Honigsammler sind schon unterwegs

Die Frühlingsblüten locken jetzt die heimischen Bienen an. Nach dem harten Winter fürchtet der Imkerbund in Wachtberg-Villip jedoch hohe Völkerverluste.

Honigsammler sind schon unterwegs
Foto: Jochen Wagner

Adendorf. Honigbienen absolvieren ihren Reinigungsflug, befreien sich von den Rückständen des Winterfutters. Weidenblüten am alten Forsthaus locken zum Beispiel jetzt heimische Immen zur Nektar- und Pollensuche aus den Stöcken in die noch kühle Natur hinaus.

"So bei 15 Grad fliegen unsere Bienen schon gerne zur Futtersuche aus. Die Königinnen legen jetzt bis zu 2 000 Eier täglich", berichtet Imker Reiner Haas aus Adendorf bei der Kontrolle seiner zehn Bienenstöcke am Waldsaum.

Im Vergleich zu vielen anderen Imkern haben alle Bienenvölker des 48-jährigen Bankkaufmanns den für hiesige Wetterverhältnisse strengen Winter überlebt. Bis zu 20 Kilo Zuckersirup dienten dabei als Winterration für jedes Bienenvolk. Schätzungsweise 5 000 bis 10 000 Bienen tummeln sich jetzt zwischen den Holzrahmen, in einigen Monaten sind es dann um die 60 000 Bienen in einem Stock.

Für gute Pflege bedanken sich die Nektar-Sammler dann mit 25 und mehr Kilo Honig von Krokussen, Schneeglöckchen, Buschwindröschen, Hasel, Löwenzahn, Raps sowie Obst- und Lindenblüten. Für jedes Kilo umrundet ein Immenstaat einmal den Erdball - legt umgerechnet bis zu 40 000 Kilometer zurück.

"Man muss zur richtigen Zeit das Richtige tun und das Falsche lassen", lautet das erfolgreiche Betreuungskonzept von Freizeit-Imker Reiner Haas. Doch nicht bei allen Imkern klappt das auch so. Der in Wachtberg-Villip ansässige Deutsche Imkerbund (DIB) - er repräsentiert bundesweit 81 500 Imker - befürchtet hohe Völkerverluste für dass angelaufene Bienenjahr.

Eine Umfrage in 2 335 Imkereien ergab, dass von den als eingewintert gemeldeten Völkern mit regionalen Unterschieden bereits im Herbst 6,2 Prozent tot waren. Derzeit läuft eine neue Abfrage, die klären soll, wie die aktuelle Situation der Bienenvölker in Deutschland ist.

Dr. Christoph Otten vom Bieneninstitut Mayen, der das Datenmaterial auswertet, sagt: "Wir gehen davon aus, dass es 2009/2010 durchschnittliche Winterverluste von 25 bis 30 Prozent geben wird. Dies wäre ein Ergebnis analog dem des Winters 2002/2003 und umso dramatischer, da sich seit vielen Jahren die Anzahl der Bienenvölker reduziert."

In manchen Regionen hat diese Entwicklung bereits Auswirkungen auf die flächendeckende Bestäubung. Als drittwichtigstes volkswirtschaftliches Nutztier sind Honigbienen, so der Imkerbund, nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern ein wichtiges Bindeglied im Naturkreislauf und Bioindikator.

Bienenzucht ist zu einer jährlichen Zitterpartie geworden. Reiner Haas: "Viel Arbeit, wenig Lohn. Wir verkaufen ein Glas heimischen Natur-Honig für vier Euro. Finanziell lohnt sich der Aufwand kaum." Billighonig aus Supermärkten kostet dagegen etwa die Hälfte und stammt meist aus China, Osteuropa oder Mexiko - dort nehme man den Natur- und Pflanzenschutz offensichtlich nicht so ernst.

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