Ihre Flugbahn ist den Hornissen Stiche wert

Kreisbeauftragter für Ahrweiler und Akademie für Umwelt und Naturschutz nehmen Stellung zur Attacke auf Wandergruppe

Ihre Flugbahn ist den Hornissen Stiche wert
Foto: Stetzuhn

Kreis Ahrweiler. (shz) Die Hornissenattacke auf eine Wandergruppe auf dem Rotweinwanderweg zwischen Mayschoß und Altenahr bringt Experten auf den Plan ( der GA berichtete).

"Hornissen sind grundsätzlich friedliche Tiere geblieben, die sich nur dann verteidigen und stechen, wenn sie sich angegriffen fühlen", erklären der Hornissenschutzbeauftragte für den Kreis Ahrweiler, Lothar Braun (Nierendorf) und der Dezernent für Artenschutz bei der Natur- und Umweltschutz Akademie NRW (NUA) in Münster, Gerhard Laukötter.

Die Hornisse sei das größte staatenbildende Insekt Europas und stehe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Experten gehen davon aus, dass das Hornissennest in dem teilweise hohlen Baum, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Rotweinwanderweges befindet, bereits im März oder Juni dieses Jahres von den Hornissen gebaut wurde und dass die Hornissen sich an die vorbeiziehenden Wanderer gewöhnt hatten.

Dass nunmehr an dieser Stelle plötzlich Menschen von Hornissen attackiert wurden, sei sehr wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass diese Tiere innerhalb ihres Schutzbereiches massiv gestört wurden. Braun und Laukötter: "Möglicherweise hat irgendwer Steine gegen den Hornissennestbaum geworfen, was zu erheblichen Erschütterungen des Hornissennestes führte, oder aber irgendwer hat eine längere Zeitlang den Hornissen die Flugbahn von und zu ihrem Nest verstellt."

Wer Hornissen derart störe, müsse damit rechnen, dass die Tiere unter Einsatz ihres Stachels sich und ihr Nest verteidigen und dabei auch Menschen stechen, die an der Störung völlig unbeteiligt waren." Außerhalb der Nester angetroffene Hornissen weichen laut Braun Störungen oder einer Bedrohung durch Flucht aus.

Laukötter: "Erwachsene Hornissen, die sich hauptsächlich von zuckerhaltigem Rindensaft und Obst ernähren und ihren Nachwuchs mit Insekten und deren Larven füttern, vermeiden sogar bei ihrer Nahrungssuche ein Anfliegen von Menschen, wie wir es von anderen, viel kleineren Wespen kennen, die dabei ausgesprochen lästig werden können."

Die im Wald, in Hausnähe und im Garten manchmal massenhaft auftretenden lästigen Insekten könnten von Hornissen wirkungsvoll dezimiert werden. Ein Hornissenstamm fange beispielsweise pro Tag 500 Gramm Insekten (Fliegen, Schnaken usw.). "Hornissen leisten uns also einen wichtigen Dienst bei der Regulierung anderer Insektenarten", heißt es aus der Akademie, die sich bundesweit aktiv für den Hornissenschutz einsetzt.

Hornissen stehen unter Schutz. Sie dürfen weder gestört, belästigt oder beeinträchtigt noch getötet werden, darauf weisen die Hornissenschützer Braun und Laukötter hin. Unbestritten sei, dass es sich bei der Hornisse um ein wehrhaftes Tier handele, dessen Stich Schmerzen verursache.

Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass Hornissenstiche nicht gefährlicher sind als Stiche von Wespen, Hummeln oder Honigbienen. Bei ihren Bemühungen geht es den Hornissenschützern insbesondere um eine sachgerechte Aufklärung der Bevölkerung und konsequenten Schutz der Hornissen-Lebensräume.

Dabei gehe es auch um den Erhalt und Sicherung von Nistmöglichkeiten im Bereich von Siedlungen, in Parks und Gärten unter Bereitstellung künstlicher Nisthöhlen, mit denen sich Hornissen gezielt dort ansiedeln lassen, wo sie ungestört leben können und Konflikte mit Menschen nicht zu erwarten sind. Dort wo es nötig ist, Hornissen zu schützen oder umzusiedeln, sollte man sich unverzüglich mit Fachleuten in Verbindung setzen, die langjährige praktische Erfahrungen haben.

Experten: Lothar Braun, Telefonnummer: (02641)2091064, Mobilfunk: (01 74) 9 46 22 66, Alois Hoffman, Telefonnummer: (0 26 43) 23 28.

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