Gerhard, Udo und der Lindiismus

Vom Straßenmaler zum Staatsmaler oder was Gerhard Schröder und Udo Lindenberg verbindet - Bilder des Rockmusikers erst im Palais Schaumburg und ab Ende April im Bonner Haus der Geschichte

  Da rockt  Altrocker Udo Lindenberg und das Publikum klatscht begeistert. Auch der Bundeskanzler freut sich über den gelungenen Abend im Palais Schaumburg.

Da rockt Altrocker Udo Lindenberg und das Publikum klatscht begeistert. Auch der Bundeskanzler freut sich über den gelungenen Abend im Palais Schaumburg.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Er kam zwar nicht mit dem Sonderzug aus Pankow, aber eigens mit dem Flieger aus Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder nahm sich Mittwoch trotz mächtig vollem Terminkalender Zeit für einen Freund, einen Künstler, einen Rockmusiker, für einen, der "Lebensfreude, Ernsthaftigkeit und politischen Anspruch" verbinde, für Udo Lindenberg.

Der hat immerhin die Ehre, eine Auswahl seiner großformatigen, frechen wie farbenfrohen Bilder im Palais Schaumburg zeigen zu dürfen, bevor sie ab Ende April komplett im Haus der Geschichte unter dem Titel "Keine Panik. Udo Lindenbergs bunte Republik" einem breiten Publikum zugänglich ist.

Am Mittwoch also eine kleine, aber feine Schau an dem Ort, an dem 1973 der Grundlagenvertrag unterzeichnet wurde und die Entspannungspolitik eines Willy Brandt ihren Höhepunkt erlebte und Udo Lindenberg mit seinem "Alles klar auf der Andrea Doria" berühmt wurde.

150 geladene Gäste, unter ihnen NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann, die beiden ehemaligen Kanzleramtschefs Horst Ehmke und Manfred Schüler, die Frau des Bundeswirtschaftsministers, Karin Clement, die Schauspielerin Renan Demirkan, der Chef des Hauses der Geschichte, Hermann Schäfer, sowie Bonner Lokalgrößen und Kulturschaffende. Lindenberg, wie gewohnt mit schwarzem Hut und Sonnenbrille, hört denn auch gern, was der Kanzler über ihn zu sagen hatte.

Lindenberg habe mit seinem eigenen Stil nicht nur alle Trends überlebt, er habe auf seine Weise für mehr Durchlässigkeit zwischen der Bundesrepublik und der DDR gesorgt. "Seine Musik sickerte durch den Eisernen Vorhang", so Schröder, "seine Hartnäckigkeit brachte ihn in den Palast der Republik." Lindenberg habe damals ein Signal gesetzt.

Und weil die zwei Freunde sind, wird Udo Lindenberg dem Bundeskanzler beim Aufbau eines deutsch-russischen Jugendwerkes helfen, kündigte Schröder an. Lindenberg habe mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bereits ein Konzert mit deutschen und russischen Nachwuchsbands im Juli in Sankt Petersburg verabredet.

Was von Udo Lindenbergs Bildern "aus der Sicht großer Kollegen zu halten ist", überließ der Kanzler dem Düsseldorfer Kunstprofessor Markus Lüppertz, der dem Rockmusiker einen flotten Strich bescheinigte, auch ohne Kunststudium. Aber singen hätte er ja auch nicht gelernt, warf Lindenberg ein.

Der Mann mit dem "Hut als schwarzen Heiligenschein" (Lüppertz über Lindenberg) charakterisierte seine eigenen Werke "als Straßenmalerei", nennt seinen unbekümmerten Strich Lindiismus. Solange die Ziele der von ihm unterstützten Bewegungen denen der Regierung gleich kämen, sei er gern bereit "heute vom Straßenmaler zum Staatsmaler" zu werden.

Nach einem Rundgang durch die Ausstellung gab es am Ende noch eine geplant spontane Musikeinlage. Lindenberg vertonte ganz spontan die von Lüppertz auf ihn gehaltene Lobeshymne.

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