Hangelarer Theologe wechselt Konfession

Georg Schwikart zieht Konsequenzen aus seiner bitteren Erfahrung mit Kardinal Meisner. Am Montag tritt der Hangelarer Theologe und Publizist, der so gerne Diakon geworden wäre, es aber nicht werden durfte, aus der katholischen Kirche aus und arbeitet künftig in evangelische Gemeinde.

Sankt Augustin. An diesem Freitag kommt Georg Schwikart aus Rom zurück. Es ist seine Abschiedsreise, zu der ihn die Gemeinde Sankt Anna eingeladen hat, als Dank für sein Engagement.

Der Hangelarer Theologe und Publizist, der so gerne Diakon geworden wäre, es aber nicht werden durfte, tritt am Montag, 30. Mai, aus der katholischen Kirche aus und möchte künftig in der evangelischen Kirchengemeinde Hangelar als Pastor im Ehrenamt arbeiten. An Pfingsten, am 12. Juni, wird er von Pastor Martin Heimbucher bei einem Gottesdienst in der Niederpleiser Paul-Gerhardt-Kirche in die evangelische Gemeinde aufgenommen.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Nur konsequent"Damit zieht Schwikart die Konsequenzen aus seiner bitteren Erfahrung mit dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, der dem Theologen wegen seiner liberalen Ansichten die bereits terminierte Diakonenweihe nach jahrelanger Ausbildung kurz vor der Weihe im Kölner Dom verweigert hatte.

"Es ist ein Spurwechsel, aber die Richtung bleibt", sagt Schwikart im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Er sei immer noch ein Suchender. "Als selbst denkender Schriftsteller erlag ich allerdings doch der Naivität, ich könnte mit meiner Haltung in einem Amt der katholischen Kirche mithelfen, diese Kirche zu erneuern." Die Möglichkeit räumte Kardinal Meisner dem 46-Jährigen nicht ein.

Am 21. November 2010 sollte Schwikart zum Diakon geweiht werden. Aber ein Gemeindemitglied macht ihm mit einem Hinweis an Meisner auf eines seiner Bücher und die darin aufgeworfenen Fragen einen Strich durch die Rechnung. In Köln schaute man sich genauer an, was Schwikart denn so mit seinem evangelischen Mitautor und Theologen Uwe Birnstein in dem Buch mit dem Titel "Evangelisch? Never?!" geschrieben hat.

Darin aufgeworfene Fragen zur Frauenweihe etwa, zur Ökumene oder zum gemeinsamen Abendmahl, erregten Anstoß bei Meisner. Wer so glaube, könne nicht zum Diakon geweiht werden, lautet des Kardinals harsches Urteil, das in der Region für Empörung sorgte.

In der evangelischen Kirche, für die er gerne als Prädikant ehrenamtlich arbeiten möchte, hofft Schwikart, sich freier bewegen zu können. "Das ist nicht gegen das Katholische gerichtet, das ja tief in mir verwurzelt ist, das ich bejahe und mitnehme, sondern es ist für das Evangelische". Als Prädikant kann er ehrenamtlich alles das machen, was ein Pfarrer auch macht und er schon immer machen wollte.

Als junger Mensch war er schon einmal evangelisch, um nach elf Monaten reumütig in den Schoß der katholischen Kirche zurückzukehren. "Ich weiß, dass ich nicht ins Paradies wechsele. Doch für meinen Geschmack geht es in den Kirchen der Reformation offener zu, weniger hierarchisch, demokratischer und sogar ehrlicher."

Seine Glaubwürdigkeit setze er für sein Empfinden nicht aufs Spiel. "Zur Glaubwürdigkeit gehört Aufrichtigkeit, die mich diesen Schritt tun lässt. Nur wer sich ändert, bleibt sich bekanntlich treu." Schwikart will sich auch weiterhin darum bemühen, die Barrieren zu überwinden. "Nun eben von der anderen Seite aus."

Wut auf Meisner empfinde er nicht. "Es ist mir zu schade, mich darüber aufzuregen. Ich würde dem Kardinal nur wünschen, dass er seine Angst ablegen kann." Nachkarten ist seine Sache nicht. Er hat die unschöne Geschichte anders aufgearbeitet und Gedichte geschrieben.

Der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch habe einmal bemerkt, zitiert er, er sei durch und durch evangelisch, aber eben auch durch und durch katholisch und wolle es immer bleiben. "Das könnte ich sofort unterschreiben", sagt Schwikart.

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