Deutschen Barkeeper-Union (DBU) teil - und wurde Dritte.

"Ich finde Sommerdrinks schöner, wenn sie aufgebaut sind", erzählt die Wahl-Bad Honneferin, während sie ein weiteres Glas über die Theke schiebt: den "Torjäger", eine Kombination aus Himbeerpüree, einer hierzulande recht unbekannten Ingwerlimonade und Jägermeister. Auch dieser Drink ist "aufgebaut", also Zutat für Zutat im Glas gefertigt, im Gegensatz etwa zu Drinks, die im Cocktail-Shaker, genau, geschüttelt werden. Wirklich mögen tut sie Jägermeister nicht, gesteht Katrin Reitz. "Aber hier ist er sehr überraschend. Ich finde es gut, wenn ein Drink überrascht."

Generell lautet ein Zauberwort: Balance. "Das Geheimnis liegt darin, die Zutaten gut auszubalancieren", Säure und Süße etwa. Ebenso wichtig ist Frische. "Wir arbeiten sehr saisonal", sagt Katrin Reitz. Bei Fruchtpürees wie die Himbeere im "Torjäger" verwendet sie solche aus Früchten der Saison ohne Zuckerzusatz.

Dass sie dereinst Bartender, so das englische Äquivalent für Barkeeper, werden würden, war Katrin Reitz und Kyrre Moe nicht vorgezeichnet. Kennengelernt haben sich die gebürtige Düsseldorferin und der Norweger beim Studium an der Internationalen Hochschule Bad Honnef. Den Doppel-Abschluss, Diplom und Bachelor im Hotelmanagement, schon im Blick, ging es ins Auslandssemester. Nicht erst dort kam der Gedanke: "In Bad Honnef fehlt eine Bar. Sogar eine Location hatten wir im Kopf." Wieder zurück und 2008 den Abschluss in der Tasche, spielte der Zufall Pate. "Wir sagten: Wenn das Lokal frei ist, machen wir das. Und es war frei."

Betriebswirt bleibt Betriebswirt. "Wir haben schnell einen Business-Plan geschrieben, dann ging es los", sagt Katrin Reitz. Weitere wichtige Voraussetzungen brachten beide mit aus der Zeit vor dem Studium: Erfahrung in der Gastronomie, aus dem familiären Umfeld, der Ausbildung und Praktika. Vor allem: Die beiden sind leidenschaftliche Gastgeber. Beratung wird bei "La dee da" groß geschrieben. Und bevorzugen nun Frauen andere Drinks als Männer? Schon, aber "sie wären überrascht, wie viele Männer Pina Colada bestellen", sagt Katrin Reitz. Geschmack sei einfach sehr individuell. "Wirklich zufrieden sind wir, wenn jeder bei uns das findet, was ihm oder ihr am besten schmeckt."

Die Chancen stehen gut. 35 Seiten umfasst die "La dee da"-Karte, vom Long Drink über Martinis, Manhattens, Slings, Fizzes und Sours bis zum Shorty und "Forgotten Drinks", vergessenen Klassikern. "Die Gäste sollen bei uns vorfinden, was sie auch in New York oder anderswo vorfinden. Die Menschen hier sind sehr kosmopolitisch."

Geschmack mag nicht geschlechtsspezifisch sein. Umso mehr ist es nach wie vor der Beruf des Bartenders. Das zeigt sich auch bei Wettbewerben, bei denen Katrin Reitz Erfolge erzielte. So bei den "Diageo World Class 2012", ausgerichtet vom weltweit agierenden Spirituosen-Konzern, bei dem sich die Teilnehmer alleine in Deutschland durch zwölf Vorrunden kämpfen müssen: Unter 30 Teilnehmern waren gerade einmal vier Frauen. Und Katrin Reitz, die sich bei der Vorrunde in Köln an die Spitze gesetzt hatte, war eine von ihnen. Das Besondere bei "Diageo World Class": Die Teilnehmer bekommen eine "Black Box", wissen also vorher nicht, welche Zutaten ihnen zur Verfügung stehen.

Erfolgreich war Katrin Reitz, die mittlerweile auch die Prüfung als Sommelière in der Tasche hat, beim Wettbewerb "Academia del Ron von Havana Club" in Berlin mit Rang vier sowie bei den "Remy Martin Cocktail Challenge", die sie in der Hauptstadt spontan dranhängte. Gemeinsam mit Kevin Domanski und Robert Schulz - das Trio trat für Berlin an - mixte sie sich ganz oben aufs Treppchen.

Bei der NRW-Meisterschaft der DBU, ausgetragen auf der Messe "Barzone" in Köln, konnte sie anknüpfen, wurde Zweite und qualifizierte sich für Leipzig. "Pedro & Claudette", so der Name ihres Drinks mit Tequila und Chartreuse, begleiteten sie. "Ich finde es unheimlich inspirierend, teilzunehmen. Man lernt immens viel. Und es macht sehr viel Spaß."

Info:
La dee da, Hauptstr. 33
Bad Honnef. Geöffnet Di-Mi 19-2h Do-Sa 20-4h, So-Mo Ruhetage
Tel. (02224) 123 73 30
www.ladeeda-bar.de

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