Heisterbacher Klosterleben droht das Aus

Provinzleitung der Cellitinnen hat Schließung des Konvents in Heisterbach beantragt - Altenheim-Beirat reagiert bestürzt und bittet, die Entscheidung zu überdenken

Heisterbach. Fast 90 Jahre herrschte klösterliches Leben hinter den alten Mauern von Heisterbach. Nun löst die Nachricht in Heisterbach, Oberdollendorf und ganz Königswinter Bedauern und Bestürzung aus: Angeblich sollen die Cellitinnen nach der Regel des heiligen Augustinus, die seit 1919 in Heisterbach ansässig waren, Heisterbach sukzessive verlassen, möglicherweise noch im Laufe dieses Jahres.

Kloster Heisterbach ohne Kloster? Soweit sei es noch nicht, beschwichtigt die Provinzoberin der Cellitinnen, Schwester Anne, in Köln. Sie bestätigt aber, dass die Provinzleitung eine Schließung des zurzeit 13-köpfigen Konvents in Heisterbach beantragt habe. Ob dem gefolgt wird, entscheidet die Generalleitung mit Generaloberin Schwester Celine an der Spitze.

Auf das Altenheim Kloster Heisterbach, das unabhängig vom Wirken der Ordensfrauen von der gemeinnützigen Marienborn GmbH betrieben wird, hätte ein Rückzug keine Auswirkungen - zumindest keine praktischen. Zu sehen wären aber die emotional-menschlichen Folgen des Wegzuges, denn die Ordensfrauen von Heisterbach sind vielen Bewohnern des Altenheims ans Herz gewachsen.

Das spiegelt ein Schreiben des Heimbeirates an Generaloberin Celine wider, das dem General-Anzeiger vorliegt. "Wir haben mit Bestürzung erfahren, dass unsere Ordensschwestern uns verlassen sollen. Es trifft uns alle sehr, denn die Schwestern sind uns unerlässlich. Ihr Wirken ist bei uns sehr wichtig."

In Seelsorge, Sterbebegleitung, beim Spenden der Krankenkommunion und in Einzelbetreuungsgesprächen leisteten die Schwestern wichtige Dienste. Kurzum: "Sie prägen bei uns den Alltag. Wir können uns das geistliche Leben im Altenheim ohne ihre Anwesenheit nicht mehr vorstellen." Die Senioren im Heimbeirat bitten die Ordensleitung inständig, die Ordensfrauen in Heisterbach zu lassen.

Doch auch die Schwestern werden alt und pflegebedürftig, sagt die Provinzleitung im Kölner Mutterhaus. Im Kloster Marienborn in Zülpich habe der Orden eigens einen Altenkonvent mit Pflegemöglichkeit geschaffen, um die betagten Ordensfrauen gut zu versorgen, sagt Schwester Anne, mit 62 Jahren die Jüngste in der weniger als 100 Schwestern zählenden deutschen Provinz des Ordens. Während die Cellitinnen hierzulande unter eklatantem Nachwuchsmangel leiden, floriert die indische Provinz, wo mit 160 jüngeren Ordensfrauen 25 Niederlassungen betrieben werden.

Ostern 2003 lebten 15 Frauen zwischen 62 und 82 Jahren in der klösterlichen Gemeinschaft in Heisterbach, nun sind es 13. Aus dem aktiven Pflegedienst in Altenheimen oder Krankenhäusern der Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des heiligen Augustinus sind sie alle längst ausgeschieden, fühlen sich aber teilweise noch rüstig genug, um im Heisterbacher Altenheim, das 65 Pflegeplätze für betagte Menschen vorhält, Pflichten zu übernehmen: So leisten die Ordensfrauen dort Seelsorge, besetzen die Rezeption oder arbeiten in der Wäscherei.

Wie Schwester Evodia, heute 83: Mehr als 30 Jahre hat sie in Großküchen ihres Ordens gearbeitet. Nun lebt und arbeitet sie seit 15 Jahren in Heisterbach. Andere kümmern sich um das Herrichten des Speiseraumes für die Schwesterngemeinschaft, verteilen morgens die Brötchen oder kümmern sich um den Garten.

Der Antrag auf Schließung des Konvents sei auch und gerade aus der Verantwortung den verdienten Ordensfrauen gegenüber erwachsen, so Provinzoberin Anne. Ob ihm gefolgt wird, dabei hat sogar Erzbischof Joachim Kardinal Meisner noch ein Wörtchen mitzureden.

Heisterbach und die Cellitinnen

Am 20. Juli 1918 kaufte die "Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus" das Gelände des ehemaligen Zisterzienserklosters Heisterbach von den Grafen zur Lippe. Diese hatten dort nach 1820 Landwirtschaft und ein Hotel betrieben. Dies setzten die Cellitinnen fort. Im Zweiten Weltkrieg endete jedoch diese eigene Gastwirtschaft.

Im Hotelgebäude entstand ein Krankenhaus, welches 1972 Altenheim wurde, ehe es 1988 bis heute Domizil für Schwangere und allein Erziehende in Notsituationen des Vereins "Bausteine für das Leben" wurde. Das Noviziatshaus von 1954 ist indes seit 1988 zum Altenheim umgebaut. 1976 gaben die Schwestern die eigene Landwirtschaft auf. Die Ökonomiegebäude wurden intensiv umgebaut, es entstanden Zentralküche, "Klosterstübchen" und Gästezimmer.

1987 erfolgte die Renovierung des so genannten Brauhauses. Mit Gründung der Stiftung Abtei Heisterbach 1984 übergab die Genossenschaft die Nutzungsrechte an der Chorruine und dem Gelände der ehemaligen Abteikirche in deren Hände.

Das Altenheim wird heute von der Stiftung der Cellitinnen beziehungsweise deren Unterstiftung, der gemeinnützigen Marienborn GmbH, betrieben, die weltliche Kräfte beschäftigt. Gegründet wurde die Stiftung der Cellitinnen am 01. Januar 2001. Die Ordensschwestern gaben damals ihr 1838 gegründetes Werk in weltliche Hände.

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