GA-Serie "Rheinische Redensarten" Ich ben en de Bonne, Äeze am plöcke!

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

 Ich bin in den Bohnen und pflücke Erbsen.

Ich bin in den Bohnen und pflücke Erbsen.

Foto: GA-Grafik

Die rheinischen Gleichnisse stammen meist aus der Küche oder der Landwirtschaft. Ein schönes Beispiel dafür ist die Redewendung: „Ich ben en de Bonne, Ääze am plöcke!“ Da muss man zunächst mal ganz behutsam ins Hochdeutsche übersetzen: „Ich bin in den Bohnen und pflücke Erbsen.“ Wobei diese Langversion eher selten eingesetzt wird. Oder der zweite Teil der Wendung wird nach einer kleinen Kunstpause nachgeliefert. Ich bin in den Bohnen – (Pause) – und pflücke Erbsen. Aber was soll das bedeuten? Ich bin im richtigen Moment am falschen Ort?

Antwort: „Ich bin zerstreut, ich bin gar nicht bei der Sache“, übersetzt Mundartsprecher Josef Schwalb. „Ich habe total den Faden verloren, habe mich so sehr verrannt, dass ich nicht mehr weiß, was ich sagen will“, ergänzt Hans Nolden. Und auch Maria Kopp weiß ein Lied davon zu singen: „Ich bin durcheinander, wollte etwas erzählen, weiß aber nicht mehr weiter.“ Etwas anders paraphrasiert es Karl Friedrich Schleier: „Ich weiß nicht mehr wo vorne und hinten ist, ich bin vollständig verbaselt.“

Die Situation ist klar: Man hält eine Rede, vielleicht die Festrede als Brautvater bei der Hochzeit, man konnte sie auswendig, hat auf einen Zettel verzichtet oder – eine ganze Nummer kleiner – man spricht gerade mit dem Nachbarn, will etwas erklären, und verliert plötzliche den Faden. Blackout. Nichts geht mehr. Man kann sich partout nicht mehr erinnern, was man sagen wollte. Die Gedanken rasen. Suchen nach Anknüpfungspunkten. „Wo war ich stehen geblieben?“ Das ist ein Befund, der mit zunehmendem Alter auch akuter wird.

Dann redet man vielleicht weiter, um die Zeit zu überbrücken und dabei verirrt man sich irgendwo zwischen Ewigkeit und Nirgendwo. Dann hilft nur noch Ehrlichkeit. „Ich ben en de Bonne“ ist der Satz, der mit ein bisschen Humor über die peinliche Stille hinweg hilft. Und vielleicht findet der Sprecher ja seinen Faden wieder.

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.En de

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