Fall Louise Kerton Ermittler schließen die Akte Louise Kerton

Swisttal-Strassfeld · Nach zehn Jahren hat die Aachener Staatsanwaltschaft jetzt die Suche nach der vermissten Engländerin beendet. Am 30. Juli 2001 wurde die junge Frau, die davor mehrere Wochen in Swisttal-Straßfeld zu Besuch war, am Aachener Bahnhof zuletzt gesehen.

 Blick über die Kiesgruben auf Swisttal-Straßfeld: Hier wurde Louise Kerton vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.

Blick über die Kiesgruben auf Swisttal-Straßfeld: Hier wurde Louise Kerton vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen.

Foto: Henry/Archiv

Die Akte Louise Kerton ist geschlossen. Nach zehn Jahren hat die Aachener Staatsanwaltschaft jetzt die Suche nach der vermissten Engländerin beendet. Am 30. Juli 2001 wurde die junge Frau, die davor mehrere Wochen in Swisttal-Straßfeld zu Besuch war, am Aachener Bahnhof zuletzt gesehen.

Die Mutter ihres Verlobten hatte sie dort abgesetzt. Kerton wollte in Aachen in den Zug nach Oostende steigen, doch da verliert sich die Spur der 24-Jährigen. Zwar könnten die Ermittlungen erneut aufgenommen werden, falls sich neue Anhaltspunkte ergeben, die Staatsanwaltschaft habe aber keinerlei Hinweis auf ihr Schicksal.

Ihr Vater Phil Kerton geht davon aus, dass seine Tochter einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Die ebenfalls britische Familie ihres damaligen Verlobten ist inzwischen aus Straßfeld weggezogen.

Vor neun Jahren drehten 180 Polizisten auf der Suche nach der Leiche von Louise Kerton jeden Stein um. Die Bereitschaftsbeamten aus Aachen und Köln suchten mit Eisenstangen und Hunden Feldränder und Kiesgruben ab. Auch Taucher wurden an den Tümpeln eingesetzt.

Zu diesem Zeitpunkt wurde Louise Kerton aus Kent in England bereits mehr als ein Jahr lang vermisst. Laut Aussage ihrer Schwiegermutter in spe hatte diese ihren Gast am 30. Juli zum Aachener Hauptbahnhof gebracht. Dort wollte die junge Frau um 12.04 Uhr den Zug Richtung Oostende in Belgien nehmen.

Noch am selben Tag hatte sie die Fähre nach Dover nehmen wollen, wo ihr Verlobter auf sie wartete. Doch sie kam nie an. Ihr Freund wartete nach eigenen Angaben noch fünf Tage auf Louise. Wie Verwandte und Freunde berichteten, war die 24-Jährige zum Zeitpunkt ihres Verschwindens möglicherweise in einem labilen seelischen Zustand: Wenige Wochen zuvor war ihre Freundin Lucie Blackman, mit der sie auf die Walthamstow Hall School in der Rheinbacher Partnerstadt Sevenoaks zur Schule gegangen war, ermordet worden.

Außerdem war Kerton gerade durch das Abschlussexamen als Krankenschwester gefallen.

Straßfelder Nachbarn ihrer angehenden Schwiegereltern sagten aus, die 24-Jährige habe depressiv gewirkt. Auch ihr Verlobter und dessen Mutter bestätigten den Ermittlern, sie sei sehr krank gewesen und habe sich zeitweise schlecht bewegen können. Zudem habe Louise stark an Gewicht verloren.

Nach dem 30. Juli 2001 gab es kein Lebenszeichen mehr von Louise, die sich gewöhnlich per Telefon oder Brief regelmäßig bei Verwandten und Freunden meldete. Von ihrem Konto wurde nichts abgebucht, die Kreditkarte nicht benutzt.

Allerdings hatte sie kurz vor ihrer Abfahrt einen Brief an Bekannte geschickt. Eine Untersuchung ergab, dass der Brief zwar von Louise Kerton verfasst wurde, Art und Inhalt aber eher untypisch für sie sind. Möglicherweise habe sie ihn unter Zwang geschrieben. Die Eltern fürchteten zunächst, sie könnte wegen ihrer labilen Gemütsverfassung von einer Sekte verführt worden sein. Später gingen sie davon aus, dass ihre Tochter tot sei.

Nachdem sich die deutschen Ermittlungsbehörden beim Bekanntwerden des Vermisstenfalles zunächst wegen fehlender Indizien zurück hielten, ist später ein Informationsaustausch zwischen der Aachener Polizei und den Kollegen in Kent geregelt worden. Abstimmungsschwierigkeiten sollten so ausgeräumt werden. Der Fall hatte erhebliche Aufmerksamkeit in den englischen Medien erregt. Am Jahrestag des Verschwindens von Louise Kerton hatten Angehörige vor der deutschen Botschaft in London demonstriert und Botschafter Thomas Matussek aufgefordert, die Suche in Deutschland forcieren zu lassen.

Daraufhin waren die Ermittlungen wieder aufgenommen worden. Auch in der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" wurde der Fall Ende 2002 gezeigt. Dabei gab es eine Panne. Rudi Cerne zeigte Fotos, die angeblich aus der Kamera Louise Kertons stammten. Die war aber im Labor verwechselt worden. So blieben die Ermittlungen bis heute ohne Erfolg.

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