Comedy in Siegburg Jürgen von der Lippe begeisterte in der Rhein-Sieg-Halle

SIEGBURG · Steht ein Künstler seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne, so hat er viel zu erzählen. So geht es auch Jürgen von der Lippe. Vor Kurzem noch mit seinem Programm "Das Beste aus 30 Jahren" auf Tour, war er nun schon mit seinem neuen Programm in der Rhein-Sieg-Halle zu Gast. "So geht's" heißt es und ist laut von der Lippe "ein Comedy-Crashkurs für Senioren".

 Im Gespräch mit dem Publikum: Jürgen von der Lippe erzählt den einen oder anderen Schwank.

Im Gespräch mit dem Publikum: Jürgen von der Lippe erzählt den einen oder anderen Schwank.

Foto: Holger Arndt

Sozusagen im Frontalunterricht erklärte der Komiker im Hawaiihemd, wie seine Schüler im Seniorenalter als Comedian auf der Bühne Erfolg haben können. Dabei präsentierte er sein gesamtes Repertoire von kleinen Wortspielen und Witzen über zahlreiche Minidialoge bis hin zu musikalischen Einlagen, die das Publikum zum Mitsingen und zum Schunkeln animierten. Wer nicht freiwillig schunkeln wollte, wurde vom Komiker auch lautstark dazu aufgefordert.

Gut zwei Stunden lang begeisterten vor allem die typischen Charakter-Karikaturen des in Aachen aufgewachsenen Künstlers das Publikum: Männer, die per Bananentelefon Frauen erobern, Paare, die sich über Bio-Eier und zu tiefe Dekolletés streiten, oder der Opa, der als Held der Schwestern im Altersheim eher als dreister Lustgreis daherkommt.

Alles natürlich getreu dem Lippschen Motto: "Wenn du nicht helfen kannst, störe!" Im Nachthemd und mit Nachttopf in der Hand stand er auf der Bühne und erzählte von seinem Albtraum vom tödlichen Kampf um sein geliebtes Hawaiihemd. Auch im Publikum befanden sich an diesem Abend einige Hawaiihemden. Von der Lippe aber machte auch eine gute Figur im Priestergewand, in dem er von der Kanzel aus seine eigene Version der Schöpfungsgeschichte predigt.

Musikalisch unterstützt wurde er dabei immer wieder von seiner eigenen "Big Band", mit Mario Hené an der Midi-Guitar und Wolfgang Herder am Keyboard. Gerade Hené musste sich immer wieder kritische Kommentare vom Comedian gefallen lassen. Beim ersten Stück, Volksmusik mit eingebauten Jodlern, kam Hené mit Bayernhut auf die Bühne und machte laut von der Lippe eher den Eindruck von "Räuber Hotzenplotz und Pipi Langstrumpf in einem". In der Folge präsentierte das Trio tief philosophische und meist ebenso ironische Titel wie "die Ode an die Gurke" oder das musikalische Mantra "Nie wieder Alkohol".

Doch von der Lippe erzählte auch von privaten Erlebnissen. Da ging es mal um die Probleme mit der Technik oder die Erkenntnis, dass Anmachsprüche im Alter nicht mehr so gut funktionieren. Dann beschwerte er sich über die fehlende Herzlichkeit seines Urologen bei der Prostatauntersuchung oder gewann die Erkenntnis, in diesem Alter kein Kind mehr zeugen zu wollen.

"Babys sind wie Gedichte. Die, die sie gemacht haben, finden sie toll", lautet seine These und im folgenden Dialog mit seinen imaginären drei Kindern zeigte er seine ganze pädagogische Unfähigkeit. Im zweiten Teil trat er als Rocker Kalle auf, der sich mit Berliner Schnauze als Kummerkastenpsychologe versucht. Als Kalle seine Grönemeyer-Parodie zum Besten gibt, tobte der Saal.

In von der Lippe vereint traten an diesem Abend viele Künstler auf. Neben Grönemeyer, Helge Schneider und Udo Lindenberg musste vor allem der "vertikal herausgeforderte" Peter Maffay einige Male ans Mikro treten und sein musikalisches Können unter Beweis stellen.

Der Comedy-Crashkurs für Senioren ist für von der Lippe vor allem eines: Selbsterhaltung. Auch in 20 Jahren will er noch auf der Bühne stehen, philosophierte er. Dass ihm die Ideen ausgehen könnten, glaubt nach diesem Auftritt wohl niemand.

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