Serie Hammer und Amboss wahren Tradition

NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID · "Traditionelles Handwerk in der Region": Herbert Köchner stellt seine Arbeit als Kunstschmied vor.

Mit gezielten Schlägen bearbeitet Herbert Köchner die glühende Metallstrebe. Der Hammer in seiner rechten Hand rast auf den Amboss nieder, das dazwischenliegende Werkstück wird immer flacher, Funken sprühen umher. Im Hintergrund lodert das Feuer auf der Esse, einer offenen Feuerstelle mit Abzug. Herbert Köchner ist Schmied, seine traditionelle Arbeitsweise mittlerweile immer seltener geworden.

"Wir wollen hier die alte Handwerkstradition aufrechterhalten. Das lassen wir uns von keinem nehmen", sagt Köchner und beschreibt damit die Besonderheit seiner Schmiede in Hülscheid. Ware vom Band gibt es hier nicht, jedes Stück ist individuell und einzigartig. "Egal ob es eine Lampe, ein Geländer für den Balkon oder die Treppe oder auch ein großes Tor ist, jedes Stück muss etwas Besonderes sein", betont der 49-Jährige.

1978 nahm er seine Lehre an gleicher Stelle auf, nach der Meisterschule übernahm er die Schmiede 1996. "Das war früher eine alte Fachwerkschmiede, die 1980 abgerissen und neu aufgebaut wurde", erklärt Köchner. Seit 150 Jahren gibt es die Schmiede an der Birkenfelder Straße nun schon.

Derzeit arbeitet der Schmied zusammen mit seinem Sohn Tom, der als Lehrling beim Vater angestellt ist, an einem Balkongeländer. "Schnörkel ist dabei heute nicht mehr so gefragt", betont der Kunstschmied. Seine Werke müssen auch immer zum Haus und den Menschen passen. Kleine Figuren, die am Geländer sitzen oder an einzelnen Streben hochklettern, verzieren die Arbeit. Aus einem Stück Flachmetall wird die Figur gestaltet, das Werkstück immer wieder ins Feuer gehalten, die Arme und Beine aus dem bis zu 1200 Grad heißen Metall gebogen. "Hier muss man ganz genau arbeiten - das lernt man nur durch jahrelange Erfahrung", betont Köchner. Das gesamte Geländer bedarf mehrerer Wochen intensiver Arbeit.

"In so einer Qualität bekommt der Kunde das aber nicht im Baumarkt", verspricht Köchner. Seine Werke seien für die Ewigkeit. "Das ist auch das Schöne an dem Beruf: Ich kann ein Leben lang meine Stücke an den Häusern sehen."

In seiner Schmiede finden sich so manche Besonderheiten. Der Amboss etwa ist über 100 Jahre alt und wiegt genau 303,5 Kilogramm. Sein Lieblingswerkzeug hält der Kunstschmied in der Hand: "Das ist mein Lieblingshammer. Der wird schon seit Generationen weitergegeben." Irgendwann wird er diesen Hammer vielleicht auch an seinen Sohn weiterreichen.

Immer wieder bietet Köchner in seiner Schmiede auch Schmiedekurse an, in der örtlichen Hauptschule stellt er sein Handwerk regelmäßig vor. "Ich arbeite gerne mit Jugendlichen zusammen und versuche sie für meinen Beruf und vor allem für die traditionelle Seite dieses Handwerks zu begeistern", erklärt der zweifache Vater. Dass sich junge Menschen kaum noch für den ältesten Metallberuf interessieren, stört ihn gewaltig.

So ganz ohne modernere Gerätschaften geht es aber auch in seiner Schmiede nicht. Ein mechanischer Hammer erleichtert Köchner die Arbeit. "So etwas nehme ich dann natürlich auch an." Für die Feinarbeiten ist aber wieder handwerkliches Augenmaß gefragt, da verlässt sich Köchner nicht auf moderne Techniken.

Seine Kunst hat ihn schon bis nach Spanien gebracht. Ein Kunde war so begeistert, dass er den Hülscheider für sein Ferienhaus engagierte. "Dann habe ich mich ins Flugzeug gesetzt und das bestellte Tor natürlich mitgebracht."

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