Camping an Rhein und Ahr Handwerkeridyll und Urlaubsoase

KREIS AHRWEILER · Was Urlauber auf die Campingplätze an Rhein und Ahr zieht. Manche hausen luxuriös, manche sind nur auf der Durchreise. Familien reisen teilweise mit zwei Tiefkühltruhen an.

Der Campingplatz Altenburg aus der Vogelperspektive.

Der Campingplatz Altenburg aus der Vogelperspektive.

Foto: Martin Gausmann

Kein Mensch ist zu sehen. Die breiten Wege auf dem Campingplatz "Gut Pützfeld" bei Ahrbrück sind verwaist. Hohe Hecken, Zäune, zum Teil Bäume oder die Wohnwagen selbst verbergen, was sich auf den einzelnen Parzellen abspielt. Dafür wehen darüber die Kölner, die Bonner und vor allem die deutsche Flagge und zeigen, woher die Camper stammen.

Hier und da lugt ein Gartenzwerg hervor, auch mal ein Plastiktier oder eine Holzfigur, und Geranien scheinen die Lieblingsblumen der Bewohner zu sein. "Gut 80 Prozent Dauercamper" kommen nach Angaben von Betreiber Hans-Gerd Leyendecker regelmäßig her.

Von den Sanitäranlagen aus nähert sich eine Frau mit einer Art Bollerwagen aus Plastik voller ordentlich gestapelter frisch gewaschener Kleidung. "Ich nutze den Nachmittag, um Wäsche zu machen. Bei so viel Wind trocknet es gut", erklärt Elisabeth Zimmermann aus Hürth.

Der größte Teil der Familie ist ausgeflogen, zum Wandern in die Umgegend. Sie selbst bleibt bei ihrem kranken Mann, der auch der Grund dafür ist, dass die 73-Jährige zur Dauercamperin geworden ist und seit 22 Jahren immer wieder nach Pützfeld kommt, mittlerweile durchgehend von Ende März bis Mitte September: "Im Ausland ist es mir zu kritisch. Wenn wir hier medizinische Hilfe brauchen, wissen wir wo."

Nicht nur die nächsten Ärzte kennt sie, auch Bekanntschaften zu Pützfelder und Ahrbrücker Bürgern hat sie geknüpft, und natürlich zu den Platznachbarn.

Zwei Tiefkühltruhen und zwei Kühlschränke sorgen dafür, dass auch die Familie des Sohnes mit vier Kindern, die hier ihre Ferien verbringt, versorgt ist, obwohl nur einige Meter die Straße entlang ein Nahversorgungszentrum eröffnet hat. Seitdem ist es gerade für die Camper einfacher geworden, den täglichen Bedarf zu decken. "Und die Autos rasen hier nicht mehr so vorbei, weil da eine Verkehrsinsel ist und Fahrzeuge am Einkaufsmarkt ein- und ausfahren", sagen sie.

Die Ruhe, der Wald und die Berge drum herum, die gute Luft und der Sternenhimmel sowie die Ahr als Hauptattraktion für die Kinder, sind für die Bewohner die Pluspunkte des Platzes. Wenn die Enkel kommen, ist für viele die Zweizimmer-Wohnung daheim schnell zu klein, das Reich im Grünen aber genau richtig.

"Jedes Wochenende und gerne auch nach der Arbeit, weil ich hier einfach schnell abschalten kann", kommt Frank Fräßdorf mit Mutter Erika aus Bonn nach Pützfeld. "Mit einem Zelt haben wir vor Jahrzehnten angefangen und wollten eigentlich an die Mosel. Beim Zigarettenstopp hat es uns gut gefallen. Dann haben uns Bekannte auf den Platz hier eingeladen, und irgendwie sind wir dann geblieben", erinnert sich die 84-Jährige.

Jeder der beiden wohnt in einem eigenen Wohnwagen. Dazwischen liegen Betonplatten, "damit ich nicht Rasenmähen muss", so der Sohn. Ganz anders sieht es in "Jeroschs Oase am Bahndamm" aus, die ein Holzschild am Zaun ausweist. Der dreijährige Emilio und sein neunjähriger Freund Luis mögen den kleinen Teich mit den Goldfischen drin, außerdem kicken sie gerne.

Auch Oma und Opa aus Brauweiler sind Fußballfans und haben sich eigens eine FC-Klause eingerichtet. Opa Franz hat zudem eine eigene Werkzeugbude und zimmert draußen gerade einen Wind- und Regenfang für den Eingang zum Schlafwohnwagen der Enkel. Klar, dass der eigene Wohnwagen längst um ein Anbau aus Holz samt komplett ausgestatteter Einbauküche erweitert ist.

Noch luxuriöser sieht es bei Hans Schroeder auf dem Remagener Campingplatz "Goldene Meile" aus. Dass der Geilenkirchener ein passionierter Handwerker ist, kann man den rund 110 Quadratmetern Fläche mit überdachten Sitzgelegenheiten, Gartenhäuschen und Wohnwagen-Anbau ansehen. Gerade erst hat er einen Zaun gebaut, damit Hündchen Sammi sich nicht auf eigene Faust auf "Exkursion" begibt.

Als nächstes steht eine neue Duschwandverkleidung an. Aber nicht wegen der Werkarbeiten, sondern vor allem wegen der netten Leute auf dem Platz zieht es ihn und seine Frau Irmgard nach Remagen.

Nur auf der Durchreise ist hingegen Familie Medendorp aus Nimwegen, denn Mutter und Tochter wollen mit dem Rad bis nach Bregenz fahren, während der Vater den Campingbus von einem Campingplatz zum anderen steuert und Remagen für die heutige Etappe gerade gelegen kam. "Aber vielleicht kommen wir mal wieder einfach so, denn es ist schön hier", sagt der Familienvater.

Einen plötzlichen kräftigen Regenschauer sitzen Johannes und Christel Bensberg beim Abendessen im Vorzelt ihres Wohnwagens aus. "Weil die Entfernung von Wesel günstig ist, wir den Mittelrhein mögen und wir hier gerne Ausflüge machen", kommen sie seit zehn Jahren immer wieder nach Remagen. Und warum machen sie Campingurlaub? "Weil wir uns hier nicht dauernd zum Essen in Schale werfen müssen."

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