"Für die Jugend nehmen sie sich keine Zeit"

Rassismus und Intoleranz standen im Mittelpunkt des Aktionstages gegen Rechts - Schulen und Vereine aus Bonn stellten ihre Projekte zum Thema Fremdenfeindlichkeit vor

"Für die Jugend nehmen sie sich keine Zeit"
Foto: Engels

Bonn. Manche Vorurteile sind nicht auszurotten. Einem besonders hartnäckigen rückte die Videokooperative Bonn mit der Kamera zu Leibe - vor einem Supermarkt. Und es ging um die Frage: Stimmt das Klischee vom Tüten schleppenden Türken überhaupt? "Siehe da: Davon kann überhaupt nicht die Rede sein", berichtet Midia Majouno. Wenn der Film fertig geschnitten ist, sollen die Videobänder vor allem in Bonner Schulen gezeigt werden. Rassismus und interkulturelle Verständigung - das stand am Sonntag im Mittelpunkt des Aktionstages im eigens dafür geöffneten Bonner Rathaus.

Vom Landesprogramm "Aktionen gegen Rechts" unterstützt, das der Stadt insgesamt 317 000 DM zur Verfügung stellt, beteiligten sich zwölf Vereine und Schulen an dem Aktionstag unter dem Motto "Einander verstehen - miteinander leben".

Während die Beueler Gesamtschule Bilder von ihrem letzten Aktionstag gegen Rechts, das Frauenmuseum Exponate aus der Ausstellung "wegZiehen" zeigte, informierte der Stadtsportbund vor dem Rathaus über seinen Action-Bus. Der soll vornehmlich an Schulen und sozialen Brennpunkten eingesetzt werden und Materialien für Streetball und andere Trendsportarten transportieren.

Erzählcafé im Gobelinsaal: Dort diskutierten an einem runden Tisch Senioren und Jugendliche über Intoleranz und Rassismus. Beides liegt für die frühere Reisejournalistin Hannelore Schmitz in weiter Ferne. Sie bereiste 95 Länder, besuchte zuletzt Tibet. Ihr Fazit: "Wer sprachlos durch die Gegend zieht, kommt nicht weit."

Szenekenner wie der Erzieher und Journalist Boris Hempel berichteten über rechtsextreme Gewalt in Bonn. Hempels Recherchen ergaben, dass in Bonn rund 150 militante Gewaltbereite zwischen 14 und 25 Jahren leben. In der anschließenden Lesung berichtete unter anderem die Muslimin Nevin Aydin über das Schicksal der Bonner Juden.

Trotz guter Resonanz ärgerte sich Celia Schmidt vom Förderverein Lokalradio (LoRa), der den Aktionstag mit dem Verein "An der Synagoge" und dem "Godesheim" organisiert hatte, dann doch ein wenig: das mangelnde Interesse der Politiker. "Überall werden Kränze niedergelegt, aber für die Jugend nehmen sie sich keine Zeit."

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