Ausbrecher in Rheinbach Geschichte über Fluchthilfe möglicherweise Racheakt

Rheinbach · In einem Interview hatte ein ehemaliger Mithäftling des in Rheinbach geflohenen Häftlings und Mörders Detlef W. (43) von Fluchthilfe gesprochen. Das könnte jedoch ein Racheakt gewesen sein.

Update 11. Mai: Die Geschichte von vermeintlicherFluchthilfe von Gefängnisbediensteten in Rheinbach für einenverurteilten Mörder könnte ein Racheakt gewesen sein. Das geht auseinem Bericht von Landesjustizminister Thomas Kutschaty (SPD) an denRechtsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags hervor.

Er liegtder Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vor. Ende April war ein43-jähriger Mörder in einer Box für Holzabfälle aus derJustizvollzugsanstalt Rheinbach geflohen.

Ein ehemaliger Mithäftlinghatte behauptet, dem Mann sei vom Gefängnispersonal geholfen worden.Der inzwischen wieder ergriffene Mörder bestreite dies, teilteKutschaty mit. Der Gefangene gehe von einem Racheakt desvermeintlichen Mitwissers aus.

Meldung vom 10. Mai: Der vor gut anderthalb Wochen aus dem Gefängnis in Rheinbach geflohene Mörder Detlef W. (43) hatte nach Angaben seines Anwalts keine Fluchthelfer. Damit entlastet er die JVA-Mitarbeiter. Weder Bedienstete der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt noch Mitgefangene hätten ihn unterstützt, erklärte Rechtsanwalt Heribert Kayenburg. Vielmehr habe sein Mandant den Ausbruch aus der Gefängnisschreinerei "zwei- oder dreimal" geprobt, ohne ihn zu vollenden.

Hintergrund: Ein ehemaliger Mithäftling des als "Hahnwald-Mörders" bekannten Mannes hatte im WDR behauptet, der Geflohene habe ihn angerufen und erzählt, dass andere Häftlinge und JVA-Bedienstete ihm bei der Flucht geholfen hätten. Die Staatsanwaltschaft Köln geht nach den Hinweisen nach (der GA berichtete). Der Mithäftling sei bereit, seine Aussagen den Ermittlungsbehörden gegenüber zu wiederholen. Der 43-Jährige hatte sich in einer Box mit Holzabfällen versteckt, die aus der Anstaltsschreinerei in einen holzverarbeitenden Betrieb gebracht wurden, und war so entkommen. Zwei Tage später konnte die Polizei ihn in Köln-Ehrenfeld fassen. 2007 soll er die Millionärin Jutta H. in Köln-Hahnwald getötet haben, bis heute bestreitet W., den Mord begangen zu haben.

Nach Angaben seines Rechtsbeistandes hatte W. nach seiner Flucht in Rheinbach einen Zug bestiegen und war nach Köln gereist. Dort besuchte der Flüchtige dann das Grab seiner Mutter auf dem Kölner Westfriedhof in Bocklemünd. Von einem Mitarbeiter des Friedhofs ließ er sich das Urnengrab zeigen. Zuvor war er mit der Straßenbahn zum Westfriedhof gefahren.

Mit den von dem ehemaligen Mitgefangenen geäußerten Vorwürfen befasst sich nun die Staatsanwaltschaft Bonn. Sehr überrascht hatte Rheinbachs Anstaltsleiter Heinz-Jürgen Binnenbruck auf die Aussagen des ehemaligen Häftlings reagiert. Da er auch selbst Gegenstand der behördlichen Ermittlungen sei, konnte er zum genauen Ablauf der Flucht nicht Stellung nehmen. Das werde das Justizministerium nach Abschluss der Ermittlungen tun. Im Moment sei ihm nicht bekannt, welche seiner Leute namentlich verdächtigt würden. Seine interne Überprüfung der Fluchtumstände habe aber keine Hinweise auf eine mögliche Beteiligung seiner Bediensteten erbracht.

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