GA-Serie "Rheinische Redensarten" Küste hück net, küste morje

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Diese Redensart vermittelt in jedem Falle eine pralle Portion Nestwärme. Denn hier stehen wir vor der Rheinischen Seele an sich. So widersprüchlich und liebenswert sie ist. „Küste hück net, küste morje“, heißt wörtlich ins Hochdeutsche übersetzt: „Kommst Du heute nicht, dann kommst Du morgen“. Und das kann man durchaus ambivalent sehen.

Die einen haben da einen Tu-nicht-gut vor Augen, der den lieben Gott einen guten Mann sein lässt und in den Tag hinein lebt. Die anderen preisen damit das rheinische Gemüt der Gelassenheit. An diesen Gegensätzen arbeiten sich diesmal auch unsere Mundartsprecher ab.

„Das sind die Traumtänzer, die sich nicht entscheiden können, irgendeinen Entschluss zu fassen“, sagt Wilhelmine Schönenberg. Und Liesel Lorscheidt ergänzt: „Was ich nicht direkt erledige, das klappt gar nicht“.

Positiver sieht's Karl Friedrich Schleier: „So sind wir Rheinländer eben, es muss ja nicht alles stehenden Fußes passieren, man kann sich ja auch mal Zeit lassen.“

In diese Kerbe schlägt auch Melitta Klein: „Mann muss auch mal ein bisschen Geduld haben, besonders hier im Rheinland. Wenn Du heute nicht kommst, dann kommst Du eben morgen. Das hat auch was Friedvolles . Ich glaube Dir, dass Du dann morgen tatsächlich kommst.“

Wenn man sich vor Augen führt, dass die Pünktlichkeit klischeemäßig das hervorstechende Merkmal der Deutschen ist, wenn man Ausländer nach unseren Charaktereigenschaften fragt. Und wenn man weiß, dass die im Rheinland aus historischen Gründen gar nicht so geliebten Preußen dieses Ideal in besonderer Weise repräsentieren, dann wird's schon klarer.

Die rheinische Gelassenheit ist eben doch etwas, auf das die Menschen hier stolz sind. Ganz wie die ersten beiden Paragrafen des Rheinischen Grundgesetzes nahelegen: Et es wie et es. Et kütt wie et kütt.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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