"Ich freue mich auch, wenn andere im Rampenlicht stehen"

Andreas Pinkwart will die Partei nicht mehr allein auf eine Person verengt wissen

Bonn. Anfang Oktober wollte Andreas Pinkwart FDP-Landesvorsitzender werden, am Sonntag eigentlich nicht mehr. Damals hatte er sich gegen Jürgen Möllemann positioniert, doch einen Tag vor dem geplanten Sonderparteitag in Wesel wurde der damals amtierende Vorsitzende mit Herz-Rhythmus-Störungen ins Krankenhaus eingeliefert. Pinkwart zog zurück, zunächst zugunsten von Ulrike Flach, später sprach er sich für den Wuppertaler Rolf Köster als Landesparteichef aus.

Doch das Temperament des eigentlich so kühl und sachlich wirkenden Pinkwart spielte ihm diesmal einen Streich. "Wenn mich etwas bewegt, kann ich auch emotional reden, und dann können mir nicht genug Menschen gegenübersitzen", hat Pinkwart einmal gesagt. Seine Rede vor den 400 Delegierten war offenbar so gut, dass er sich anschließend von seinen Kölner Parteifreunden überzeugen ließ, gegen alle Absprachen zu kandidieren.

Die Wahl zum Landesvorsitzenden der NRW-FDP ist der vorläufige Höhepunkt in der Parteikarriere des 42-jährigen Wirtschaftsprofessors, der in Siegen lehrt und sich dort zuweilen wissenschaftlich mit chaotischen Zuständen in Unternehmen beschäftigt hat, mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Kindern - in Alfter-Witterschlick wohnt und aus Neunkirchen-Seelscheid stammt.

Bereits als Twen saß er im Vorstand der Rhein-Sieg-Liberalen und ist seit zwölf Jahren deren Vorsitzender. 1992 wurde er in den Landesvorstand gewählt, vier Jahre später einer von zwei Stellvertretern Möllemanns. Als Bundestagskandidat erzielte er das beste Zweitstimmenergebnis für die FDP in ganz Deutschland.

Pinkwart hielt sich zumeist im Hintergrund, erhob seine Stimme in den Gremien der Partei, aber selten in der Öffentlichkeit. Der Finanzexperte tüftelte das Steuerkonzept aus, mit dem sich die FDP im Vorfeld der Bundestagswahl als Steuersenkungspartei profilieren wollte.

Doch die Inhalte verfingen im Wahlkampf kaum. Nicht zuletzt, weil Möllemann immer wieder die Auseinandersetzung mit dem Vizepräsidenten der Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, suchte. Für Pinkwart eine "unsägliche Debatte".

Schon im Frühjahr war er einer der ersten in der FDP, der sich gegen die von Möllemann gewünschte Mitgliedschaft des israel-kritischen Deutsch-Syrers Jamal Karsli in Landespartei und Landtagsfraktion ausgesprochen hatte. Besonders wichtig ist ihm im neuen Amt, dass die NRW-FDP nicht mehr allein auf eine einzige Person verengt wird. "Ich freue mich auch, wenn andere im Rampenlicht stehen."

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