Jugendhof Rheinland kommt auf den Prüfstand

Der Landschaftsverband Rheinland überlegt, ob er sich die Einrichtung am Fuße des Petersberges noch leisten will - Seit 1953 nutzt er das alte Herrenhaus als zentrale Fortbildungsstätte

Königswinter. Der Landschaftsverband Rheinland stellt den Fortbestand des Jugendhofs Rheinland am Fuße des Petersberges auf den Prüfstand. So untersucht der Träger derzeit, ob die Auslastung des Tagungszentrums einen Betrieb langfristig rechtfertigt. Auch ein möglicher Verkauf steht grundsätzlich zur Disposition. Dies bestätigte der Landschaftsverband dem General-Anzeiger auf Anfrage.

Erst kürzlich hatte der Landesjugendhilfeausschuss in der Königswinterer Einrichtung getagt. Neben der Beschäftigung des Ausschusses mit Sachthemen hatte die Wahl des Tagungsortes durchaus einen triftigen Grund: Die Politiker wollten sich ein eigenes Bild vom Ambiente und Angebot des Jugendhofs machen, den die Kämmerei des LVR hinsichtlich seiner Effizienz derzeit überprüft. Damit kommt das Gremium einem Haushaltsbegleitbeschluss nach, der die Prüfung verschiedener LVR-eigener Einrichtungen bestimmt hatte.

"Hinsichtlich seiner prozentualen Auslastung muss sich der Jugendhof Rheinland zwar nicht verstecken", sagt Markus Schnapka, der beim LVR das Dezernat Landesjugendamt leitet. Allerdings, so Schnapka, ist die Übernachtungskapazität gesunken, nachdem die Einrichtung am Ende der 80er Jahre modernisiert wurde. Modernisierung, das bedeutete damals nicht nur einen behindertengerechten Umbau.

Auch sollte die Jugendherbergsatmosphäre in die eines schickeren Tagungshotels umgewandelt werden - mit dem Ergebnis, dass die meisten Doppelzimmer zu Einzelzimmern umgebaut wurden. Dass dadurch auch die Gesamtkapazität des Jugendhofs sank - sie liegt derzeit bei knapp 70 Betten - könnte sich für das Haus jetzt zum Problem entwickeln.

"Die Ausdehnung der gesamten Anlage, zu der ja auch ein großes Grundstück gehört und die natürlich finanziert werden will, steht in keinem günstigen Verhältnis zu ihrer Übernachtungskapazität", umschreibt Markus Schnapka die Problematik. Andererseits, so der Dezernatsleiter, verfüge der Jugendhof auch über unabweisbare Vorteile für den LVR, die bei der Überprüfung nicht unberücksichtigt bleiben dürften: Dazu gehöre der Umstand, dass dem Verband mit der Einrichtung in Königswinter praktisch jederzeit ein eigenes Tagungszentrum zur Verfügung steht, was die Erfassung des Wertes in Euro erschwere.

Weil der Jugendhof aber auch von außenstehenden Gruppen zu buchen sei, stelle er für den Landschaftsverband auch eine Einnahmequelle dar. "All diese Aspekte müssen natürlich ebenfalls in die Analyse einfließen", sagt Schnapka.

Noch ist die Überprüfung nicht beendet, und so will der Amtsleiter den Ausgang der Kosten-Nutzen-Rechnung nicht vorwegnehmen. Dass ein Verkauf des Jugendhofs jedoch theoretisch möglich ist, verhehlt Schnapka nicht: "Auch diese Option wird in einem zweiten Schritt der Analyse zu prüfen sein". Der geschätzte Buchwert des am Naturschutzgebiet gelegenen Jugendhofs liegt bei sechs Millionen Euro.

In seiner Gründungsphase hat der LVR den Jugendhof Rheinland im Jahr 1953 gekauft. Das alte Herrenhaus war im Krieg stark zerstört worden. Heute ist der Jugendhof die zentrale Fortbildungsstätte des LVR mit seinen vielfältigen Arbeitsbereichen in der Sozialhilfe, dem Gesundheitswesen, der regionalen Kulturpflege und der Jugendhilfe.

Vor allem Mitarbeiter der Jugendhilfe nutzen den Jugendhof für Arbeitstagungen, Kurse und Seminare. Inklusive Zivildienstleistender beschäftigt der Jugendhof derzeit 14 Mitarbeiter.

Zuständiges politisches Gremium sind die Landschaftsversammlung mit ihren 146 Mitgliedern, die paritätisch aus den Kreisen und kreisfreien Städten entsandt werden, und ihre zuständigen Fachausschüsse, der Landesjugendhilfeausschuss und der Finanzausschuss. Ihrem Auftrag entsprechend will die Kämmerei ihre Analyse bis zum Jahresende abgeschlossen haben. Dann wird die Abteilung der Politik Bericht erstatten.

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