Filigrane Schalenkunst

Ulli Marten macht aus Eiern Deko-Objekte, Leuchten und Schmuck

Oelinghoven. Zur Perfektion getrieben hat Ulli Marten die "Kunst am Ei". "Begonnen hat alles mit meinen vier Gänsen vor nicht ganz zehn Jahren", sagt die gebürtige Beuelerin, die seit frühester Jugend in Oelinghoven lebt.

Das Federvieh produzierte im Frühjahr Eier im Überfluss, mindestens je eins alle zwei Tage, also knapp 30 pro Woche. Da kam Rührei oder Omelett fast täglich auf den Tisch. Marten, die als Kind viel gebastelt, getöpfert und gemalt hat, kam auf die Idee, die zerbrechlichen Eierschalen kreativ zu gestalten. "Zunächst habe ich die Eier ausgeblasen und wie wohl viele andere auch mit Wasser- und Acrylfarbe bemalt", sagt sie.

Dann schaute sie sich bei der sorbischen Volkskunst eine interessante Technik ab: In der Lausitz im deutsch-polnischen Grenzgebiet bedient man sich beim Eierverzieren der Wachsbossiertechnik. "Dabei wird geschmolzenes, farbiges Wachs auf die Eier aufgetragen", erzählt Marten.

Stecknadelköpfe benutzt sie für runde Muster. Gänsefederkielen, deren Spitzen sie etwa zu Dreiecken oder Rauten zuschneidet, sind ihr Malwerkzeug. Bevor die Federkielen jedoch zum Einsatz kommen, wird das jeweilige Ei mit Zirkel und Maßband genauestens eingeteilt, um die Grobstruktur des Musters aufzutragen.

Das wiederum hat die Künstlerin am Computer millimetergenau geplant. "Schließlich müssen die Ornamente ohne Überschneidungen genau auskommen auf der ovalen Form", gibt Marten zu bedenken. Bei der Bossiertechnik müsse einfach alles auf Anhieb stimmen. Korrekturen sind nicht mehr möglich, da das heiße Wachs in die poröse Kalkschicht eindringt.

Voraussetzung ist eine äußerst ruhige Hand, die auch bei der Gravur- und Perforationstechnik notwendig ist. Auch wenn beim Geräusch während dieser Arbeit Zuschauern ungute Erinnerungen an einen Zahnarztbesuch kommen sollten - die mit dieser Technik bearbeiteten Eier strahlen einen ganz besonderen Charme aus.

"Zum Perforieren nutze ich eben einen sehr feinen Zahnarztbohrer. Mit diesem präzisen Werkzeug kann ich die Eierschalen bearbeiten, ohne Gefahr zu laufen, dass diese splittern, vorausgesetzt sie haben nicht schon vorher Risse oder andere Schäden gehabt", sagt Marten. Mittels Schablone oder freihändig werden die Muster aufgetragen, bevor dann mit viel Fingerspitzengefühl die eigentliche Arbeit beginnt, die sich über mehrere Stunden hinziehen kann.

"Dickschalige Straußeneier bieten sogar die Möglichkeit, Reliefs einzugravieren", so die Kunsthandwerkerin. Längst benutzt sie nämlich nicht mehr nur die Eier ihrer Gänse. Emus, Schwäne und Puten, aber auch Fasane, Wachteln und Zwerghühner, zählen zu ihren Eier-Lieferanten. "Ich bin immer auf der Suche nach neuen Eiern und klappere dabei auch Züchter ab, die mir etwa Windeier und die Schalen anderer Fehlbrütungen überlassen", erzählt Marten.

Der Bedarf ist groß, denn auf die Gestaltung von Ostereiern beschränkt sich die Kunsthandwerkerin nicht mehr. Gravierte oder perforierte Straußeneier werden unter ihren Händen zu Leuchten, aber auch zu Schmuck und Dekoration, wie Delphine oder die Engelsflügel, die Herz- oder Blumenanhänger.

Zurzeit sind natürlich vor allem Martens Ostereier gefragt, die man von Samstag, 23., bis Ostermontag, 25. April, im Kreismuseum Zons in Dormagen von 11 bis 17 Uhr bewundern kann.

Das Ei als Symbol Schon bei den Griechen ist das Ei das Symbol für die Schöpfung und die Auferstehung. Erst 1553 wird von roten Eiern bei einer österlichen Speisenweihe berichtet, die Bezeichnung Osterei taucht erstmals 1615 in Straßburg auf.Das Verstecken der Ostereier wird 1682 in der Schrift "Satyrae" erstmals erwähnt. Auch der Osterhase wird Ende des 17. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Es dauerte weitere 200 Jahre, bis der Osterhase mittels Bilderbüchern und natürlich durch Schokoladen-Osterhasen richtig populär wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort